Bei Stepstone sind bald Arbeitgeberbewertungen möglich

Die Jobbörse Stepstone bietet bald auch Arbeitgeberbewertungen ähnlich wie bei Kununu an. Hintergrund ist ein Relaunch der Unternehmensprofile, die in das neue Format "Company Hub" überführt wurden. Geschäftsführer Sebastian Dettmers erklärt im Interview, was es damit auf sich hat.

Haufe Online-Redaktion: Herr Dettmers, das Layout des Stepstone-Unternehmensprofils wurde relauncht. Wann ist mit den ersten Arbeitgeberbewertungen zu rechnen?

Sebastian Dettmers: Ich würde nicht unbedingt von einem Relaunch sprechen, denn „Company Hub“ ist im Prinzip ein neues Produkt. Das Unternehmensprofil geht in „Company Hub“ auf, zusätzlich sind beispielsweise Fotos, Videos, Mitarbeitervorteile sowie tiefgehende Informationen über die Unternehmen möglich. Die Arbeitgeberbewertungen werden wir voraussichtlich im Sommer 2017 als Bestandteil des „Company Hub“ zur Verfügung stellen.

Haufe Online-Redaktion: Wie viele Unternehmen haben das Unternehmensprofil bislang genutzt?

Dettmers: Bislang hat eine vergleichsweise geringe Anzahl an Unternehmen das Unternehmensprofil ausgefüllt. Die Firmen haben diese Möglichkeit für das Employer Branding überhaupt noch nicht verinnerlicht. Mit dem neuen „Company Hub“ wollen wir Unternehmen ganz bewusst dazu ermuntern, sich als Arbeitgeber vorzustellen. Auch diejenigen Arbeitgeber, die gerade keine Stelle online ausgeschrieben haben, sollten ein Unternehmensprofil haben. Davon profitieren nicht nur Jobsuchende, sondern auch die Unternehmen, denn sie erhalten passende Bewerber.

Haufe Online-Redaktion: Wie funktionieren die Arbeitgeberbewertungen? Sind reine Sterne-Bewertungen geplant oder können Mitarbeiter auch Kommentare abgeben?

Dettmers: Uns ist wichtig, dass die Bewertungen konkrete Kommentare enthalten. Es gibt Bewertungskriterien zu Themen wie Unternehmenskultur, Fortbildungsmöglichkeiten, Work-Life-Balance oder Aufstiegsmöglichkeiten. Außerdem können die Mitarbeiter angeben, was ihnen gut an einem Unternehmen gefällt und welche Verbesserungsvorschläge sie haben. Sie schreiben auch kurz, welche Tätigkeit sie dort ausüben. Die Bewertungen sollen einen echten Mehrwert für Jobsuchende haben.  

Haufe Online-Redaktion: Gehört auch eine manuelle Überprüfung der Kommentare zu ihrem Konzept?

Dettmers: Ja. In der manuellen Überprüfung sehen wir den wesentlichen Unterschied zu anderen Bewertungen im Internet. Grundsätzlich glauben wir, dass man ein Unternehmen nicht einfach mit einem oder fünf Sternen bewerten kann, sondern man muss eine differenzierte Sicht auf ein Unternehmen geben. Menschen finden ein Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Gründen gut oder schlecht. Das kann nicht pauschalisiert werden. Deshalb ist es wichtig, die spezifische Sicht eines Nutzers abzufragen.


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Haufe Online-Redaktion: Nach welchen Kriterien werden die Kommentare durchgesehen?

Dettmers: Wir wollen vermeiden, dass Sterne-Bewertungen ohne jeglichen Kommentar abgegeben werden. Wir wollen darüber hinaus eine klassische Schmähkritik vermeiden, wie „Was ist gut am Unternehmen: gar nichts“ oder „Was ist schlecht: alles“. Wir streben vielmehr eine inhaltlich differenzierte Auseinandersetzung mit dem Unternehmen an. Kommentare, die leere Phrasen beinhalten, werden wir nicht veröffentlichen. Dazu gehört auch überschwängliches Lob ohne weiteren Informationsgehalt. Wir werden darüber hinaus Reviews löschen, die Personen explizit benennen, oder solche, bei denen man Personen eindeutig identifizieren kann. Unwahre Tatsachenbehauptungen oder Kommentare, in denen Ehr- oder Persönlichkeitsverletzungen vorkommen, werden wir ebenfalls nicht veröffentlichen. Noch einmal: Die Bewertungen sollen es den Kandidaten leichter machen, den richtigen Job und Arbeitgeber für sich zu finden. Arbeitgeber-Bashing hilft ihnen dabei herzlich wenig, aussagekräftige Informationen hingegen helfen schon.


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Haufe Online-Redaktion: Welche Anzahl an Unternehmensprofilen und Bewertungen peilen Sie bis Ende 2017 an?

Dettmers: Bis Ende des Jahres werden wir schätzungsweise eine sechsstellige Zahl an Bewertungen haben. Uns ist die tatsächliche Anzahl aber nicht so wichtig, sondern vielmehr die Qualität. Besser als 150 oberflächliche Reviews für ein Unternehmen sind 20, die tatsächlich aussagekräftig sind. Zu den Unternehmensprofilen kann ich noch keine konkreten Zahlen nennen. Wenn es Ende 2017 einige Tausend sind, werden wir uns sehr freuen. Wir streben an, dass alle unsere Kunden Unternehmensprofile erstellen.

Haufe Online-Redaktion: Welche Strategie verfolgen Sie mit der neuen Form von Arbeitgeberbewertungen?

Dettmers: Wir haben festgestellt, dass Menschen, die auf Jobsuche gehen, erfahren wollen, wo es offene Stellen gibt, die zu ihren Interessen und zu ihrer Persönlichkeit passen. Ein Job ist mehr als eine Stellenbeschreibung mit Anforderungsprofilen und Aufgabenkatalog. Vielmehr wird er durch die gesamte Firmenkultur geprägt. Deshalb wollen wir Stellensuchenden die Möglichkeit geben, sich vollumfänglich über ein Unternehmen zu informieren. Das beinhaltet sowohl Informationen, die vom Unternehmen selbst bereitgestellt werden, als auch Berichte von aktiven und ehemaligen Mitarbeitern. Letztendlich wollen wir einen Kandidaten in die Lage versetzen, die richtige Entscheidung darüber zu treffen, wo er künftig arbeiten will.

Haufe Online-Redaktion: Das heißt aber auch, dass Sie damit in direkte Konkurrenz zu den Arbeitgeberbewertungen von Kununu und Xing treten?

Dettmers: Bewertungen sind bei vielen Services üblich, sei es beim Besuch eines Restaurants, dem Buchen eines Hotelzimmers oder eben bei der Jobsuche. Arbeitgeberbewertungen finden sich auch heute schon auf viel mehr Plattformen als auf Xing und Kununu. Bewertungen sind meiner Ansicht nach ein Service, den Kandidaten heute einfach erwarten. Interessanterweise erhalten wir eine ähnliche Rückmeldung nicht nur von Kandidatenseite, sondern auch von Arbeitgeberseite. Wir haben mit vielen Arbeitgebern gesprochen. Diese sagen nahezu ausnahmslos, dass es heutzutage erforderlich ist, Arbeitgeberbewertungen anzubieten, und dass sie den inhaltsfokussierten Ansatz von Stepstone als gut erachten. 


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Haufe Online-Redaktion: Das Prüfen der Kommentare ist aufwendig. Damit werden einige Personen beschäftigt sein.

Dettmers: Absolut. Aber das Thema Qualität ist uns wichtig. Wir prüfen auch jede Stellenanzeige, die bei uns online geht, händisch. Aus unserer Sicht ist das Thema Jobs zu wichtig, um ungeprüfte Inhalte durchzulassen. Wir wollen, dass ein Kandidat mit Inhalten konfrontiert wird, die ihm wirklich dabei helfen, einen neuen Job zu finden.

Haufe Online-Redaktion: Welche Preispolitik steckt hinter den Arbeitgeberbewertungen? Werden damit die Preise für die Unternehmensdarstellung angehoben?

Dettmers: Nein, „Company Hub“ ist kostenfrei. Seit der Einführung von „Company Hub“ gibt es das kostenpflichtige Unternehmensprofil, das wir früher angeboten haben, nicht mehr.

Haufe Online-Redaktion: Aber dafür wurden die Preise für Stellenanzeigen angehoben?

Dettmers: Nein, die Preise für Stellenanzeigen wurden 2015 zuletzt angehoben. Aktuell erhöhen wir sie nicht und wir werden sie auch in diesem Jahr nicht erhöhen. Übrigens: In Irland haben wir schon Arbeitgeberbewertungen eingeführt. Auf www.irishjobs.ie können Sie die Technik, die in Deutschland zum Einsatz kommen wird, schon ansehen.


Dr. Sebastian Dettmers ist seit Juli 2011 Geschäftsführer von StepStone.de. Zuvor war er bei der Axel Springer SE tätig und beschäftigte sich unter anderem mit dem Aufbau des Digitalportfolios. 


Schlagworte zum Thema:  Recruiting, Employer Branding, Jobbörse