Kirchhof sieht Chancen für radikale Steuervereinfachung

Der früherer Verfassungsrichter Paul Kirchhof hält eine radikale Vereinfachung der Steuererklärungen durch die Arbeit zweier Regierungskommissionen für möglich.

Die Vorschläge der von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) eingesetzten Expertenkommissionen kämen bei Regierung und Opposition gut an, sagte Kirchhof der "Augsburger Allgemeinen". "Beide können das System so verbessern, dass für die Arbeitnehmer eine Steuererklärung in 20 Minuten möglich ist", glaubt der 81-Jährige. Fragen wären für jedermann verständlich und man müsse nur noch Änderungen zum Vorjahr angeben. "Es kann im ersten Jahr nach der Wahl kommen", sagte Kirchhof.

Am 12.7.2024 hatten die beiden Expertenkommissionen "Vereinfachte Unternehmensteuer" und "Bürgernahe Einkommensteuer" ihre Berichte an Lindner übergeben.

Rückblick auf Merkels Wahlkampfteam

Kirchhof war 2005 als Finanzexperte ins Wahlkampfteam von Kanzlerkandidatin Angela Merkel (CDU) berufen worden. Mit seinen teils radikalen Steuerkonzepten hat er immer wieder medial und politisch große Resonanz gefunden. Kirchhof hatte unter anderem für eine sogenannte Flat Tax mit einem einheitlichen Satz von 25 Prozent geworben. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bezeichnete ihn abfällig als "der Professor aus Heidelberg".

Der heute 81-Jährige sagte zu seiner Zeit im Merkel-Team, er habe damals die Macht der Worte kennengelernt. Die öffentliche Debatte sei von der unrichtigen Behauptung bestimmt gewesen, Krankenschwestern würden bei seinem Vorschlag höhere Steuern zahlen müssen. "Ich war vollkommen wehrlos, habe viel über Demokratie gelernt. Ich möchte von den fünf Wochen keinen Tag missen, aber auch keinen Tag hinzufügen", betonte Kirchhof.

dpa

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