Spanische „Siesta“ bald auch in Deutschland?

Der Bundesverband der Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) fordert mit der Einführung einer „Siesta“ eine Anpassung des Arbeitsalltags an die Folgen des Klimawandels. Die Arbeitgeber halten dies für überzogen und verweisen darauf, dass die Arbeitsschutzgesetzgebung auch die sommerliche Hitze bereits ausreichend berücksichtigt habe.

Der Bundesverband der Amtsärzte hat angesichts der durch den Klimawandel ausgelösten sommerlichen Hitzewellen die Einführung einer Siesta, also einer generellen Arbeitspause zwischen 13 und 16 Uhr, gefordert, wie sie in mediterranen Ländern schon lange Tradition ist. „Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Komplexe Arbeitsanforderungen sollte man daher lieber in die frühen Morgenstunden verschieben, so Nießen.

Skepsis bei Unternehmern

Die Unternehmerverbände in Niedersachsen (UVN) haben auf die Forderung Nießens umgehend geantwortet. Sie lehnen eine Umstrukturierung des Arbeitsalltags für Niedersachsen und Deutschland ab, da das Arbeitsschutzgesetz das Problem der Hitze schon ausreichend berücksichtige. UVN-Chef Volker Müller meinte, dass die Beschäftigten vor allem in Berufen, die besonders der Hitze ausgesetzt sind, mit Maßnahmen wie öfter Pause machen und mehr trinken bereits ausreichende Anpassungsstrategien für die Sommerhitze entwickelt hätten.

Gewerkschaften wollen Nachbesserungen

Das bewerten die Gewerkschaften ganz anders. Anja Piel, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), sieht die Beschäftigten durch das Arbeitsschutzgesetz angesichts der deutlich höheren sommerlichen Durchschnittstemperaturen noch längst nicht angemessen geschützt. Insbesondere müsse es für Unternehmen und Arbeitsgeber verpflichtend werden, spezifische Hitze-Gefährdungsbeurteilungen durchzuführen. Diese seien noch längst nicht überall eine Selbstverständlichkeit, daher müsse der Gesetzgeber dementsprechend nachbessern. Eine Siesta ist nach Meinung der Gewerkschaften ein unbedingtes Muss, der Hitzeschutz in den Betrieben müsse auch generell weiter verbessert werden.


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