Warum hat die Kultur großen Einfluss auf die Arbeitssicherheit?
Es gibt viele Einflussfaktoren, die wir in drei Kategorien zusammenfassen können.
Innere Einstellung
Zunächst orientiert sich das Verhalten eines Menschen immer an seiner inneren Einstellung. Bekanntermaßen gibt es Menschen mit völlig unterschiedlichen Einstellungen. Es gibt sehr risikobereite und risikoscheue Menschen, sehr disziplinierte und undisziplinierte Menschen, Menschen, die sich an Regeln orientieren, und solche, die Regeln so auslegen, dass sie es dann einfacher haben.
Verhalten der Führung
Das Verhalten eines Mitarbeiters ist weiterhin sehr stark geprägt durch das, was von der Führung gewünscht, gefordert, zugelassen und vorgelebt wird: Mitarbeiter tun das, was Führungskräfte zulassen. Außerdem greift im Laufe der Zeit ein zweites Prinzip: Das, was Führungskräfte zulassen, wird dann zur Norm. Menschen testen immer Grenzen aus. Diese entstehen durch Tun und Zulassen oder Einschreiten.
Ein weiteres Zitat zeigt in Seminaren große Wirkung. Bitte prüfen Sie, inwiefern Sie den Zusammenhang nachvollziehen können. Es lautet: "Der machtvollste Weg, um auf Menschen Einfluss zu nehmen, ist, ein Vorbild zu sein." Das Verhalten von Autoritätspersonen wird immer als Leitschnur genommen und in vielen Fällen unbewusst auf das eigene Verhalten übertragen.
Unternehmenskultur
Als dritte Einflussgröße für das Verhalten der Mitarbeiter ist die Kultur des Unternehmens relevant. Darunter verstehen wir die Gesamtheit der Werte und die von der Mehrheit der Multiplikatoren und Meinungsbildner gelebten Verhaltensweisen. Jeder Mensch in einer Organisation orientiert sich immer an den von der Mehrheit gelebten Verhaltensweisen.
Sie können sich Folgendes vorstellen: Wenn ein Raucher einen Rundgang in einem Produktionsunternehmen macht, an den Anlagen und Maschinen ein geschliffener und versiegelter Parkettfußboden ist, alles sehr sauber ist und keine Aschenbecher da sind, dann hat er ein Problem: Wohin mit der Asche? In Unternehmen, in denen Kippen am Boden liegen, ist es ganz einfach, die eigene auch daneben zu werfen. Also beeinflussen das Umfeld und die Werte in der Organisation stark das Verhalten des Einzelnen.
Wer in viele Unternehmen als Besucher kommt, erkennt schon an der Pforte den Unterschied. Manchmal wird man einfach hineingelassen und manchmal wird man exakt mit den Regeln vertraut gemacht und muss sogar teilweise eine kleine Prüfung absolvieren. So wird das Verhalten des Einzelnen bereits beim Betreten eines Unternehmens stark beeinflusst.
Wir sehen: Das Thema Arbeitssicherheit hat nun eine Bedeutung, die über reine Technik, Vorschriften und schuldige Mitarbeiter hinausreicht.
Mehr Präsenz schützt
Nun gilt es noch einen weiteren wichtigen Punkt zu verstehen. Dazu eine Frage: Was glauben Sie, ist die gefährlichste Tätigkeit im Unternehmen? Die Tätigkeit, bei der über alle Branchen hinweg mit Abstand die meisten Arbeitsunfälle passieren? Sie erahnen es schon: Es ist das ganz banale Transportieren des menschlichen Körpers von A nach B.
Woran liegt dies? Unsere Gedanken sind immer bereits beim Ziel. Wir sind jetzt nicht im Hier und Jetzt. Dann wird eine Treppe zum gefährlichen Gerät und man stürzt. In vielen Unternehmen gibt es deshalb Regeln zur Benutzung von Treppen. Ein Hinweis lautet, immer mindestens einen Handlauf zu benutzen, ein weiterer Hinweis, jede Stufe zu benutzen. Beides sind sinnvolle Punkte. Dazu ist es wichtig, sich Folgendes klarzumachen: Sobald man an den Handlauf denkt, braucht man ihn nicht mehr. Wie geht es Ihnen bei diesem Gedanken? Wenn jemand an den Handlauf denkt, dann ist die Person mit der Wahrnehmung im Hier und Jetzt. Die dann vorliegende Präsenz führt dazu, dass die Person geschützt ist.
Motivation bringt Achtsamkeit
Die Präsenz oder auch Achtsamkeit des Menschen ist eine Folge seines Interesses und seiner Motivation. Das Interesse eines Menschen bestimmt seine Wahrnehmung. Dies gilt generell und auch in Sachen Arbeitssicherheit. Sie kennen den Leitsatz der Lernpsychologie: Was interessiert, wird registriert. Also wenn die Wahrnehmung im Hier und Jetzt ist und der Mensch präsent ist, dann werden auch Gefahren erkannt.
Jemand, der sich für Arbeitssicherheit interessiert, oder jemand, der bewusst bei der Arbeit ist, der ist geschützt, denn sein Gefahrenerkennungsmechanismus ist dann aktiviert. Dann gilt der Satz: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. So ergibt sich die Frage, wovon hängen die Präsenz eines Menschen und sein Interesse ab und wie können diese beeinflusst werden?
Diese Faktoren fördern Präsenz
Neben zahlreichen weiteren Einflussgrößen gibt es fünf wesentliche Faktoren. Einmal ist die Qualifikation zu nennen. Mit steigender Qualifikation eines Menschen steigen auch sein Interesse am Tun und seine Konzentration. Weiter sind die Erfahrungen zu nennen, die jemand bei der Ausführung der Arbeit macht. Wird Sicherheit vom Management belohnt oder bestraft? Wenn eine Störung sicherheitswidrig, aber schnell beseitigt wird, was ist dann das Feedback? Dies hat Wirkung auf Achtsamkeit, Interesse und Präsenz des Menschen.
Weiter ist die Identifikation mit Aufgabe und Unternehmen zu nennen. Wenn ich mich auf Montag freue, dann bin ich ausgeschlafen, frisch und vorbereitet. Die Werte in der Organisation haben große Bedeutung für die Wahrnehmung der Menschen. Der nächste Punkt ist die Qualität des Dialogs zum Thema Arbeitssicherheit. Das meint die Leidenschaft, mit der das Thema in die Belegschaft hineingetragen wird oder auch, mit der Unterweisungen gehalten werden.
Alle genannten Punkte sind Ausdruck der Unternehmenskultur. So werden Arbeitssicherheit, Qualität und Produktivität gleichermaßen beeinflusst. Und alle 3 Themen sind so stark miteinander verzahnt.
Unternehmenskultur beeinflusst Arbeitssicherheit
Dies bedeutet also, dass wir im Grunde nicht von Arbeitssicherheit reden, sondern von der Ausprägung der Unternehmenskultur. Nun wird klar: Arbeitssicherheit ist eine Folge dieses Aspektes und damit ein wertvolles Signal für den Entwicklungsstand der Kultur im Unternehmen. Es gilt hier der Satz: Wenn die Kultur stimmt, dann stimmen auch Arbeitssicherheit, Qualität und Produktivität.
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