Darüber sollte man am Arbeitsplatz sprechen
Der Druck für die Unternehmen, sich um das Thema psychische Erkrankungen zu kümmern hat deutlich zugenommen. 2019 waren laut der Krankenkasse DAK 2,2 Mio. Beschäftigte in Deutschland aufgrund psychischer Erkrankungen krankgemeldet und zwar durchschnittlich 35 Tage. Die Fehltage kosten die Unternehmen jedes Jahr immens viel Geld. Trotzdem schweigen noch immer viele Führungskräfte zu diesem Thema.
Frühe Hilfe ist bei Krisen wichtig
Die Sprachlosigkeit auf der Führungsebene hängt oft mit Verunsicherung, Unwissenheit oder eigenen Ängsten zusammen. Nicht jede Führungskraft weiß, wie sie auf einen betroffenen Mitarbeiter zugehen soll und wie sie diesen unterstützen kann. Doch je früher ein Vorgesetzter es anspricht, wenn ihm eine Verhaltens- oder Leistungsänderung auffällt, desto schneller kann jemanden geholfen werden, der sich in einer Krise befindet.
Führungskraft sollte die Initiative ergreifen
Beschäftigte, die sich in einer Krise befinden oder psychisch erkrankt sind, möchten dies am Arbeitsplatz nicht gerne öffentlich machen. Deshalb ist es wichtig, dass die Führungskraft die Initiative ergreift und das Gespräch gut vorbereitet und einfühlsam führt. Diskretion über das Gesprochene ist dabei selbstverständlich.
Systematisch und überlegt vorgehen
Wenn es um das Thema psychische Erkrankungen geht, kann die Führungskraft sich an folgendem HILFE-Konzept orientieren:
H – Hinsehen,
I – Initiative ergreifen,
L – Leitungsfunktion wahrnehmen,
F – Führungsverantwortung übernehmen: fördern und fordern,
E – Experten oder Expertinnen hinzuziehen.
Seien Sie authentisch
Im Gespräch unter vier Augen sollte die Führungskraft authentisch sein. So kann sie z. B. zum Einstieg ansprechen, dass sie selbst verunsichert ist. Sie kann auch betonen, dass Sich-beraten-lassen kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Chance ist, sich weiterzuentwickeln. Vielleicht hat sich die Führungskraft ja für das Mitarbeitergespräch selbst beraten lassen, Unterstützung geholt und kann dann von dieser Unterstützung erzählen.
Nutzen Sie die WWW-Methode
Wie bei jedem „schwierigen“ Gespräch empfiehlt es sich, Ich-Botschaften zu formulieren. Aktives Zuhören und einfühlsames Nachfragen lässt sich mit der WWW-Methode einleiten. Dabei schildern Sie zuerst sachlich Ihre Wahrnehmung. Dann teilen Sie mit, welche Wirkung das Verhalten bei Ihnen auslöst. Zum Schluss äußern Sie Ihren „Wunsch“, also welche Verhaltensänderung Sie fördern und fordern.
Bleiben Sie offen und wertschätzend
Eine erfahrene Führungskraft weiß, dass sich Krisen nicht immer vermeiden lassen. Dann ist es wichtig, die Krise zu akzeptieren. Dies gelingt umso besser, je größer die innere Widerstandskraft (wieder) wird. Doch dafür müssen oft alte Muster durchbrochen und neue Verhaltensweisen erarbeitet werden. Doch verändertes Verhalten kann bei Vorgesetzten und Kollegen Reaktionen auslösen, mit denen der Betroffene erst einmal lernen muss umzugehen. Denn wer z. B. „Nein“ sagt, um seine eigenen Grenzen zu wahren, trifft nicht immer auf Zuspruch und Zufriedenheit beim Gegenüber. Auch hier können Offenheit und Wertschätzung unterstützend wirken.
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