3 Fragen an Ron Hess

Als selbsternannter Außenminister der On-Geo GmbH erlaubt sich Kommunikationsleiter Ron Hess schon mal das ein oder andere Späßchen – den Sinn fürs Wesentliche verliert er trotzdem nie. 3 Fragen über blindes Vertrauen, ein gallisches Dorf im Osten und fantastische Menschen. 

Sie haben auf LinkedIn einen Post zu der Frage "Gibt es zu viel privat im Arbeitsleben?" verfasst, aus dem hervorging, dass Sie tatsächlich gar keinen großen Unterschied zwischen Kollegen und Freunden machen. Kann man das so sagen? 

Ron Hess: Ja, genau. Ich habe auch angedeutet, dass ich teilweise acht bis zehn Stunden, wenn ich dann mal im Office bin, mit den Herrschaften zusammen verbringe. Uns gibt es jetzt als Firma seit 22 Jahren, ich bin seit 17 Jahren mit dabei – du brauchst genau solche Leute, denen du blind vertrauen kannst. Teilweise ist da mehr Vertrauen als zu den Familienmitgliedern um drei Ecken, weil wir uns werktäglich aufeinander verlassen können müssen. 

"Maximiliansplatz oder so – Erfurt hatte damals keiner auf dem Plan"

Sie haben gesagt, es gebe immer noch viele, die Ostdeutsche oder Thüringer für dumm hielten. Ist da immer noch ein Stück weit das Bewusstsein, dass man Sie nicht ernst nimmt? 

Nein, nicht im Wirtschaftlichen. Das muss ich, glaube ich, nochmal klar definieren. Im Wirtschaftlichen werden wir ernst genommen. Ich könnte jetzt aber zum Beispiel sagen: Wir wurden damals in München gegründet, obwohl jeder Mitarbeiter in Erfurt saß. Vor drei, vier Jahren haben wir uns entschlossen, uns ins Handelsregister in Erfurt und Jena eintragen zu lassen und zu sagen: Nein, wir sind eine Thüringer Firma und wir zeigen das auch.

Vor 22 Jahren ist man eher an eine Bank gekommen, wenn man eine Münchner Adresse hatte, wie Maximiliansplatz oder sowas. Erfurt hatte damals keiner auf dem Plan. Das hat sich extrem gewandelt. Das merkt man auch auf unseren On-Geo-Days, einem großen Event mit 400 Teilnehmern aus ganz Deutschland. Da frage ich jedes Jahr, wo wir es im kommenden Jahr abhalten wollen.

Wir machen es jetzt schon zehn, zwölf Jahre in Erfurt und die Gäste wollen immer wieder kommen, weil sie es da einfach so wunderschön finden. Das hat sich wesentlich gebessert. Dieser Zulauf der AfD macht es aber im privaten Bereich leider nicht besser. Das muss man auch ganz klar sagen. (...)

Erfurt ist einer der kleinen weißen Flecken, der nicht die AfD gewählt hat oder wo sie nur zweitstärkste Partei war. Das ist jetzt nicht viel besser, aber immerhin – wenn im Osten alles blau ist und man ein kleines gallisches Dorf hat, das sich noch ein bisschen dagegen wehrt, ist das natürlich fantastisch. 

Rendite hier, Rendite da, Regulatorik – die Leute lieben, was sie tun

Sie machen einen Podcast, in dem Sie Berufsbilder der Branche vorstellen, dozieren an Hochschulen, Sie machen einmal im Monat ein Praktikum und schreiben einen Blog, Kolumnen und LinkedIn-Posts – ganz viel davon ehrenamtlich. Warum?

Zuallererst befriedigt das meine Ehrenamtsanstrengung. Ich will das wirklich, weil ich die Branche liebe. Ich bin mit 22 in die Branche gekommen und ich finde sie fantastisch! Zum Beispiel das Thema Immobilienbewertung: Natürlich, es ist ein flaches, spaßbefreites Thema. Die Menschen aber nicht, die sind fantastisch!

Die Menschen, gerade in der Immobilienbewertung oder im Research, das sind mit die lustigsten, die ich kenne, die feierfreudigsten, die ich kenne, und mit einer Expertise, die mich jedes Mal wieder umhaut. Man sieht das nicht – die schreiben ihre Beleihungswerte, die gucken nach dem X-fachen, Rendite hier, Rendite da, Regulatorik – und das macht alles nicht wirklich Spaß. Aber die Leute lieben das, was sie tun. Sie wollen das auch zeigen, haben aber vielleicht oft keine Plattform dafür. Und da will ich ansetzen.

Mittlerweile kenne ich die Immobilienwirtschaft wesentlich besser als noch vor 16 Jahren und sehe, was es alles gibt und wie toll die Menschen sind. Das will ich zeigen, damit nicht jeder Zweite denkt, wenn man aus der Immobilienwirtschaft kommt, ist man Makler. Es gibt natürlich viele Makler – und die muss ich auch mal im Podcast haben –, aber wichtig ist, dass wir die ganzen Facetten aufzeigen, die wir so haben. Was es alles gibt, was man machen kann.