Kanzleramt: 400 neue Büros für knapp eine halbe Milliarde Euro

Im Berliner Bundeskanzleramt treten sich die Mitarbeiter auf die Füße. 90 der 750 Mitarbeiter müssen sich Räume teilen, rund 200 arbeiten an anderen Standorten. Ein geschätzt 460 Millionen Euro teurer Neubau mit unter anderem 400 Büros soll Abhilfe schaffen, wie Kanzleramtschef Helge Braun sagte.

Die Eröffnung des Großprojekts mit Helikopterlandeplatz soll 2028 sein, hieß es weiter. Im Obergeschoss sei eine 250-Quadratmeter-Wohnung für das Regierungsoberhaupt geplant, was Kanzleramtschef Braun laut Berliner Zeitung damit begründete, dass das Regierungsoberhaupt einen Rechtsanspruch darauf habe. Es könne sein, dass sich ein künftiger Kanzler oder eine Kanzlerin darauf berufe. Die Wohnung im achten Stock des jetzigen Kanzleramts diene nicht zum Wohnen, sondern nur zu repräsentativen Zwecken oder als Raum für Koalitionsrunden.

Zuschlag wegen möglicher Urheberrechtsansprüche am Kanzleramt?

Den Zuschlag für das Projekt haben die Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank bekommen. Sie haben auch das Kanzleramt entworfen, das im Jahr 2011 fertiggestellt worden ist und für 460 Mitarbeiter konzipiert wurde.

Das Feder führende Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung hatte sich vor der Auftragsvergabe Rat von Rechtsexperten eingeholt, wie Präsidentin Petra Wesseler sagte. Die Behörde hatte befürchtet, dass das Architektenpaar bei der Vergabe an ein anderes Büro ihr Urheberrecht am so genannten Band des Bundes und dem Kanzleramt angemeldet hätte. Die Sorge war begründet: "Wir hätten uns mit Händen und Füßen gewehrt", bestätigte Axel Schultes.

Modell Erweiterung Kanzleramt

Neuer Landeplatz für Hubschrauber

Das neue Haus mit sechs Geschossen am westlichen Spreeufer soll bogenförmig gebaut werden und zu den Büros und der Dienstwohnung auch eine Kantine, eine Kindertagesstätte und Konferenzräume beherbergen. Zur Spree werden in ein- bis zweigeschossigen Gebäudeteilen untergeordnete Serviceeinrichtungen für die gesamte Liegenschaft Platz finden.

Die Regierungshubschrauber sollen künftig auf einer runden, auf dem Büroriegel angebrachten Plattform in 22 Metern Höhe landen. Logistik und Poststelle werden außerhalb des Kanzlerparks einen Platz finden. Geplant ist zudem eine zweite Fußgängerbrücke über der Spree zum etwa 200 Meter entfernten Hauptgebäude.

Aufwendige Planung und Sicherheitsvorschriften verzögern Baubeginn

Mit dem auf mindestens 460 Millionen Euro veranschlagten Projekt wird das sogenannte Band des Bundes vervollständigt. Zur Gebäudereihe, die sich als Ost-West-Klammer über beide Seiten der Spree erstreckt, gehören das Marie-Elisabeth-Lüders- sowie das Paul-Löbe-Haus des Bundestags.

Ob Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch in die neue Dienstwohnung im sechsten Stock ziehen wird, ist zu bezweifeln. In die Planungen ist sie eingeweiht. Wegen komplizierter Planungen und Abstimmungen etwa mit den Sicherheitsbehörden kann der Bau jedoch erst im Jahr 2023 beginnen und 2027 fertiggestellt werden.

dpa

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