Psychische Belastungen treten in 84 % aller Unternehmen auf

Nach fast zwei Jahren Pandemie zeigt sich, wie unterschiedlich psychische Belastungen für Beschäftigte sein können. Die einen klagen über zu wenig Arbeit, andere müssen Überstunden machen. Doch auch andere Faktoren drücken aufs Wohlbefinden.

Im Juni 2021 wurde eine Befragung durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in 2.000 Betrieben durchgeführt. Dabei ging es u. a. darum, welche psychischen Belastungen es am Arbeitsplatz gibt und wie damit umgegangen wird. Das Ergebnis belegt: In 84 % aller Unternehmen treten psychische Belastungen auf. Dabei spielt vor allem eine Rolle, dass sich die Arbeit an und mit Menschen durch die Corona-Pandemie schwerer gestaltet.

Beschäftigte sind durch die Pandemie unterschiedlichen psychischen Belastungen ausgesetzt

  • 67 % sagten, die Interaktion mit Kunden oder anderen betriebsexternen Personen sei schwieriger geworden.
  • 35 % gaben an, dass Beschäftigte Angst vor einer Infektion bei der Arbeit hätten.
  • In 28 % der Betriebe kommt es zur Überforderung aufgrund eines erhöhten Arbeitsaufkommens.
  • 22 % nahmen eine Verschlechterung der betriebsinternen Kommunikation wahr.
  • 18 % sagten, dass sich bei ihnen die Arbeitszeiten verlängert hätten bzw. Überstunden angefallen seien.

Besonders betroffen waren hiervon die Bereiche Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie der Handel, wie der Bericht kompakt "Betrieblicher Umgang mit psychischer Belastung durch die Corona-Pandemie" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zeigt.

In anderen Branchen treten Belastungen im Homeoffice auf oder Belastungen wegen zu wenig Aufträgen

  • 20 % der Beschäftigten im Homeoffice fühlen sich durch eine schlechte Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit belastet.
  • 19 % sprachen von einer Unterforderung, da sich das Arbeitsaufkommen in ihrem Unternehmen oder ihrer Branche in der Pandemie stark reduziert habe.

So reagieren die Verantwortlichen auf die psychischen Belastungen

  • 24 % der Betriebe befassten sich verstärkt mit psychisch belastenden Arbeitssituationen.
  • In 80 % der Kleinst- und Kleinbetriebe bis höchstens 20 Mitarbeitern wurden Maßnahmen im Rahmen von Dienst- und Betriebsbesprechungen getroffen.
  • 86 % der Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten haben Maßnahmen aus einer Gefährdungsbeurteilung nach dem Arbeitsschutzgesetz abgeleitet.
  • 50 % der mittleren und großen Unternehmen (KMU) gaben an, dass sie mit den Beschäftigten Dienst- und Betriebsvereinbarungen zum Umgang mit pandemiebedingten Belastungen getroffen haben.

So schützen Unternehmen ihre Beschäftigten vor pandemiebedingten psychischen Belastungen

  • 81 % wiesen ihre Führungskräfte an, Rücksicht auf die pandemiebedingten Belastungen zu nehmen, mit denen die Beschäftigten konfrontiert sind.
  • Rund 50 % der Betriebe ermöglichten flexiblere Arbeitszeiten.
  • 44 % der Betriebe mit arbeitsmedizinischer Betreuung boten ihren Beschäftigten eine Beratung zu pandemiebedingten Ängsten und psychischen Belastungen an.
  • 36 % der Betriebe, in denen die Beschäftigten im Homeoffice arbeiteten, erstellten Regeln zur Arbeitszeit und Erreichbarkeit.
  • 27 % ergriffen besondere Schutzmaßnahmen für Beschäftigte mit Vorerkrankungen.

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