Vertrauensvolles Wirtschaften


Human Works Talk: Trust

"Vertraust du mir, vertrau ich dir." Der dritte Human Works Talk von Mercer-Promerit am Donnerstag, den 20. August behandelte das Thema "Trust" in Gesellschaft, Wirtschaft und in der Beziehung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Dieter Kern, Partner von Mercer, führte die Diskussionsrunde.

Vertrauen, Wahrhaftigkeit und Verlässlichkeit, diese drei Bedingungen bildeten das "Ethos der Kommunikation", ohne die Kommunikation und somit beispielsweise auch geschäftliche Beziehungen nicht gelingen kann. Über diesen philosophischen Einstieg führte Julian Nida-Rümelin das Thema des dritten Human Works Talk ein: "Trust". Was heißt das nun für die unternehmerische Praxis? "Die Erfahrungen gemeinsamer Erfolge stiften Vertrauen," meint der Professor von der Ludwig-Maximilians-Universität in München, der außerdem Staatsminister im ersten Schröder-Kabinett war. Auch die Außen- und Innenwahrnehmung von Unternehmen müssten dafür übereinstimmen. Staatliche Regelungen oder Sanktionen hingegen sieht er als letztes Mittel.

Vertrauen in Politik auf dem Prüfstand

Bevor die an den Impulsvortrag anschließende Diskussion auf die unternehmerische Praxis selbst eingeht, stellte Moderator und Gastgeber Dieter Kern, Partner der Beratungsgesellschaft Mercer, nochmal die ganz große Frage: Wie steht es um das Vertrauen in unsere Politik und in unser Gesellschaftssystem? Mit Blick auf die niedrigen Vertrauenswerte, die die Parteienlandschaft in Umfragen genieße, bei gleichzeitig verhältnismäßig hohen Vertrauenswerten ins politische System im allgemeinen steht für Thomas Sattelberger fest, an welcher Aufgabe sich diese Frage entscheiden wird: "Gelingt es den politischen Akteuren, das Gemeinwohlinteresse über Partikularinteressen zu stellen?" Der ehemalige Telekom-Personalvorstand sitzt für die FDP-Fraktion im Bundestag und ist der Überzeugung, dass sich das Vertrauen in die Politik an mehreren Punkten festmachen lässt: In der Coronakrise sei natürlich vor allem ein funktionierendes Gesundheitssystem gefragt, langfristig müsse aber vor allem spürbar werden, dass die Erträge des Wirtschaftswachstums bei allen Mitgliedern unserer Gesellschaft ankommen.

Beziehungen als Basis für Vertrauen

Das teilweise recht hohe Misstrauen in der Gesamtgesellschaft gegenüber Großkonzernen erklärte Martin Haep durch fehlende Beziehungen zu diesen Konzernen. Haep ist als Partner bei Mercer für den Geschäftsbereich "Wealth" verantwortlich. Er verglich das Misstrauen in Konzerne mit dem wiederum eher hohen Vertrauen, das Arbeitnehmer ihren Arbeitgebern entgegenbrächten: "Mit meinem direkten Arbeitgeber habe ich eine sehr deutliche und eine sehr persönliche Beziehung. Und er bezahlt mir auch noch mein Geld!" 

Dass die gegenseitige Beziehung eine wesentliche Rolle beim Thema Vertrauen spiele, dem simmte auch Gudio Möllering zu. Der Professor und Direktor des Reinhard-Mohn-Instituts für Unternehmensführung forscht schon lange zum Thema Vertrauen und Unternehmertum. Für die Zukunft, so Möllering, würden Kooperationen und Beziehungen immer wichtiger: "Es geht viel mehr darum, eine gemeinsame Basis zu schaffen – nicht auf der Grundlage von Compliance, sondern auf der Grundlage von Freiwilligkeit." Das zahle sich letztlich auch aus. Die Forschung zeige recht eindeutig, dass es letztendlich wirtschaftlich rentabler sei, jemandem zu vertrauen, der sich später als nicht vertrauenswürdig erweise, als jemandem nicht zu vertrauen, der sich später als vertrauenswürdig erweise. Möllering plädierte deshalb dafür, sich weniger an den Kosten der Kontrolle zu orientieren, sondern an den Ressourcen, die Vertrauen mit sich bringe: "Die Unsicherheit, die Vertrauen mit sich bringt, diese Unsicherheit ist produktiv." Denn Vertrauen erst ermögliche Kreativität, Innovation und Kommunikation.

Vertrauen in und von Mitarbeitenden

Wie sich eine vertrauensvolle Beziehung mit den eigenen Beschäftigten aufbauen lässt, erläuterte Sandra Mühlhause. Die Personalvorständin von McDonalds ist auch Präsidentin des Bundesverbands der Systemgastronomie. Sie versuche, ihren Mitarbeitenden stets zu signalisieren, dass alles dafür getan werde, um Arbeitsplätze trotz der aktuellen Krise langfristig zu erhalten. Dabei setzt sie neben der schnellen Umsetzung von Sicherheitskonzepten in den Restaurants auf eine klare Kommunikation, auf Kurzarbeit und auf schnelle Maßnahmen, wie die Personalpartnerschaft mit Aldi, mit der sie bereits im März für Aufsehen sorgte. Die HR-Funktion sieht Mühlhause als Katalysator für Vertrauen, da das HR-Team stets einen engen Kontakt zu Mitarbeitenden und insbesondere zu Führungskräften pflege und so in verschiedenen Situationen Instrumente und Hilfestellung anbieten könne.