Sabine Kluge steht wie kaum eine Zweite in Deutschland für die Themen Working Out Loud und New Work. Ihr Know-how hat sie bei Siemens aufgebaut und später als selbstständige Beraterin in verschiedene Initiativen eingebracht. Der Wechsel in eine Festanstellung bei der Deutschen Bahn zum 1. April 2020 stellt für sie einen überraschenden Einschnitt dar. Zwar will Kluge ihren Anspruch an zeitgemäße Zusammenarbeit mit in den Konzern nehmen, trotzdem nimmt sie mit dem neuen Job Abschied von ihrer bisherigen Tätigkeit als selbstständige Beraterin.
Das künftige Top-Management der DB heranziehen
"Unsere Aufgabe ist es, die von uns betreuten Führungskräfte maximal zu entlasten und zu unterstützen. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit wird die Weiterentwicklung des Talentmanagements für das Top-Management sein, ebenso wie das Thema Nachfolgeplanung", sagt Kluge dem Personalmagazin zu ihrer neuen Position. Bei der Deutschen Bahn drehe sich für sie nun alles um das Top-Management. Neben der Entwicklung der bestehenden Führungskräfte gehe es dabei auch um vertragliche und administrative Themen.
Für Kluge ist die Konzernwelt nicht neu: Bevor sie sich mit ihrer Beratungsgesellschaft Kluge und Konsorten selbstständig machte, arbeitete sie sechzehn Jahre lang bei Siemens in der Personalentwicklung, wo sie New-Work-Themen vorantrieb und dafür mehrfach ausgezeichnet wurde. Nun gehe es ihr aber nicht darum, in die Konzernwelt zurückzukehren. "Vielmehr war mir bei diesem Schritt die Chance wichtig, in einem überzeugenden Unternehmen mit einer stimmigen Strategie und einem tollen Team zu wirken und zu gestalten." Ihre neue Abteilung ist Teil des Ressorts "Strategie und Transformation" und berichtet an den CEO. Diese direkte Verzahnung mit der Unternehmensstrategie sei ein wichtiges Element, nicht nur um die Entwicklung von Top-Führungskräften voranzutreiben, sondern auch um die Transformation der Deutschen Bahn zu unterstützen, sagt Kluge.
Kein Abschied von New Work geplant
Der Stellenwechsel steht dennoch in gewissem Kontrast zu ihrem Engagement in der New-Work-Szene: Innerhalb von drei Jahren schaffte es Kluge zusammen mit Katharina Krentz und anderen Mitstreitern, das "Working Out Loud Camp" zum zentralen Treffpunkt der deutschsprachigen Anwender-Community der WOL-Methode aufzubauen, mit zuletzt 220 Teilnehmern. Das Beratungsgeschäft mit WOL, das sie aufbaute und das zeitweise die Hälfte ihres Umsatzes ausmachte, lief offenbar nicht so gut. Der Graswurzelansatz löste zwar einen Hype aus, doch aus den größtenteils kostenlosen Tools ließ sich nur schwer Geschäft generieren. Auch bei ihren anderen Beratungsprojekten, die sich um New Work drehten, machte sich Ernüchterung breit, da Veränderungen von unten offenbar schwerer zu erreichen sind, als sich das mancher New Worker vorstellt.
Schon vor der Corona-Krise nahm Kluge ein Angebot der Deutschen Bahn wahr, in der Konzernzentrale an der Betreuung und Weiterentwicklung der Top-Führungskräfte mitzuwirken. Es ist ein Perspektivwechsel, geht es hier doch um die Veränderungen, die von oben angestoßen werden. Als Ausstieg aus New Work will Kluge den Stellenwechsel aber nicht verstanden wissen. Sie reize gerade die Frage, wie und ob Themen um New Work auch auf der Ebene des Top-Managements sinnvoll integrierbar sind. Zudem sieht sie viele Synergieeffekte zwischen der neuen Aufgabe bei der Bahn und ihrem Glauben an Partizipation, einem konstruktiven und siloübergreifendem Miteinander, denn: "New Work ist in erster Linie eine Haltungsfrage", meint Kluge.
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