Im Büro gibt es weder Helmpflicht noch hochtoxische Stoffe. Die körperliche Belastung scheint gering zu sein. Trotzdem muss auch in der Verwaltung für den Arbeitsschutz gesorgt sein. Wie etwa beim Verein für Soziale Bildungsarbeit e. V. (VSB). Der Weiterbildungsträger mit Sitz in Gummersbach bietet außerschulische Kurse für Erwachsene an. Im Gespräch mit der Haufe-Redaktion berichtet Reiner Kunze über seine ehrenamtliche Tätigkeit als Sicherheitsbeauftragter in dieser Einrichtung.

Sicherheitsbeauftragter ist ein Ehrenamt. Was ist Ihre eigentliche Aufgabe beim VSB?

Seit 1992 bin ich als Systemadministrator beim VSB fest angestellt. Das heißt, ich kümmere mich um die technischen Anlagen, also etwa um die Computer und Telefone.

Und seit wann sind Sie Sicherheitsbeauftragter?

1993 kam unsere Geschäftsführerin, Gabi Michalski, auf mich zu und sagte: „Du wirst jetzt bitte einer unserer Sicherheitsbeauftragten.“ Es gab diese Funktion schon. Der Koch aus der Lehrküche im Hotel- und Gaststättenbereich (HoGa) war damals Sicherheitsbeauftragter. Aber es musste auch jemand in der Werkstatt und in den Büros auf die Gesundheit und Arbeitsicherheit schauen. Ich fand das sofort eine spannenden Aufgabe, da ich technisch sehr interessiert bin.

Welche Ausbildung haben Sie?

In Bad Neuenahr-Ahrweiler habe ich einen zweitägigen Grundkurs bei der Berufsgenossenschaft gemacht. Da lernt man, die Augen aufzuhalten, um in der Arbeitsumgebung Gefahrenstellen und Schwachpunkte zu erkennen. Und es geht darum, wie man Unfälle verhindern kann. Die Teilnehmenden kamen aus unterschiedlichen Bereichen. Viele waren Erzieherinnen. Die hatten einen ganz anderen Bezug zum Thema Sicherheit als ich, mit meinem technischen Hintergrund. Da gab es einen regen Austausch.

Nach der Grundausbildung kann man sich für einen Bereich spezialisieren. Dazu werden Kurse angeboten. Bisher fehlte mir dazu aber die Zeit.

Welche Aufgaben hat man als Sicherheitsbeauftragter bei einem Weiterbildungsträger?

Beim VSB e. V. sind 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an vier Standorten beschäftigt. Die meisten sind Sozialpädagogen und Verwaltungskräfte. Im ständigen Betrieb sind aber viel mehr Personen im Haus – die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Ein Ort, den ich immer wieder in Augenschein nehme, ist die Küche. Warum? Nun, wir haben Teeküchen für das Personal und für die Kurse. Immer wieder beobachte ich, dass die Messer mit der Klinge nach oben in die Besteckkörbe der Geschirrspülmaschinen einsortiert werden. Das ist gefährlich. Wenn jemand etwas dahinter ein- oder ausräumen will, kann er sich an einer Messerspitze verletzen.

Meine Hauptaufgabe ist aber darauf zu achten, dass die Bildschirmarbeitsplatzverordnung in den Büros und Schulungsräumen umgesetzt und eingehalten wird. Stimmt die Beleuchtung am Schreibtisch, ist der Stuhl korrekt eingestellt, stimmen die Abstände? Sind Maus und Tastatur ergonomisch angeordnet? Da ich derjenige bin, der die Geräte anschließt, kann ich darauf von Anfang an achten. Nicht immer sind die Gegebenheiten so, wie sie laut Vorschrift sein sollten. Dann überlege ich, ob es eine Lösung gibt, die die Situation verbessern kann. Mit einer Blendschutzvorrichtung oder einer Stehlampe können sich beispielsweise die Lichtverhältnisse verbessern. Auch auf die sichere Verkabelung lege ich viel Wert, damit niemand stolpert.

Auch wenn es im Büro keine offensichtlichen Gefahrstoffe wie Säuren gibt, gibt es doch gesundheitsgefährdende Stoffe. So habe ich zum Beispiel neben jedem Kopierer eine Betriebsanweisung zum Umgang mit Toner und Tonerkartuschen aufgehängt.

Wie viel Zeit nimmt Ihre ehrenamtliche Tätigkeit in Anspruch?

Extra Zeit dafür kann ich mir keine nehmen. Ich halte meine Augen während der normalen Arbeit offen. Auch die Kollegen machen mich auf das eine oder andere aufmerksam. Die meiste Zeit wende ich auf, wenn der technische Aufsichtsbeamte im Haus ist und danach. Bei seiner Begehung entdeckt er immer etwas und wenn es ein loses Kabel an der Kaffeemaschine ist. Ich kümmere mich dann darum, dass die Mängel beseitigt oder Änderungen umgesetzt werden.

Haben die Kollegen Verständnis für Ihren Einsatz?

Im Großen und Ganzen ja. Ich darf ihnen ja nichts anordnen oder befehlen. Ich informiere und berate nur. Im Verwaltungsbereich ist eine Arbeitsschutzmaßnahme aber meist mit geringem Aufwand verbunden. Ich muss niemanden von einer Persönlichen Schutzausrüstung überzeugen, denn die braucht man am Schreibtisch oder an der Tafel nicht.

Unterstützt Sie die Geschäftsleitung?

Ja, voll und ganz. Die Geschäftsleitung ist dankbar für meine Anregungen und unterstützt den Sicherheitsgedanken. Ich glaube, das spiegelt auch das gute Betriebsklima wider, das bei uns herrscht. Die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern wird ja auch durch aktiven Arbeits- und Gesundheitsschutz gelebt.

Welchen Tipp können Sie neuen Sicherheitsbeauftragten geben?

Oft sind es Kleinigkeiten, an denen man täglich vorbeigeht, ohne einen Fehler zu sehen oder die Gefahr wahrzunehmen. Deshalb muss man immer aufmerksam sein und darf nicht betriebsblind werden.

Wer für die Sicherheit beauftragt wird, sollte das Vertrauen seiner Kollegen genießen. Sonst ist der Job nicht machbar. Für die Tätigkeit braucht es eine ganze Portion Einfühlungsvermögen. Man muss den Leuten verständlich machen, warum sie etwas anders machen sollen. Und das muss gut rüberkommen.

Herr Kunze, ich danke Ihnen für das Gespräch!