Preise für Wohnimmobilien steigen ab Herbst 2024
Die Verunsicherung bei Verkäufern und Käufern bestimmt derzeit die Situation am deutschen Wohnimmobilienmarkt. Die Vermarktungsdauer ist gewachsen und die Zahl der Kauffälle deutlich gesunken, wie eine Studie des Immobilienverbands Deutschland (IVD) zeigt. Dabei haben die Kaufpreise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen fast überall nachgegeben. Die Gründe sind bekannt: Gestiegene Zinsen, Inflation, teures Baumaterial und die weltweiten Konflikte. "Das würgt besonders den Neubau ab", sagt IVD-Präsident Dirk Wohltorf.
Verkaufen oder halten?
Wer eine Immobilie veräußern oder Wohneigentum erwerben will, sollte laut IVD trotzdem jetzt nicht zögern. "Abwarten ist nicht sinnvoll – weder für Verkäufer, die auf wieder steigende Immobilienpreise setzen, noch für Käufer, die auf weitere Preisnachlässe hoffen", so Wohltorf. "Solange die Zinsen nicht spürbar sinken, womit in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist, wären potenzielle Verkäufer schlecht beraten, ihre Verkaufsabsichten aufzuschieben."
Der IVD-Präsident weist in diesem Zusammenhang auf die wichtige Rolle und Verantwortung der Banken hin: Sie sollten nicht nur den Kauf von neuen Häusern und Wohnungen finanzieren, sondern auch zunehmend den Erwerb von Bestandsimmobilien. Der Bedarf sei hoch und das Angebot am Immobilienmarkt begrenzt, da zu wenig gebaut werde.
München: Im Schnitt bis zu zwei Millionen Euro pro Haus
In den 14 größten deutschen Städten liegen die Preise für Einfamilienhäuser der IVD-Studie zufolge im Schnitt bei 618.000 Euro (mittlerer Wohnwert). Am teuersten sind derzeit Einfamilienhäuser in München mit einem Durchschnittspreis von 1,28 Millionen Euro bei mittlerem Wohnwert und rund zwei Millionen Euro bei gutem Wohnwert.
Der durchschnittliche Preis pro Quadratmeter bei Eigentumswohnungen liegt in den 14 betrachteten Großstädten bei 4.310 Euro (mittlerer Wohnwert). Auch hier ist München die teuerste Stadt mit 7.300 Euro pro Quadratmeter bei mittlerem Wohnwert und 9.000 Euro bei gutem Wohnwert.
Energieeffizienz stabilisiert Kaufpreise, Mieten steigen moderat
Das Angebot von Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften und Reihenhäusern ist laut IVD deutlich gestiegen. Das biete Chancen besonders für eigenkapitalstarke Käufer, erläutert Wohltorf: "In den Fokus rücken modernisierte oder neu gebaute Wohnimmobilien, die in hohem Maße energieeffizient sind (Klassen A oder B) und sich daher vergleichsweise preisstabil zeigen." Bestandsimmobilien verkaufen sich demnach schlechter, weil Kaufinteressenten oft von hohen Sanierungskosten ausgehen.
Potenzielle Käufer, die kein passendes Angebot finden, drängen auf den Mietwohnungsmarkt, beobachtet der IVD. Die Entwicklung der Mietpreise bleibe jedoch moderat: Die Inflationsrate liegt nach Zahlen des Verbands derzeit bei zirka fünf Prozent in Deutschland, während die Mieten gegenüber dem vergangenen Jahr um rund zwei Prozent gestiegen sind. Die Miete für eine Wohnung mit gutem Wohnwert liegt im bundesweiten Schnitt bei 11,10 Euro pro Quadratmeter, bei mittlerem Wohnwert bei 9,50 Euro je Quadratmeter.
IVD: Preiserholung erst im Herbst 2024
"Insgesamt sind die tatsächliche Marktentwicklung und die Aussichten am Wohnimmobilienmarkt positiver als die aktuelle Stimmung", stellt der IVD-Präsident fest. Im Ausblick erwartet Wohltorf, das die größten Preiskorrekturen durch sind: "Wir rechnen mit Seitwärtsbewegungen von fünf Prozent in den kommenden zwölf Monaten. Die Preise steigen, wenn die Zinsen wieder sinken, vermutlich aber nicht vor dem vierten Quartal 2024."
Den jährlichen Wohn-Preisspiegel entwickelt der IVD auf Basis umfangreicher Daten erfahrener Marktberichterstatter aus rund 450 Städten und ländlichen Regionen. Da der IVD dabei mit echten Abschlusspreisen und den tatsächlich vereinbarten Mieten arbeitet, zeichnet der Wohn-Preisspiegel ein realistisches Bild des deutschen Immobilienmarkts.
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