Corporate Sustainability: Wie weit ist der Mittelstand?

Nachhaltigkeitsberichterstattung ist das eine, nachhaltige Geschäftsmodelle sind das andere: Auch mittelständische Immobilienunternehmen spielen bei der Sustainability Transformation eine zentrale Rolle. Eine neue Studie von Haufe identifiziert Strategien, Treiber und Herausforderungen.

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), eine Richtlinie der Europäischen Kommission, soll Nachhaltigkeitsstrategien in Unternehmen fördern. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der für die Studie "Corporate Sustainability im Mittelstand" von Haufe befragten Führungskräfte erstellen bereits CSRD-Nachhaltigkeitsberichte, künftig haben das 44 Prozent der Befragten vor.

Befragt wurden Personen aus 36 mittleren und kleinen Unternehmen (KMU), darunter auch CEOs und Geschäftsführer aus dem Immobilienmanagement, der Bauwirtschaft und dem Facility Management.

Basierend auf Tiefeninterviews und der Analyse der Aussagen und Perspektiven, machen die Studienautoren vier Unternehmertypen in Bezug zur Haltung zu Corporate Sustainability aus: Die Wegbereiter (15 Prozent), die Routiniers (30 Prozent), die Einsteiger (35 Prozent) und die Skeptiker (20 Prozent). Ergänzt wurde die qualitative Befragung mit einer Validierung mithilfe von Online-Interviews (n = 96).

CSRD: Wie gehen die Unternehmen mit der Richtlinie um?

Wegbereiter sind offen für Reglements, sehen Nachhaltigkeit als grundlegenden Bestandteil der Unternehmensstrategie und agieren aus intrinsischer Motivation. Oft sind es die Firmeneigentümer, die eine Richtungsentscheidung getroffen haben. Sie haben bereits Detailwissen zur CSRD und reagieren gelassen auf die Berichtspflicht. In der Regel berichten sie bereits über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten, prüfen CSRD-Kriterien und bereiten eine Wesentlichkeitsanalyse vor oder setzen sie um.

Die Routiniers berichten schon länger über Nachhaltigkeit und sind mit Regularien gut vertraut, die sie jedoch teils für praxisfern halten. Sie orchestrieren laut der Studie Nachhaltigkeitsstrategien virtuos und sind motiviert durch externe Stakeholder-Forderungen. Auch die Routiniers haben Detailwissen zur CSRD. Was die Berichtspflicht angeht, wird auf die eigenen Erfahrungen und Strukturen gesetzt. Alle Routiniers berichten bereits, in der Regel nach den Prinzipien der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) beziehungsweise denen des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Aktuell prüfen sie, welche anderen oder zusätzlichen Anforderungen durch die CSRD dazukommen.

Anwendung von CSRD-Kriterien uneinheitlich

Den Einsteigern wiederum falle die Orientierung im "Informationsdickicht" noch schwer, heißt es in der Studie. Sie suchen noch aktiv nach Details zur CSRD. Auf die Berichtspflicht reagieren die Einsteiger verunsichert und rechnen mit zu viel Workload und Bürokratie. Aktuell prüfen sie die CSRD-Kriterien sowie das Prozedere, wie etwa die doppelte Materialität und Wesentlichkeit.

Abwehrverhalten beobachten die Studienautoren bei den Skeptikern: Sie setzen die Regulatorik mit sinnloser Bürokratie gleich. Die Zuständigkeit wird oft vom CEO delegiert, zum Beispiel hin zum CFO. Die Skeptiker haben nur rudimentäre Kenntnisse zur CSRD und reagieren auf die Berichtspflicht mit Ressentiments oder warten ab. Eigene Berichtserfahrungen gibt es nicht. Die Relevanz der CSRD für das Unternehmen ist den Skeptikern aber bewusst.

Unter den teilnehmenden Unternehmen mit 250 bis 999 Mitarbeitern verwendete im vergangenen Jahr schon knapp ein Drittel (26 Prozent) CSRD-Kriterien zur Berichterstattung. Bei Unternehmen mit 1.000 bis 4.999 Mitarbeitern sind es hingegen schon 53 Prozent. Unternehmen mit 250 bis 999 Mitarbeitern eruieren mehrheitlich gerade, welche CRSD-Kriterien relevant sind (58 Prozent). Bei Firmen mit 1.000 bis 4.999 Mitarbeitern tun das 45 Prozent. Generell lässt sich in der quantitativen Validierung feststellen, dass sich fast alle Unternehmen mit der CSRD beschäftigten – nur drei Prozent der kleineren Unternehmen geben an, noch keine Zeit gehabt zu haben.

Wann ist ein Geschäftsmodell nachhaltig?

Geschäftsmodelle nachhaltig zu gestalten, ist der Studie zufolge ein starker Treiber für Corporate Sustainability. Das sehen vor allem die Wegbereiter als Visionäre so. Eine typische Aussage in den Interviews lautet: "18 Prozent unserer Kunden kommen inzwischen zu uns, weil wir nachhaltig bauen." Viele CEOs stellen allerdings fest, dass die Kunden wenig Bereitschaft zeigten, kurzfristig höhere Preise zu akzeptieren. Trotzdem geben drei Viertel der Befragten in der quantitativen Erhebung an, dass sie bereits nachhaltigere Produkte und Dienstleistungen eingeführt hätten – 84 Prozent planen das in den kommenden zwölf Monaten.

So werden in der Studie nachhaltige von konventionellen Geschäftsmodellen unterschieden:

  • Nachhaltigkeitsorientierung: Es muss eine bewusste Entscheidung sein, ökologische und soziale Probleme anzugehen.
  • Erweiterte Wertschöpfung: Alle Stakeholder im Blick haben.
  • Systemisches Denken: Ein Unternehmen ist Teil der Wirtschaft, der Gesellschaft und des ökologischen Gesamtgefüges.
  • Stakeholder-Integration: Nicht nur Kunden, Geschäftspartner oder Investoren im Blick haben, sondern zum Beispiel auch die Politik oder indirekt betroffene Stakeholder.

Zur Haufe-Studie "Corporate Sustainability im Mittelstand" (Download)


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