Smart Meter gewinnen trotz Datenschutzrisiko an Akzeptanz
Immer mehr Menschen in Deutschland sind bereit, Daten über den eigenen Energieverbrauch in Echtzeit mit dem Netzbetreiber zu teilen. In einer Bitkom-Studie sagten knapp zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten, sie könnten sich vorstellen, künftig einen intelligenten Stromzähler (Smart Meter) zu nutzen. Im Jahr 2020 lag der Zustimmungswert nur bei 36 Prozent.
Für die Umfrage von Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom wurden 1.005 Personen in Deutschland ab 18 Jahren im Februar und März 2024 telefonisch befragt.
Bitkom: Interesse an intelligenten Stromzählern steigt
Smart Meter ermitteln den Stromverbrauch und senden die Daten über ein Smart Meter Gateway an den Netzbetreiber. Dadurch können Verbraucher ohne Verzögerungen den Stromverbrauch ermitteln.
In einem Smart Home ist das System auch in der Lage, bestimmte Geräte wie eine elektrische Wärmepumpe oder eine Wallbox zum Laden eines Elektroautos dann einzuschalten, wenn viel Wind- oder Solarstrom ins Netz drängt. "Wir brauchen Smart Meter und Smart Gateways, weil die Energieflüsse nicht mehr so konstant sind, sondern der Wind weht, wann immer er weht, und die Sonne scheint, wann immer sie scheint", sagt Bitkom-Präsidiumsmitglied Matthias Hartmann.
Nach Angaben des Verbands waren von den rund 52 Millionen in Deutschland verbauten Stromzählern Ende 2022 weniger als 300.000 bereits Smart Meter. Hartmann geht davon aus, dass die Zahl mittlerweile zwischen 800.000 und einer Million liegt. Dazu habe auch das im Jahr beschlossene "Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende" beigetragen. Im europäischen Vergleich liege man jedoch weit zurück. "Länder wie Italien, Frankreich, Spanien haben das bereits vor vielen Jahren begonnen und befinden zum Teil in der nächsten Rollout-Welle. In Deutschland geht das gerade erst los", so Hartmann.
Intelligente Stromzähler als Datenschutzrisiko?
Kritiker der Smart Meter"-Technik sehen unter anderem Datenschutzrisiken, weil die Daten zum Teil Rückschlüsse auf die Zahl der Bewohner einer Wohnung, deren Verbrauch und Verhalten sowie deren Nutzungsgewohnheiten zuließen.
Hartmann wiederum sieht es kritisch, dass die gesetzlichen Regelungen zur Energiewende in Deutschland über die Anforderungen der Europäischen Datenschutzgrundverordnung hinaus reichen, beispielsweise bei der Heizkostenverordnung: Die Daten, die an den Heizkörpern erfasst werden, dürften nur zum Zweck der Abrechnung verwendet werden, so der Bitkom-Präside. Dies sei eine Einschränkung, die die Energiewende erschwere. "Wir benötigen diese Daten, um die zentralen Kessel im Heizungskeller optimal auszusteuern."
Die Umfrage habe gezeigt, dass es eine hohe Bereitschaft gebe, eigene Verbrauchsdaten zu teilen. Auf die Frage "Können Sie sich vorstellen, Ihre Verbrauchsdaten anonymisiert zur Verfügung zu stellen, wenn Sie dadurch künftig Heizkosten einsparen würden?" antworteten 69 Prozent der Befragten mit "Ja" und nur 22 Prozent mit "Nein".
Bitkom-Umfrage: Die Digitalisierung der Energiewende (Download)
IÖW: Smart Meter datensparsam betreiben
Wie sich der Ausbau und der Betrieb der digitalen Energieinfrastruktur auf die Umwelt auswirken wird, hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) untersucht. Analysiert wurden die Verbrauchsdaten von 1.600 Haushalten. Das Institut empfiehlt einen Rollout, bei dem durch den effizienten Einbau der intelligenten Stromzähler maximale Einsparungen erzielt werden, und eine datensparsame Strategie, bei der die negativen Wirkungen der Geräte minimal gehalten werden.
So brauchen Smart Meter im Betrieb für die Sammlung, die Verarbeitung und den Transfer von Daten selbst Strom. Bei einer sekündlichen Erfassung, die auch den Verbrauch einzelner Geräte erkennbar macht, summiert sich die Klimawirkung der Zähler laut IÖW auf etwa 17 Kilogramm CO2-Äquivalente in einem Jahr, was etwa 40 Waschladungen mit einer herkömmlichen Waschmaschine entspricht. Daher empfehlen die Wissenschaftler, dass die Daten konsequent nur nach Bedarf erhoben werden.
Auch sei es wichtig, den Rollout so zu konzipieren, dass Smart Meter flächendeckend eingebaut werden. Nur so werde es möglich, maximale Einsparungen zu erzielen und den immensen logistischen Aufwand des Rollouts effizient zu steuern. Die Studie wurde im Projekt "Detective – Energieeinsparung durch Digitalisierung" (FZK 03EI5204) erarbeitet und war gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).
IÖW-Studie "Smart-Meter-Rollout: Die Energiewende datensparsam voranbringen"
Das könnte Sie auch interessieren:
Vermieter werden mit Smart Metern nicht warm
-
Balkonkraftwerke: Das gilt für WEG & Vermieter
2.509
-
Vermieter muss Heizkosten korrekt verteilen
1.657
-
Befristeter Mietvertrag: Darauf sollten Vermieter beim Zeitmietvertrag achten
1.629
-
Schönheitsreparaturen: Zulässige und unzulässige Klauseln für Renovierungen im Mietvertrag
1.401
-
Form der Betriebskostenabrechnung und Mindestangaben
1.358
-
Verwaltungskostenpauschale 2023: Kostenmiete steigt mit Tabelle
1.133
-
Untervermietung: Was kann der Vermieter verbieten?
1.103
-
Schlüssel für Schließanlage verloren: Wer muss zahlen?
1.053
-
Rechtsfolgen des Eigentümerwechsels
1.027
-
Wertsicherungsklausel im Gewerbemietvertrag
993
-
Info-Portal für die Heizungswahl
20.11.2024
-
Energiewende – (Wie) macht das der Verwalter?
19.11.2024
-
BGH bleibt dabei: Schonfristzahlung heilt nur fristlose Kündigung
18.11.2024
-
Heizkosten 2023 um rund 31 Prozent gestiegen
06.11.20242
-
Mietminderung bei Legionellen: Urteile im Überblick
04.11.2024
-
Nur zahlungsrelevante Fehler kippen Jahresabrechnung
29.10.2024
-
Heizungsautomatisierung: Frist endet am 31.12. – Bußgelder drohen
25.10.2024
-
Wärmepumpen-Check: Neue Tools für Hauseigentümer
25.10.2024
-
Vorkaufsrecht von Angehörigen geht Mietervorkaufsrecht vor
23.10.2024
-
Der neue Charme der Betriebsoptimierung
21.10.2024