SEED-Index: Viel ungenutztes Potenzial für den Klimaschutz

Der SEED-Index misst, inwieweit deutsche Unternehmen durch den Einsatz digitaler Technologien ihre CO₂-Emissionen gesenkt und gleichzeitig ihre Profitabilität gesteigert haben. Die Studie von Accenture im Auftrag des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation zeigt: Es gibt noch viel ungenutztes Potenzial.

Der Sustainable Economic Efficiency through Digitalization (SEED) Index untersucht den Zusammenhang zwischen Digitalisierung, Klimaschutz und Profitabilität von Unternehmen. Demnach steigerten deutsche Unternehmen ihr Betriebsergebnis (EBIT) durch Digitalisierung im Jahr 2023 um 28 Milliarden Euro und sparten zugleich 31 Megatonnen CO₂ ein. Das entspricht etwa 4 Prozent der Gesamtemissionen Deutschlands.

Um aktuelle Adaptionsraten digitaler Technologien sowie CO2- und EBIT-Hebel zu ermitteln, wurden 201 Unternehmen aus fünf Branchen im Zeitraum vom 1. Juni bis 15. September 2023 befragt. Bis 2030 sind durch Digitalisierung weitere Einsparungen von 36 Prozent der Treibhausgasemissionen möglich, doch die Studie prognostiziert eine deutliche „Digitalisierungslücke“.

„Die Ergebnisse des SEED-Index sind ein klares Signal an die deutsche Wirtschaft: Es gibt eine signifikante Lücke zwischen dem aktuellen Stand der Digitalisierung und dem, was möglich und nötig wäre, um unsere Wirtschaft zukunftsfähig und gleichzeitig nachhaltig zu gestalten“, so Michael Jungwirth, Geschäftsführer für Nachhaltigkeit bei Vodafone.

Digitalisierungsgrad je nach Sektor sehr unterschiedlich

Digitale Technologien wie etwa digitale Zwillinge, intelligentes Gebäudemanagement oder vorausschauende Wartung („Predictive Maintenance“) bieten viele Möglichkeiten, die Effizienz zu steigern und gleichzeitig CO₂ einzusparen. Je nach Sektor werden diese Möglichkeiten jedoch sehr unterschiedlich stark genutzt. Mit einem Adaptionsgrad von 33 Prozent weist der Stromsektor in Deutschland den höchsten Digitalisierungsgrad auf. Die Logistik schöpft laut Studie dagegen erst 17 Prozent des Potenzials aus. Vor allem die intelligente Routen- und Frachtoptimierung bietet großes Potenzial, wird aber noch nicht flächendeckend genutzt. Als Grund nennen die Unternehmen fehlende Kapazitäten zur Implementierung digitaler Technologien.

Trotz der im weltweiten Vergleich niedrigen Umsetzungsraten könnten die fünf untersuchten Sektoren Gebäude, Industrie, Landwirtschaft, Logistik und Strom durch digitale Technologien im Jahr 2023 31 Megatonnen CO₂ einsparen, was mehr als vier Prozent der gesamten deutschen Emissionen im Jahr 2022 entspricht. Gleichzeitig stieg ihr EBIT um neun Prozent auf 28 Milliarden Euro. Absolut gesehen profitiert der umsatzstärkste Sektor Industrie mit knapp 23 Milliarden Euro am stärksten.

Gebäudesektor auf dem Weg zum digitalen Vorreiter

Die Prognose bis 2030 zeigt, dass der Gebäudesektor mit einem Anstieg des Anpassungsgrades auf 65 Prozent zum digitalen Vorreiter wird. Mit einem Anteil von rund 40 Prozent an den CO₂-Emissionen Deutschlands spielt er eine Schlüsselrolle bei der Erreichung der Klimaziele. Auch die Landwirtschaft holt mit einem Anpassungsgrad von 63 Prozent bis 2030 deutlich auf und weist mit knapp 17 Prozent das höchste CO₂-Einsparpotenzial aller untersuchten Sektoren auf. Vor allem die intelligente Überwachung von Böden, Ernten und Tieren wird in den kommenden Jahren einen Schub erfahren.

Dennoch weist die Studie darauf hin, dass die Digitalisierungslücke - insbesondere im internationalen Vergleich - bis 2030 wächst. Dabei können digitale Technologien mit einer Reduktion um rund 42 Megatonnen CO₂ fast zehn Prozent zum CO₂-Emissionsziel 2030 der Bundesregierung beisteuern. Für Dr. Thomas Koenen, Abteilungsleiter Digitalisierung und Innovation beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), ist der SEED-Index daher „ein wichtiger Gradmesser und Augenöffner: Er zeigt, warum es notwendig ist, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammenzudenken. Es kann und darf uns nicht genug sein, die Potenziale nur zur Hälfte auszuschöpfen.“

Zum Download der Studie.

Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung, Klimaschutz