So denken die Beschäftigten über ihre Arbeit und ihre Gesundheit

Die personenbezogenen Dienstleistungen repräsentieren sehr unterschiedliche Berufe, die Pflege gehört hierzu genauso wie die Lehrberufe. Was aber sind ihre gemeinsamen Arbeitsmerkmale und wie bewerten die Beschäftigten dieser Branchen ihre Gesundheit und Arbeitszufriedenheit? Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat die wichtigsten Umfragen der vergangenen Jahre analysiert und die Ergebnisse nun präsentiert.

Zu den Beschäftigten im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen zählen unter anderem Lehrende, Pflegende, Servicekräfte in der Gastronomie oder Beschäftigte im Personen- oder Brandschutz.

Studie der BAuA mit zahlreichen Fragestellungen

Was sind die wichtigsten gemeinsamen Tätigkeiten und Arbeitsmerkmale dieser Berufe, die auch für die gesundheitlichen Belastungen und die Arbeitszufriedenheit mitverantwortlich sind? Wie bewerten die Beschäftigten dieser sehr unterschiedlichen Berufe, deren einzige Gemeinsamkeit die Arbeit mit Menschen ist, ihre gesundheitliche Situation? Unterscheidet sich die Bewertung der Gesundheit von Beschäftigten in anderen Berufsgruppen, die nicht zu den personenbezogenen Dienstleistungen gehören (andere/nicht personenbezogene Dienstleistungsberufe sowie Nicht-Dienstleistungsberufe)?

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) wertete dazu ihre BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragungen (ETB) aus dem Jahr 2018 sowie die Studie zur Mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA) aus den Jahren 2011-2017 aus und hat im Juli 2024 die Ergebnisse in der Studie „Arbeit und Gesundheit bei Erwerbstätigen im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen“ veröffentlicht.

Wichtigste Ergebnisse

Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie auf einen Blick: Beschäftigte in personenbezogenen Dienstleistungen berichten häufiger von kurzfristigen Beanspruchungen, wie dem Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit und von Schwierigkeiten, nach der Arbeit mental abschalten zu können. Zudem klagen die Befragten häufig über körperliche Erschöpfung, Kopfschmerzen, Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen sowie Magen- und Verdauungsbeschwerden.

Die allgemeine Arbeitszufriedenheit ist trotz dieser Belastungen jedoch insgesamt sehr hoch, denn rund 90 % der Erwerbstätigen sind mit Art und Inhalt ihrer Tätigkeit sehr zufrieden oder zufrieden und über 80 % auch mit den direkten Vorgesetzten, den Weiterbildungsmöglichkeiten sowie dem Betriebsklima.

Die Unterschiede zu den Werten der Vergleichsgruppen sind in den meisten Kategorien nicht signifikant höher oder niedriger, es bestehen aber dennoch einige bemerkenswerte Differenzen – neben den schon oben erwähnten Beispielen beispielsweise depressive Verstimmungen oder die Zunahme von Stress in den vergangenen Jahren.

Arbeitsfähigkeit

Ihren allgemeinen Gesundheitszustand bewerten zwischen 85 % (ETB) und 91 % (S-MGA) der Befragten in den personenbezogenen Dienstleistungen als ausgezeichnet bis gut. In den Vergleichsgruppen sind die Werte ähnlich (ca. 89 % andere Dienstleistungsberufe, ca. 88 % Nicht-Dienstleistungsberufe). Rund 89 % der Befragten bei den personenbezogenen Dienstleistungen schätzen ihre Arbeitsfähigkeit als mittel bis gut ein, in den Vergleichsgruppen liegt dieser Wert mit 90 bis 91 % nur geringfügig höher. Bei rund 50 % der Beschäftigten in den personenbezogenen Dienstleistungen liegen Erkrankungen oder Verletzungen vor, die sie derzeit bei der Arbeit behindern. Mehr als 40 % der Erwerbstätigen dieses Berufssektors berichten, dass sie in Folge einer Erkrankung oder Verletzung zwar arbeiten können, allerdings mit diversen Beschwerden. In den Vergleichsgruppen trifft dies auf 40 (nicht-personenbezogene Dienstleistungsberufe) bzw. 47 % (Nicht-Dienstleistungsberufe) zu.

Fehlzeiten

Knapp 39 % der Erwerbstätigen der personenbezogenen Dienstleistungen geben an, dass sie im vergangenen Jahr keine Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) genommen haben. 13 % haben ein bis drei AU-Tage in Anspruch genommen; knapp 17 % vier bis sieben Tage und jeweils 12 % acht bis 14 Tage sowie 15 bis 30 Tage. 7 % der Befragten berichten von mehr als 31 AU-Tagen im vergangenen Jahr. In den Vergleichsgruppen zeigen sich ähnliche Häufigkeiten.

Psychische Gesundheit

Von häufiger Überforderung bzw. Stress berichten knapp 20 % der Erwerbstätigen in Berufen mit personenbezogenen Dienstleistungen. In den Vergleichsgruppen liegen die Anteile bei 16 (andere Dienstleistungsberufe) bzw. 14 % (Nicht-Dienstleistungsberufe). Gut 40 % der Erwerbstätigen und knapp 37 % der Arbeitnehmer in anderen Dienstleistungen berichten häufig davon, dass Stress und Arbeitsdruck in den vergangenen Jahren zugenommen haben, während bei Beschäftigten in nicht-Dienstleistungsberufen dies lediglich bei 34 % der Fall gewesen ist. Rund 25 % der Beschäftigten in den personenbezogenen Dienstleistungsberufen fällt es schwer, nach der Arbeit abzuschalten, in den Vergleichsgruppen liegt dieser Wert bei nur 20 %. Knapp 56 % der Befragten in den personenbezogenen Dienstleistungen klagten über eine depressive Verstimmung, in den Vergleichsgruppen litten darunter deutlich mehr der Befragten, nämlich 60 (andere Dienstleistungsberufe) bzw. 66 % (Nicht-Dienstleistungsberufe).

Symptome psychischer Störungen

Psychische Beeinträchtigungen durch Angstzustände treten häufig bei 39 % in den personenbezogenen Dienstleistungen auf. In den Vergleichsgruppen sind es 40 (andere Dienstleistungsberufe) bzw. 46 % (Nicht-Dienstleistungsberufe). Der Anteil der Beschäftigten mit Schlafstörungen liegt in der Gruppe der personenbezogenen Dienstleistungen bei 66 %, in den Vergleichsgruppen sind die Werte hierfür deutlich niedriger – nämlich bei jeweils 26 (andere Dienstleistungsberufe) sowie 28 % (Nicht-Dienstleistungsberufe). Auch bei den Beschäftigten, die häufig unter Nervosität oder Reizbarkeit leiden, ist der Wert der personenbezogenen Dienstleistungen mit 32 % höher als in den Vergleichsgruppen (25 % andere Dienstleistungsberufe, 27 % Nicht-Dienstleistungsberufe).

Körperliche Gesundheit

42 % der Erwerbstätigen in den personenbezogenen Dienstleistungen berichten häufig von körperlicher Erschöpfung. In den Vergleichsgruppen liegen die Werte teilweise deutlich niedriger. Bestehen zu den Beschäftigten in den Nicht-Dienstleistungsberufen nur recht wenig Unterschiede (dort 39 %), berichten bei den Befragten der anderen Dienstleistungsberufe lediglich 30 % über körperliche Erschöpfung. Weiterhin leiden knapp 40 % der Beschäftigten in den personenbezogenen Dienstleistungen häufig unter Kopfschmerzen. Ähnlich sieht es in der Gruppe der anderen Dienstleistungsberufe aus, während dies nur bei 27 % der Arbeitnehmer in den Nicht-Dienstleistungsberufen der Fall ist. In allen drei Gruppen hat ein hoher Anteil der Befragten Schmerzen im Nacken-/ Schulterbereich und Rücken (47 %, 44 % bei anderen Dienstleistungsberufen; 51 % bei nicht-Dienstleistungsberufen). Unter Magen- und Verdauungsbeschwerden leiden häufig 18 % der Erwerbstätigen in den personenbezogenen Dienstleitungen, während die Anteile in den Vergleichsgruppen (beide 14 %) etwas geringer sind.

Quelle und weitere Informationen: J. Moser, P. Ingenfeld, R. Zeibig, M. Zink, L. Hünefeld, H. Möller, U. Rösler: Arbeit und Gesundheit bei Erwerbstätigen im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2024.