Shit in, cat out?
Herr Holzke, Spie wächst mit und an den zentralen Zukunftsaufgaben Digitalisierung und Energietechnik. Kommt genug Nachfrage vom Markt? Können Sie da voll drauf setzen?
Markus Holzke: Absolut. Wir sehen in den Bereichen Klimaschutz und der Digitalisierung die beiden großen langfristigen Treiber, die aber auch erhebliche Zukunftsinvestitionen erfordern. Und das sind tolle Chancen für uns, weil wir mit unserem technischen Dienstleistungsportfolio letztlich für eine klimafreundliche und digitale Wirtschaft und Gesellschaft sorgen können. Das ist unser Kerngeschäft. Dort sehen wir eine deutliche Entwicklung nach vorne im Gebäudebereich.
Die Nachfrage nach Energieeffizienz und Dekarbonisierungslösungen ist immens. Zusätzlich auch im Bereich der Infrastruktur, beispielsweise das Schaffen der Elektromobilitätsinfrastruktur oder auch der Kommunikationsnetze. Infrastruktur über alles, was man da redet. Ob das Rechenzentren sind, Breitbandausbau oder 5G Mobilfunkinfrastruktur, das sind die großen Treiber, wo wir uns auch mit unseren Kompetenzen organisch, aber auch anorganisch gut aufstellen.
"Polen ist unser Musterland, was Wachstum angeht"
Frau Dr. Henschel, Strabag ist international aufgestellt. Haben Sie für die L’Immo-Zuhörerschaft ein paar "lessons learned" von den ausländischen Märkten? Ist da der Digitalisierungsgrad weiter fortgeschritten? Gibt es die Personalprobleme nicht?
Dr. Marion Henschel: Prinzipiell ist es so, dass auch für die Strabag PFS (Strabag Property and Facility Services Unternehmensgruppe) im Moment der deutsche Markt der größte Markt ist unter den sechs PFS-Ländern, in denen wir tätig sind, bislang waren es fünf, jüngst sechs: Wir haben vor wenigen Wochen in Luxemburg den Marktführer im Facility Management erworben. Ansonst würde ich gerne zustimmen. Die Rahmenbedingungen Deutschland sind nicht optimal.
Da finden wir gerade in den osteuropäischen Ländern im Moment bessere Rahmenbedingungen vor. Mehr Wachstum. Polen ist unser Musterland, was Wachstum angeht. Eine hohe Inflation gibt es da zwar auch, aber ein Wachstum von neun bis zehn Prozent. Da passiert unglaublich viel. Und wir haben unlängst auch unsere Roadmap bis ins Jahr 2030 aufgestellt, also für die Strabag PFS Unternehmensgruppe. Und da sehen wir das Wachstum nicht mehr in Deutschland, sondern wir sehen es in den anderen Ländern, in denen wir engagiert sind. Allerdings hat auch jeder Markt seine Besonderheiten. Das Facility Management ist kein Direktexport. Dass man irgendetwas hier produziert und ins andere Land bringt oder mal Menschen irgendwo hinschickt, nach dem Motto "Macht den Job und kommt wieder zurück". Am besten lässt sich das beschreiben mit think global, act local.
Sie haben Digitalisierung angesprochen. Ich glaube, entscheidend ist, welche Antwort ein Unternehmen hat. Wir verfolgen eine einheitliche Digitalstrategie. (…) Wir arbeiten mit denselben digitalen Tools in allen PFS-Ländern. Das ist auch die richtige Antwort darauf, wenn es um die Themen Standardisierung, Automatisierung, Digitalisierung und Skalierung geht. Denn es ist am Ende wurscht, ob Sie irgendeinen Serviceprozess in Polen vor dem Kunden erledigen wollen oder in Deutschland. Wichtig ist, dass die Prozesse und die entsprechende Automatisierung und Digitalisierung dahinter stimmen. (…) Die Digitalisierung, Systeme, Strukturen, die können sie exportieren, weil sie eben digital sind. Menschen zu exportieren, um den Service dann vor Ort in anderen Ländern zu machen, das ist eher schwieriger.
"Wir verarbeiten oftmals Massendaten in dem Geschäft"
Herr Piepenbrock, in der Studie (aktuelle Lünendonk-Liste) wurde auch künstliche Intelligenz im Bereich Facility Management als Trend als Wachstumstreiber identifiziert. Wo hat das in der Praxis schon Einzug gehalten?
Arnulf Piepenbrock: Wir kriegen kein Personal mehr. Daher ist unsere Branche sowieso dazu verdonnert, in Automatisierung, in künstliche Intelligenz, in Prozessoptimierung zu denken, damit wir die Personalressourcen vernünftig einsetzen können. (…)
Zu meinen Mitarbeitern sage ich immer: "ChatGPT ist ja schön, wenn man einen Text umschreiben lässt. Alles prima, alles toll. Aber (…) da gibt es ja auch super Lügengeschichten, die dabei rauskommen, wenn man mal ChatGPT fragt." Wenn man sich ein eigenes System aufbaut, ist entscheidend: (…) Habe ich einen (…) passenden Datenbestand, werden meine Ergebnisse (…) in komprimierter Form auch passend sein. Dann werde ich sie gewinnbringend für mein Unternehmen einsetzen können. Ist der Datenbestand aber nicht passend, gibt es den schönen Spruch "Shit in, Shit out". Dann habe ich ein riesengroßes Problem. Da hilft mir künstliche Intelligenz gar nichts. (…) Wir verarbeiten oftmals Massendaten in dem Geschäft, (…) da kann man über die künstliche Intelligenz mit Chatbots ganz gute Sachen machen, damit es effizienter und einfacher läuft.
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