Projektentwickler-Studie: Zahl der Baustarts auf Rekordtief

Die Lage am Markt für Projektentwicklungen spitzt sich weiter zu. Laut Development Monitor von Bulwiengesa ging im zweiten Halbjahr 2023 knapp ein Viertel weniger Fläche in den Bau als im ersten Halbjahr. Im Segment Wohnen waren es sogar ein drittel Quadratmeter weniger.

Noch nie war die Zahl der Baustarts so gering wie im zweiten Halbjahr 2023, lautet ein Ergebnis aus dem aktuellen Development Monitor von Bulwiengesa, in dem alle relevanten Projektentwicklungen in Deutschland analysiert werden.

Fünf Millionen Quadratmeter sind demnach im dritten und vierten Quartal 2023 in den Bau gegangen. Das sind knapp 23 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023. Außer im Segment Logistik und Industrie (plus 11,7 Prozent) und in der Kategorie Sonstige – zum Beispiel Senior Living – ist das Minus bei den Flächen teilweise enorm. Im Wohnsegment, das mit 1,4 Millionen Quadratmetern das zweitgrößte Projektvolumen aufweist, schlägt für diesen Zeitraum sogar ein dickes Minus von knapp 29 Prozent zu Buche. Gegenüber den Jahren 2021 und 2022 ging das Volumen der Baustarts am Markt für Wohnimmobilien im zweiten Halbjahr 2023 um 65 Prozent zurück.

"Die vergangenen vier Quartale geben Anlass zur Sorge", fasst Studienleiter Felix Embacher die Entwicklung zusammen. Viele Wohnbauprojekte wurden mit Verzögerung fertiggestellt: Im Vergleich zum vierten Quartal 2022 haben sich Ende 2023 mehr als 39 Prozent der projektierten Flächen um mindestens drei Monate verschoben.

"Top 7"-Metropolen: Jede zehnte Wohnung nicht gebaut

In den sieben größten deutschen Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart ging das Bauvolumen nach Nutzfläche im Segment Wohnen um 10,7 Prozent zurück. Bei Büroimmobilien gab es 9,1 Prozent weniger Fläche, bei Handelsimmobilien 13,8 Prozent und bei Hotels 11,7 Prozent. Bei 43 Millionen Quadratmetern Gesamtprojektvolumen in den Metropolen, entfallen nach Berechnungen von Bulwiengesa 20 Millionen Quadratmeter Fläche (46 Prozent) auf Wohnimmobilien. Kleinere Städte sind demnach noch am stabilsten.

Für den aktuellen Development Monitor wurden Projekte von rund 230 der wichtigsten Entwickler betrachtet, die mehr als 1.500 Quadratmeter Nutzfläche aufweisen, und zwischen 2020 und 2027 geplant sind, in Bau oder fertiggestellt. Die Daten wurden am 8.2.2024 in einem Webinar mit knapp 1.200 Teilnehmern vorgestellt. Thema Nummer eins: Insolvenzen in der Branche.

Projektentwickler-Insolvenzen: Thema im Development-Webinar

Bei der Vorstellung des aktuellen "Devolopment Monitors" in einem Webinar war auch die Insolvenzwelle ein großes Thema. Francesco Fedele, CEO bei der BF.direkt AG, sagte dazu in der Diskussionsrunde: "Eine Insolvenz ist für Projektentwickler nicht immer das Ende. Momentan sehen wir überwiegend Insolvenzen in Eigenverwaltung." Vorteil sei hier, dass das Know-how des alten Managements im Haus bleibe, während sich bei einer Regelinsolvenz neue Manager erst in die komplexen Projektstrukturen einarbeiten müssten. Welche Projekte am Markt Erfolg haben, werde sich in den kommenden Monaten zeigen.

Laut dem Bulwiengesa-Experten Embacher leider die Projektentwickler derzeit besonders unter der Zurückhaltung bei den Immobilienkäufern: "Bei den Eigentumswohnungen sind die Baustarts zum Erliegen gekommen." Mit Interboden aus Ratingen hat am 7. Februar bereits der 13. Immobilienentwickler Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.

Webinar: "Was baut Deutschland? – Auswertung zum aktuellen Developer Markt" (YouTube)


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Schlagworte zum Thema:  Studie, Projektentwicklung