Wenn die Schwiegereltern ihr Geld vom Ex zurückfordern
Den genauen Zeitpunkt zu benennen, wann eine Ehe „gescheitert“ ist, fällt vielen schwer: War es schon das erste Problemgespräch oder doch erst das letzte, war es der Auszug aus der gemeinsamen Wohnung, der Gang zum Scheidungsanwalt oder erst das Einreichen des Scheidungsantrags? Für einige, die an ihrer Ehe mit aller Gewalt festhalten, bringt sogar erst die Rechtskraft der Scheidung die schmerzvolle Einsicht, dass hier wirklich nichts mehr zu retten ist.
Im vorliegenden Fall spielte der Zeitpunkt des „Scheiterns“ eine wichtige Rolle: Es ging um nahezu 15.000 EUR.
Schwiegereltern leisten finanzielle Hilfe
Die Tochter der Antragsteller heiratete im Jahr 1988. Während der Ehe unterstützten die Schwiegereltern ihre Tochter und den Schwiegersohn mit insgesamt rund 59.000 EUR, die insbesondere im Zeitraum von 1989 bis 2001 für die Errichtung eines Eigenheims und später zur Abzahlung von Krediten genutzt wurden. Die Eheleute trennten sich jedoch Anfang 2006 und reichten noch im selben Jahr die Scheidung ein. Im November 2012 wurde die Ehe schließlich geschieden.
Ex-Schwiegersohn soll zahlen
Im April 2012 verlangten die Schwiegereltern von ihrem ehemaligen Schwiegersohn eine anteilige Rückzahlung des geleisteten Geldbetrags in Hohe von 14.736 EUR. Dieser verweigerte die Zahlung mit der Begründung, der Rückforderungsanspruch sei bereits verjährt. Nachdem bereits das Thüringer Oberlandesgericht den Antrag der Schwiegereltern zurückgewiesen hatte, gab nun auch der BGH dem Schwiegersohn recht: Der Rückzahlungsanspruch der Schwiegereltern war zum Zeitpunkt der Antragstellung bereits verjährt.
Mit dem Aus der Ehe fällt „Geschäftsgrundlage“ weg
Die Bundesrichter werteten die Geldzuwendungen, die die Antragsteller während der Ehe gezahlt hatten, als Schenkung i.S. des § 515 Abs. 1 BGB. Haben Schwiegereltern eine finanzielle Zuwendung in der Vorstellung geleistet, die Ehe der beiden Beschenkten werde Bestand haben und damit ihre Schenkung insbesondere auch dem eigenen Kind dauerhaft zugutekommen, steht ihnen bei Scheitern der Ehe grundsätzlich ein Anspruch auf Vertragsanpassung gemäß § 313 Abs. 1 BGB zu. Ein solcher Rückforderungsanspruch nach den Grundsätzen über den Wegfall der Geschäftsgrundlage (§ 313 BGB) könne aber nur durchgesetzt werden, wenn den Schwiegereltern nach dem Scheitern der Ehe ein Festhalten an der Schenkung nicht zumutbar ist und der Anspruch noch nicht verjährt ist.
Ehe ist nicht erst mit Rechtskraft der Scheidung gescheitert
Der Rückzahlungsanspruch unterliegt der regelmäßigen dreijährigen Verjährungsfrist nach § 195 BGB. Dabei beginnt die Verjährung grundsätzlich mit dem Schluss des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist und der Gläubiger von den den Anspruch begründenden Umständen und der Person des Schuldners Kenntnis erlangt oder ohne grobe Fahrlässigkeit erlangen müsste (§ 199 Abs. 1 Nr. 1 und 2 BGB). Der „Umstand“, der den Rückforderungsanspruch der Schwiegereltern nach § 313 BGB vorliegend begründet, ist das „Scheitern der Ehe“. Während hierfür zwar durchaus mehrere Zeitpunkte infrage kommen, stellte der BGH fest, dass das Scheitern einer Ehe regelmäßig spätestens mit der Zustellung des Scheidungsantrags und nicht erst mit der Rechtskraft der Scheidung anzunehmen ist.
Schwiegereltern wussten Bescheid
Da unzweifelhaft feststand, dass die Schwiegereltern von der Einreichung des Scheidungsantrags im Jahr 2006 wussten, begann die Verjährungsfrist mit dem Schluss des Jahres 2006 zu laufen und endete drei Jahre später am 31. Dezember 2009. Mit ihrem Antrag auf Rückzahlung kamen die Schwiegereltern somit mehr als zwei Jahre zu spät.
(BGH, Beschluss v. 16.12.2015, Az.: XII ZB 516/14)
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