Smart Home: Systeme und Lösungen


Kapitel
Smart Home: Welche Systeme sind geeignet?

Es gibt viele Hersteller von Smart-Home-Geräten und -Systemen und unterschiedliche Lösungen für die verschiedenen Anforderungen von Mieter und Vermieter. Welche Geräte und Systeme eignen sich für den Neubau und zum Nachrüsten und was kosten sie?

Aktuell fristen Elektro- und IT-Anwendungen in den eigenen vier Wänden eher noch ein Schattendasein – das liegt auch daran, dass einheitliche Standards fehlen und die Kosten für die smarte Technik hoch sind, während der Mehrwert für die Verbraucher nicht immer ersichtlich ist.

Laut der Studie "Smart Home + Building" könnte sich das in den kommenden Jahren ändern. Die Autoren gehen davon aus, dass Smart-Home-Funktionen irgendwann zur Basisausstattung zählen werden, vor allem bei Neubauten. Grundsätzlich lässt sich ein Smart Home aber überall installieren – auch im Altbau, egal ob Eigentum oder Mietwohnung.

Smart Home: Systeme für den Neubau

Intelligentes Wohnen umfasst die Vernetzung aller vorhandenen Geräte im Haushalt. Heizung, Lampen, Jalousien: Sie alle kommunizieren miteinander und tauschen sensorische und steuernde Signale untereinander aus. Das geschieht in der Regel über sogenannte "Bus-Systeme". Die sind unterschiedlich aufgebaut. Unterschieden wird zwischen offenen und geschlossenen Systemen.

  • Offene Systeme haben einen gewissen Standard, unabhängig vom Anbieter. Dadurch können Produkte von verschieden Herstellern miteinander kombiniert werden. Offene Systeme bieten deshalb höchstmögliche Flexibilität in Bezug auf die Wahl der bevorzugten Komponenten und die Veränderungen oder Erweiterungen der Installationen.
  • Geschlossene Systeme sind nicht kompatibel mit den Geräten anderer Anbieter. Nur Geräte oder Anlagen ausgewählter Partner sind in die Lösung integrierbar. Das heißt: Wenn ein Anbieter keine technische Lösung für eine bestimmte Aufgabe hat, kann der Kunde nicht auf die Technik eines alternativen Herstellers zurückgreifen. Aber geschlossene Systeme haben auch Vorteile: Sie bieten unter Umständen ein höheres Maß an Kompatibilität als offene Systeme.

Für welches System man sich entscheidet, hängt von den individuellen Interessen ab. Die meisten Verbraucher bevorzugen aktuell offene Systeme. Bei einer Umfrage von Deloitte legten 71 Prozent der Befragten Wert darauf, dass sie Produkte verschiedener Hersteller vernetzen können. 57 Prozent der Befragten wollten zudem die vernetzten Geräte fernbedienen können, etwa mit einer App.

Im Neubau wird in der Regel mit kabelgebundenen Systemen gearbeitet. Die sind deutlich teurer als Funklösungen, dafür aber auch weniger störanfällig und langfristig wartungsärmer als Funksysteme.

Smart Home: Systeme zum Nachrüsten

Kabelgebundene Systeme wie im Neubau bieten sich in der Regel in bestehenden Gebäuden nicht an – außer das Haus muss sowieso aufwändig renoviert werden. Denn zu jeder Verbrauchsstelle, auf die zugegriffen werden soll, muss eigens eine Leitung gelegt werden. Das heißt aber nicht, dass sich nicht auch in Altbauten Smart-Home-Funktionen installieren lassen. Diese basieren dann jedoch in der Regel auf Funkverbindungen und lassen sich über Wlan oder Bluetooth steuern.

Nachrüsten lassen sich auch konventionelle Stromstoßschalter. Die sind in Häusern und Wohnungen vorhanden, um Lampen von mehreren Stellen ein- und ausschalten zu können. Im Smart Home werden vorhandene Schalter gegen Aktoren und Sensoren ausgetauscht. Die Firma EQ-3 bietet beispielsweise einen Schaltaktor an, mit dem bestehende Systeme ohne größere Umbauarbeiten erweitert werden können. Möglich sind auch Treppenhaus-Zeitschalter. Dadurch können Lichtszenen realisiert, Zeitintervalle eingerichtet und Bewegungsmelder in die Installation integriert werden – ohne dass ein Aufstemmen von Wänden notwendig ist, verspricht EQ-3. Durch einen integrierten Dämmerungssensor lasse sich auch individuell festlegen, ab welchem Helligkeitswert die Beleuchtung geschaltet werden soll. So wird das Treppenhaus dann beleuchtet, wenn wirklich Bedarf besteht. Das spart Energie.

Eine Alternative zu diesen Funklösungen sind Systeme, die die im Haus liegenden Stromleitungen zur Datenübertragung nutzen. Hierbei ist die Übertragungsrate jedoch geringer, weshalb sich diese Lösung nicht für alle Anwendungen eignet.

Smart Home: Die Kosten

Ein Grund, warum das Thema Smart Home in Deutschland nach wie vor nicht so richtig Fahrt aufgenommen hat, sind die Kosten. In einer Bitkom-Studie äußerten die Umfrageteilnehmer, die noch keine Smart-Home-Anwendung einsetzen, häufig finanzielle oder technische Bedenken. Knapp die Hälfte (42 Prozent) hält die Geräte schlicht für zu teuer, 41 Prozent die Bedienung für zu kompliziert.

Wie teuer die Systeme wirklich sind, variiert sehr stark – je nachdem, was das Smart Home alles können soll und wie viele Endgeräte man einbinden will. Einsteigersets gibt es bereits ab wenigen hundert Euro, nach oben sind die Grenzen offen. Absolute High-Tech-Systeme werden für fünf- und sechsstellige Summen angeboten, bei Basispaketen geht es in der Regel um einige tausend Euro Investitonskosten. Es kann unter Umständen sinnvoll sein, erst eine Grundausstattung zu wählen, die bei Bedarf erweitert werden kann.

Grundsätzlich gilt: Ein kabelbasiertes System ist teurer als eine Smart-Home-Lösung, die mit Funk arbeitet. Denn zu jeder Verbrauchsstelle, auf die zugegriffen werden soll, muss eigens eine Leitung gelegt werden. Dafür ist die Datenübertragung sehr schnell und die Störanfälligkeit gering. Außerdem, so erklärt die Verbraucherzentrale, seien Lösungen mit Kabel verglichen mit Funksystemen wartungsärmer, was sich auf die langfristigen Kosten auswirke.

Die Investitions- und Wartungskosten sind nur die eine Seite. Weil sich durch Smart-Home-Lösungen Energie sparen lässt, rechnen sich die Kosten irgendwann. Bei Altbauten sei der Kaufpreis häufig schon nach zwei bis drei Jahren wieder reingeholt, sagt die Verbraucherzentrale. Bei Neubauten dauere dies länger – wegen guter Dämmung sind die Heizkosten in neueren Häusern aber in der Regel sowieso niedriger und die Einsparpotenziale damit geringer. Deshalb hätten sich die Anschaffungskosten für ein Smart-Home-System in Neubauten oft erst nach fünf bis sechs Jahren armortisiert.

Schwer montetär zu benennen seien die Einsparungen beim Thema Sicherheit: Hier komme es stark darauf an, was dem Bewohner das Plus an Sicherheit wert ist oder ob ohne Smart-Home-Lösungen tatsächlich in ein Haus eingebrochen worden und entsprechender Schaden entstanden wäre.

Zukünftig, davon geht eine Studie der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH aus, werden die Kosten für Smart-Home-Anwendungen sinken. Denn das Marktpotenzial für vernetzte Haustechnik sei groß, entsprechend habe die Industrie ein Interesse daran, in die Technologie zu investieren, was wiederum zu Konkurrenz und damit zu sinkenden Preisen führe. Insgesamt beziffert die Studie den kumulierten Umsatz von Smart Home im deutschsprachigen Markt bis 2025 auf 19 Milliarden Euro.


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