Fontänen und Grün: Geywitz' Strategie gegen Hitze in Städten
Klara Geywitz (SPD) will Bewohner und Natur in den Städten besser vor Hitze schützen und hat eine Strategie für Stadtplaner und Bauingenieure vorgelegt. Der Klimawandel sei hier in den Sommermonaten deutlich spürbar, sagte die Bundesbauministerin. Rekordhitzesommer seien vor allem für ältere Menschen und kleine Kinder gesundheitlich riskant.
Empfohlen werden in den Handlungsempfehlungen zum Beispiel mehr Parks, Straßenbäume und grüne Dächer, die für Abkühlung sorgen. Damit Pflanzen in längeren Trockenperioden nicht vertrocknen, müssten Flächen geschaffen werden, wo Regen versickern kann. Auf öffentlichen Plätzen könnten Sonnensegel helfen. Wohnungslose brauchten mehr Trinkbrunnen und kühle Rückzugsorte.
Klimaanpassung mitdenken: Was wird gefördert?
"Wer frisches Geld aus unseren Förderprogrammen will, muss Klimaanpassung mitdenken und nachweisen", betonte Geywitz. Gefördert werde zum Beispiel, dass Flüsse von Beton befreit sowie betonierte Plätze aufgegraben und begrünt werden.
Die bebaute Umgebung – von der Stadt als großem Ganzen, über das Viertel bis hin zum einzelnen Gebäude selbst – nehme maßgeblich Einfluss auf das Wohlbefinden der Menschen. Die Hitzeschutzstrategie zeigt, welche Maßnahmen bereits gegen Hitze greifen und wo künftig Wärmestau in den Städten vermieden werden kann.
Die große Baugesetzbuch-Novelle soll Kommunen mehr Handlungsspielraum bei Klimaanpassungsvorgaben bei Bauvorhaben einräumen – der Gesetzentwurf aus dem Bundesbauministerium soll noch 2024 abschließend im Bundestag beraten werden. In der Städtebauförderung ist Klimaanpassung bereits ein Förderkriterium; auch im Bundesprogramm "Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel" nutzen die Kommunen die Gelder, um den Hitzeschutz zu verbessern.
Kernaussagen der Hitzeschutzstrategie:
- Mehr Raum für Grün schaffen, das für Abkühlung sorgt: Grüne, vernetzte Freiräume in Form von Parkanlagen, Bäume, die die Straßen säumen, oder Grünflächen als schattige Klimaoasen sowie Dach- und Fassadengrün.
- Hitzevorsorge und wassersensible Stadtstrukturen gemeinsam gestalten: Nur mit ausreichend Wasser kann das Stadtgrün dichte Baumkronen für Schatten bilden und durch Verdunstung kühlen. Um das auch in längeren Trockenperioden zu erreichen, braucht es in den Quartieren lokale Versickerungsmöglichkeiten. Flächen müssen entsiegelt werden.
- Verschattung besonders hitzebelasteter Orte, wie Spielplätze; auch einfache Lösungen wie Sonnensegel können dazu beitragen, schattenfreien Orte im Sommer nutzbar zu machen.
- Kühle Orte in der Stadt identifizieren (Kirchen, Museen), die bei großer Hitze kühle Erholungsorte bieten können.
- Hitzeschutz für Wohnungslose: Hier könnten mehr Trinkbrunnen, Duschmöglichkeiten, kühle Rückzugsorte helfen.
- Hitzeschutz von Gebäuden: Im Bestand und Neubau sind passive Hitzeschutzlösungen nötig, wie außenliegender Sonnenschutz, und naturbasierte Lösungen wie Dach- und Fassadenbegrünung.
Auch das Lernen von Anderen ist Teil der Strategie – "wir stehen dazu im Austausch mit europäischen Partnerländern", betonte Geywitz. So entsiegelt zum Beispiel die französische Hauptstadt Paris systematisch Schulhöfe und schafft "Frischeinseln", in Wien (Österreich) wurden an heißen Orten Nebelduschen installiert und "kühle Bürgerräume" bereitgestellt, auch Barcelona (Spanien) hat solche "Klimaunterkünfte" geschaffen. Oder die US-amerikanische Metropole New York setzt gezielt auf helle Dachoberflächen und Straßenbeläge, damit Hitze in der Stadt nicht so stark gespeichert wird.
Handlungsstrategie "Hitzeschutz in der Stadtentwicklung und dem Bauwesen" (Download)
Hitze-Check der Umwelthilfe: 84 grüne Karten an Städte
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat für einen Hitze-Check Satellitendaten auswerten lassen und verglich Flächenversiegelung und Grünausstattung von 190 Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern. Das Ergebnis: 24 Städte haben zu wenig Bäume und Hecken und zu viel versiegelte Fläche. Weitere 82 Städte schnitten zumindest in einer der beiden Kategorien schlecht ab. Zugleich verteilte die Lobbyorganisation aber auch 84 grüne Karten an Städte.
Besonders schlecht schnitten Städte im Süden Deutschlands ab, konkret Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz), Heilbronn (Baden-Württemberg), Regensburg (Bayern), Worms, Mainz (beide Rheinland-Pfalz), Ludwigsburg (Baden-Württemberg) und Ingolstadt (Bayern). Als vorbildlich stufte die Umwelthilfe Detmold, Ratingen (beide Nordrhein-Westfalen), Potsdam (Brandenburg), Jena (Thüringen) und Hattingen (Nordrhein-Westfalen) ein. Auch Berlin schnitt mit Platz 21 vergleichsweise gut ab – deutlich besser als Hamburg, München (Bayern) oder Frankfurt am Main (Hessen).
Angesichts des Klimawandels sind laut Umwelthilfe Grünflächen und unversiegelte Böden, wo Wasser versickern könne, besonders wichtig. Noch effektiver als Rasenflächen seien aber Bäume, Büsche und Wiesen. Besonders große Bäume hätten einen kühlenden Effekt. Die Organisation fordert die Bundesregierung auf, bundesweite Standards für die Begrünung vorzuschreiben.
Das könnte Sie auch interessieren:
Hitze in der Stadt: Das hilft gegen den Heat-Island-Effekt
Mehr Stadtgrün durch Satzungen – nicht ganz konfliktfrei
Klimawandel: Neue Häuser müssen in Frankfurt begrünt werden
Klimaanpassungsgesetz in Kraft: Was das für Gebäude bedeutet
-
Grundsteuer: Wie teuer wird es 2025 für Wohneigentümer?
5.997
-
Mindesttemperatur: Was Vermieter rechtlich beachten müssen
4.116
-
Sonder-AfA für den Neubau von Mietwohnungen wird angepasst
4.0586
-
Mehrfamilienhaus: Videoüberwachung – das ist erlaubt
2.729
-
Hydraulischer Abgleich: Neue Fristen für Vermieter
2.533
-
Degressive AfA für den Wohnungsbau: fünf Prozent, sechs Jahre
2.234
-
CO2-Abgabe soll stärker steigen: Was auf Vermieter zukommt
1.9927
-
Energetische Sanierung: Steuerliche Förderung angepasst
1.297
-
Was darf in die Garage und was nicht? Wo Bußgelder drohen
1.260
-
EZB senkt Leitzins zum vierten Mal – gut für Kredite
1.191
-
Niedersachsen weitet Mietpreisbremse aus
18.12.2024
-
Gesetze, Fristen, Dauerbrenner: Das kommt 2025
17.12.2024
-
Scout24-Übernahme von Bulwiengesa ist fix
17.12.2024
-
Jahresrückblick: Immobilien-Highlights und Miseren
17.12.2024
-
Immobilienbranche: Keine Zukunft ohne Techies
17.12.2024
-
Smart-Meter-Rollout: Pflichten ab Januar 2025
17.12.2024
-
Zu scharf: Neues Mietgesetz sorgt für Wirbel
16.12.2024
-
Jeder dritte Deutsche wohnt unter der Mietpreisbremse
13.12.20241
-
EZB senkt Leitzins zum vierten Mal – gut für Kredite
12.12.2024
-
Staatlicher Wohnungsbau in Bayern: Eine Holding soll's richten
12.12.2024