Wenn Tierfreunde und -gegner im Büro aufeinandertreffen
28 Millionen Haustiere lebten laut Erhebung des Statistikportals Statista 2013 in Haushalten der Bundesrepublik. Manch einer möchte auch am Arbeitsplatz nicht auf seinen vierbeinigen Freund verzichten und ihn am liebsten jeden Tag mit ins Büro nehmen.
Dabei treffen Tierfreunde aber nicht nur auf Gleichgesinnte. Einer aktuellen Befragung des Job-Portals Monster unter 760 Nutzern zufolge stehen sich bei der Frage "Tier oder nicht Tier?" in deutschen Büros zwei in etwa gleich große Lager gegenüber: Insgesamt 50 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich Haustiere am Arbeitsplatz eher oder sehr positiv aufs Arbeitsumfeld auswirken.
Ihnen gegenüber stehen 47 Prozent, die sich überzeugt zeigen, dass Tiere am Arbeitsplatz einen eher oder sogar sehr negativen Effekt haben. Nur drei Prozent der Befragten zeigen sich Tieren am Arbeitsplatz gegenüber als neutral eingestellt.
Tiere als Stressmanager
Die Fans von Tieren im Büro haben sich bereits gut aufgestellt: So befasst sich etwa ein eigens für diesen Zweck gegründeter Verband, der Bundesverband Bürohund, seit diesem Jahr mit dem Thema. Ziel der Verbandsmitglieder ist es unter anderem, über die richtige Einbindung der vierbeinigen Teammitglieder aufzuklären. Auch auf politischer Ebene mischen die Tierfreunde mit: Im Jahr 2013 hatten rund 15 Bundestagsabgeordnete eine fraktionsübergreifende Initiative in den Bundestag eingebracht, um künftig ihre Hunde mit zur Arbeit zu bringen.
Bei ihrer Lobbyarbeit können sich die Tierliebhaber auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen. Eine Studie der Virginia Commonwealth University aus dem Jahr 2012 konnte bereits positive Effekte von Tieren am Arbeitsplatz nachweisen – und zwar sowohl auf ihre Besitzer als auch auf deren Kollegen. Die US-Wissenschaftler stellten im Einzelnen fest, dass Hunde am Arbeitsplatz zum einen das Stresslevel ihrer Herrchen und Frauchen senkten. Zum anderen führte die Anwesenheit der Vierbeiner aber auch bei allen anderen, die mit ihnen in Kontakt kamen, zu mehr Arbeitszufriedenheit.
Die Studie zeigte zwei mögliche Gründe dafür, warum sich die Mitarbeiter mit tierischen Kollegen am Arbeitsplatz wohler fühlten als ohne: Zum einen habe sich dadurch die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander verbessert. Die Mitarbeiter ohne Hund fragten etwa, ob sie die Tiere in der Mittagspause Gassi führen könnten. Kamen sie zurück, entspann sich wiederum ein Gespräch.
Zudem führten die Spaziergänge auch dazu, dass die Mitarbeiter ihre Pausen ganz im Sinne eines guten Betrieblichen Gesundheitsmanagements nutzten, sich an der frischen Luft zu bewegen.
Der Arbeitgeber entscheidet
Dennoch muss das Mitbringen von Tieren an den Arbeitsplatz gewissen Regeln gehorchen. So lautete auch das Fazit der Studienautoren aus Virginia: Es sei wichtig, dass Policies sicherstellten, dass nur friedliche, saubere und gut erzogene Tiere mit an den Arbeitsplatz kämen.
Einen rechtlichen Anspruch, ihren pelzigen Freund mit an den Arbeitsplatz zu bringen, haben Arbeitnehmer in Deutschland nicht. Grundsätzlich muss der Arbeitnehmer den Arbeitgeber vorher um Erlaubnis fragen. Ohne konkrete Erlaubnis riskiert der Arbeitnehmer eine Abmahnung und in Wiederholungsfällen eine verhaltensbedingte Kündigung.
Das LAG Düsseldorf musste sich im vergangenen Jahr mit der Frage beschäftigen, ob eine Arbeitnehmerin ihren dreibeinigen, nach eigenen Angaben schwer traumatisierten Hund mit an den Arbeitsplatz nehmen durfte. Die Kollegen erlebten das Tier aber als aggressiv und zudem als Geruchsbelästigung. Das LAG wies die Klage ab; der Hund musste fortan zu Hause bleiben.
Damit die Tierfrage nicht vor Gericht landet, empfiehlt es sich selbstverständlich, vorab mit Chef und Kollegen über die tierische Begleitung zu sprechen. Leidet ein Mitarbeiter an Tierhaarallergien oder Angst vor Hunden, verbietet sich der Bürozoo von vorneherein. Zudem sollte, wie die Studienautoren von Monster bemerken, auch das Wohl des Tiers im Fokus stehen. So sollte Bello nicht etwa Stunden unter den Schreibtisch gezwängt verharren müssen.
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