Nudging: Weg zu gesunden Entscheidungen im Unternehmen

Treppen oder Aufzug, Gemüseauflauf oder Currywurst – eigentlich wissen wir, was die bessere Entscheidung ist. Doch die Macht der Gewohnheit oder Bequemlichkeit lassen uns die weniger gesunde Alternative auswählen. Mit Nudging lässt sich das ändern.

Der verhaltenstheoretische Ansatz des "Nudging" wird in vielen Handlungsfeldern diskutiert und sein verhaltensökonomischer Unterbau wurde 2017 sogar mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet. Der iga.Report 38 "Nudging im Unternehmen" aus dem Sommer 2019 arbeitet das Konzept des „Nudging“ jetzt erstmals für die Prävention und die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) auf.

Nudging lässt den Menschen Entscheidungsmöglichkeiten

Die Eigenschaft freie und rationale Entscheidungen zu treffen, wird dem Menschen generell zugeschrieben. In vielen Lebensbereichen handeln Menschen jedoch nicht nur irrational, sondern auch ihren eigenen Interessen zuwider. Dieses Problem zeigt sich auch im Arbeitsschutz und der Betrieblichen Gesundheitsförderung, die den Mitarbeitern gesundes Arbeiten ermöglichen wollen. Die dafür ergriffenen Maßnahmen haben jedoch oft das Defizit, dass die angesprochenen Personen sich, trotz besseren Wissens, nicht für die gesündere Alternative entscheiden.

Hier setzt der Nudging-Ansatz an: durch „sanfte Stupser“ (nudges) soll die Auswahl der gesunden Alternative erleichtert werden. Wichtig ist dabei, dass ein Nudge weder ein Verbot darstellt (also Handlungsoptionen ausgeschlossen werden), noch mit einem größeren finanziellen Gewinn einhergeht. Die Zielperson hat weiter verschiedene Auswahlmöglichkeiten, aber durch eine Veränderung des Entscheidungskontexts wird die Auswahl der gesunden Alternative erleichtert.

Nudging in der betrieblichen Praxis

Die Entscheidungsalternative „Aufzug vs. Treppe“ kann in einem Unternehmen so gestaltet werden, dass die Hinweisschilder auf den Aufzug deutlich verkleinert und die Schilder für die Treppe entsprechend prominenter dargestellt werden. Die Mitarbeiter haben immer noch beide Alternativen, sie werden aber deutlicher mit der bewegungsfördernden Variante „Treppe“ konfrontiert.

Ein alternatives Beispiel wäre, dass der Süßwarenautomat in einer Kantine in einer versteckten Ecke aufgestellt wird. Auch der Einbezug spielerischer Elemente (Gamification) in Gesundheitsmaßnahmen, wie die Gestaltung von Wettbewerben, die die Umsetzung gesunden Verhaltens mit Spaß ausfüllen, sind eine Gestaltungsmöglichkeit für Nudges.

Nudging in umfassendes BGM-Konzept einbinden

Bei allen Nudging-Bemühungen im Unternehmen ist die Einbindung der Nudges in ein umfassendes Konzept von enormer Bedeutung. Einzelne, wenn auch gut gemeinte, Nudges erreichen nicht die Wirksamkeit wie ein systematisch aufgebautes Konzept, das auf einer Zieldefinition und einer Bestandsanalyse aufbaut und um eine Evaluationsphase ergänzt wird.

Durch ein solch systematisches Vorgehen und eine Einbindung der Nudges in ein umfassendes Konzept zur betrieblichen Gesundheitsförderung, kann auch den Kritikpunkten die an Nudges geäußert werden, begegnet werden: durch eine hohe Transparenz und eine Einbeziehung der Zielpersonen kann dem Vorwurf einer Fremdsteuerung beziehungsweise Manipulation entgegengewirkt werden.

Nudging im Betrieblichen Gesundheitsmanagement entwickeln und verankern

Teilnehmer der beiden BSA-Lehrgänge Fachkraft für Betriebliches Gesundheitsmanagement und Betrieblicher Gesundheitsmanager werden qualifiziert, ein BGM für ein Unternehmen oder eine öffentliche Einrichtung zu entwickeln und im Sinne des betrieblichen Präventionsgedankens nachhaltig in die Unternehmenskultur zu verankern. Dabei lernen sie Möglichkeiten hinsichtlich Einbindung von Nudges kennen.


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