Wechseljahre: Warum Betriebe ihre Arbeitnehmerinnen mehr unterstützen sollten
Die Menopause ist die letzte durch die körpereigenen Hormone gesteuerte Menstruationsblutung der Frau. Während die eigentlichen Wechseljahre erst ab 50 Jahren beginnen, können die ersten hormonellen Umstellungen bereits um die 40 beginnen. Die Wechseljahre treffen Frauen also vor allem zu einem Zeitpunkt, wenn sie den Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn erreicht haben. Doch Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Depressionen und Stimmungsschwankungen machen ausgerechnet dann vielen Frauen die Ausübung der beruflichen Tätigkeiten schwer, oft mit negativen Folgen für ihr weiteres Fortkommen im Job. Für viele bedeutet das auch das vorzeitige Ende ihrer beruflichen Laufbahn.
Thema umstritten
Wie mit Frauen in der Menopause und den Wechseljahren richtig im Unternehmen umzugehen ist, darüber gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen – selbst unter den Verteidigern von betrieblichen Frauenrechten. Denn eine besondere Behandlung aufgrund geschlechtsspezifischer Gründe halten einige Expertinnen und Unternehmerinnen für kontraproduktiv, da dies das Narrativ der „schwachen“ Frau mitsamt allen damit im Zusammenhang stehenden Klischees und Stereotypen befördern würde. Andere dagegen sind der Auffassung, dass Frauen für diese Phase ihres Lebens besondere Unterstützungsmaßnahmen benötigen, um weiterhin einen guten Job machen zu können.
Maßnahmen der Lebensmittelhandelskette Tesco
In Großbritannien ist die Diskussion um dieses Problem schon einen Schritt weiter. Hier liegen konkrete Daten vor, die die wirtschaftlichen Auswirkungen für die dortigen Unternehmen aufzeigen: 14 Millionen Arbeitstage gehen jährlich durch die Menopause verursachte Beschwerden verloren. Fast 900.000 Frauen in Großbritannien haben ihren Arbeitsplatz auf unbestimmte Zeit wegen Wechseljahresbeschwerden verlassen, rund 370.000 Frauen zwischen 50 und 64 Jahren haben ihren Beruf aufgrund der Wechseljahresbeschwerden sogar ganz aufgegeben. Deshalb ist die Kampagne „Menopause Workplace Pledge“ ins Leben gerufen worden. Zu den Unterzeichnern und Mitstreitern der Kampagne zählt unter anderem die größte britische Lebensmittelhandelskette Tesco. Sie will ihre betroffenen Mitarbeiterinnen aktiv unterstützen und die gesamten Belegschaften an Tesco-Standorten für das Thema sensibilisieren. Zu den bislang umgesetzten Maßnahmen gehören eine angepasste Arbeitskleidung für betroffene Beschäftigte, die aus einem leichten, atmungsaktiven Material gefertigt ist, virtuelle „Menopausen-Cafés“ und Webinare, auf denen alle Beschäftigten über das Thema diskutieren können, sowie die Richtlinie Menopause Guide und eine spezialisierte Informationsplattform, auf der alle relevanten Informationen aufbereitet und spezialisierte Ansprechpartner an den einzelnen Standorten gelistet sind.
Berliner Forschungsprojekt zur Entwicklung innovativer BGM-Maßnahmen für Frauen in der Menopause
Auch in Deutschland wird das Problem zunehmend ernst genommen, wenn auch noch in erster Linie in der Forschung und der Unternehmensberatung. Das Projekt „MenoSupport – Entwicklung innovativer BGM-Maßnahmen für Frauen in der Menopause“ der Hochschulen HWR Berlin und HTW Berlin beispielsweise möchte für Unternehmen innovative Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung für Frauen in den Wechseljahren entwickeln. Das Projekt soll bis Ende 2024 umgesetzt werden. Datengrundlagen für die Maßnahmenkonzeption ist unter anderem eine Onlineumfrage, an der sich aktuell Frauen beteiligen können, um von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Wechseljahre am Arbeitsumfeld zu berichten.
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