Kommentar P5 Property Kongress: Neu und anders ist angesagt

Es braucht frischen Wind. Denn der Geruch abgestandener Denkweisen und Handelsmuster in der Immobilienbranche muss dem Duft echter Innovation weichen – so schnell wie möglich. "Der Anstoß für etwas Neues" zu sein, ist der selbst auferlegte Anspruch des ersten P5 Property Kongresses.

Ein Event mit Massagen, Comedy-Auftritten und einem Maßatelier – das kann doch nicht unsere Immobilienbranche sein! Doch, doch: Beim erstmals abgehaltenen P5 Property Kongress ist das Realität. Neben Panels, Keynotes und Workshops. Treffpunkt der Branche ist diesmal das Kongresshaus Kap Europa auf dem Frankfurter Messegelände. Es ist am ersten von zwei Eventtagen – so empfinde ich es tatsächlich – einiges anders als bei sonstigen Branchenveranstaltungen.

Jederzeit haben die erwarteten 1.100 Besucher etwa die Möglichkeit, sich in Pausen professionell massieren zu lassen. Nur wenige Meter davon entfernt befindet sich ein Pop-Up-Maßatelier der Wiesbadener Modedesignerin und Schneiderin Isabel Loureiro. Für Alle, die mal eben dem fachlichen Teil entfliehen wollen und ein Faible für Textilien haben. "Wir wollen hier für etwas Entspannung und Abwechslung sorgen", verrät mir die Dame, die den Stand betreut. Ein Hauch von Work-Life-Balance.

Wohnungsmangel: Volker und Florian vs. Murat und Khalid

Doch damit nicht genug. Ein weiteres Paradebeispiel für den aus meiner Sicht gelungenen Mix aus Momenten der Muße und gnadenloser Immobilienrealität ist der Auftritt des Comedians Khalid Bounouar, bekannt aus dem Aachener Ensembles RebellComedy. Er nimmt sich unter anderem den markanten Wohnungsmangel zur Brust – spricht über diesen und erläutert auf lustige Weise, wie die Wohnungssuche für jemanden mit einem Namen wie Murat oder Khalid verlaufen kann: ganz anders nämlich als für einen Volker oder Florian.

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft: Zeit für echte Innovation

Auf ihre Kosten kommen jedoch auch diejenigen, die keine Zeit für Freizeit und keinen Sinn für Humor haben. Denn es wird nicht nur massiert, gemessen und gelacht, es wird auch gefachsimpelt, und es wird mit Leidenschaft appelliert. Transformation, neue Denkweisen und echte Innovation werden gefordert – auf breiter Fläche und jenseits der Buzzwörter wie Nachhaltigkeit oder Klimaneutralität.

Stichwort "Klimaneutralität": Warum geben wir uns eigentlich mit diesem langfristigen Ziel zufrieden? Diese Frage wirft Professor Dr. Michael Braunert – Pionier des Designkonzepts Cradle to Cradle – auf. Warum soll alles Klima-neutral werden, warum denn nicht gleich Klima-positiv!? Sein Aufruf daher: "Lassen Sie uns doch Gebäude errichten, über die sich die Tierwelt freuen kann!" Ziel müsse es doch sein, "nicht weniger schlecht, sondern gut" zu sein. Tosender Applaus aus dem Publikum, das sich in nicht geringen Teilen angesprochen fühlen sollte! Ein Hauch von Heuchelei.

Das unvollkommene Durcheinander

Es ist auch an anderer Stelle nicht alles Gold, was glänzt. Die große Themenvielfalt und die vielen Workshops beeindrucken zwar auf den ersten Blick. Es ist alles geboten: Erwartbare Keynote-Speaker auf groß inszenierter Showbühne, wie Professor Dr. Tobias Just, der wenig überraschend über das schwierige, aber sich langsam bessernde Finanzierungsumfeld spricht. Genauso aber auch überraschende und vergleichsweise exotische Thematiken in kleineren Workshops und Vorträgen, wie etwa Metaverse oder neuste KI-Entwicklungen.

Auf dem Papier ist alles perfekt durchgetaktet. Schade nur, dass Imperfektion in der Natur des Menschen liegt und dieser nicht ganz so geduldig ist wie Papier. So bekomme ich etwa mit, wie ein eigentlich fest eingeplanter Speaker, der extra im schicken beigen Anzug angereist ist, bei seiner Ankunft erfahren muss, dass seine Session ausfällt. Autsch!

Dass das komplexe Programm der Premierenveranstaltung nicht eingehalten werden kann, liegt nicht zuletzt daran, dass es bereits am Morgen erhebliche Probleme beim Check-in zur Veranstaltung gibt. Es entsteht eine lange Schlange, mit zum Teil noch längeren Gesichtern. Den Organisatoren bleibt nichts anderes übrig, als den Start deutlich nach hinten zu verlegen und das Programm spontan anzupassen. Sehr zum Leidwesen des Mannes mit dem beigen Anzug ... 


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