Aus- und Weiterbildung: Lernen am Arbeitsplatz, nicht lebenslang

Das Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung hat untersucht, wie es EU-weit um die betriebliche Aus- und Weiterbildung bestellt ist. Dabei kann Deutschland mit arbeitsplatzbasiertem Lernen punkten. Nachholbedarf besteht jedoch beim lebenslangen Lernen.

Im Einzelnen zeigen die Zahlen, die das Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) ermittelt hat, unter anderem, dass in Deutschland 28 Prozent der Mitarbeiter an arbeitsplatzbasiertem Lernen teilnehmen. Im europäischen Durchschnitt ist der Anteil deutlich geringer: Hier lernen insgesamt nur 21 Prozent der Arbeitnehmer arbeitsplatzbasiert. Nicht überzeugen kann Deutschland im EU-Vergleich allerdings im Bereich lebenslanges Lernen: Nur 7,9 Prozent der Erwachsenen im Alter von 25 bis 64 Jahren nehmen bisher an solchen Maßnahmen teil. In der Gesamt-EU liegt der Schnitt bei neun Prozent. Auch der Anteil älterer Arbeitnehmer, Arbeitsloser und gering Qualifizierter beim lebenslangen Lernen ist in Deutschland niedriger als in der EU insgesamt. Die Daten, die das Cedefop ermittelt hat, beziehen sich auf die Situation des europäischen Ausbildungs- und Arbeitsmarkts im Jahr 2012.

Duales Ausbildungssystem ist EU-weit wenig verbreitet

Auch die Ausbildung Jugendlicher in der EU haben die Experten vom Cedefop analysiert. Obwohl Experten immer wieder kritisieren, dass nicht genügend deutsche Betriebe ausbilden, steht Deutschland in der EU demnach vergleichsweise gut da: Hierzulande bieten nach der Erhebung des Cedefop rund 73 Prozent der Unternehmen Lehrstellen an, im Vergleich zu 66 Prozent der Unternehmen EU-weit. Der Anteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der beruflichen Erstausbildung liegt demnach bei 48,6 Prozent. Gemessen wurde der Wert an der Gesamtzahl aller Schüler im Sekundarbereich II. Damit kommt Deutschland dem EU-Durchschnitt von 50,3 Prozent ziemlich nahe. 

Die Analyse zeigt auch, dass das betriebliche Ausbildungssystem Deutschlands im EU-Vergleich eine besondere Stellung einnimmt: Während hier 88,2 Prozent der Jugendlichen in der beruflichen Erstausbildung eine duale schulisch-betriebliche Ausbildung durchlaufen, liegt diese Kennzahl in der gesamten EU nur bei 27 Prozent.

Arbeitsplatzbasiertes Lernen erhöht Beschäftigungsaussichten

Die Untersuchung des Cedefop legt auch nahe, dass Jugendliche, die Lehrlingsausbildungen und Praktika von guter Qualität absolvieren, mit größerer Wahrscheinlichkeit Fähigkeiten erwerben, die ihnen bei der Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle nützlich sind. Vor kurzem hatte der Direktor des Cedefop, James Calleja, bereits berichtet, dass arbeitsplatzbasiertes Lernen in der Lehre im Vergleich zu einer allgemeinen oder einer hauptsächlich schulischen Ausbildung die Beschäftigungschancen erhöhe. Das scheint die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu belegen: Den Zahlen des Cedefop zufolge beträgt die Beschäftigungsquote der Absolventen des berufsbildenden Sekundarbereichs II bei den 20- bis 34-Jährigen 83,9 Prozent. Damit liegt diese ganze 26,2 Prozentpunkte höher als bei den gleichaltrigen Absolventen der allgemeinen Bildung, vermelden die Ausbildungsexperten.

Die Cedefop-Veröffentlichung "On the way to 2020" (in englischer Sprache) mit den detaillierten Ergebnissen für Deutschland und den Daten aller anderen EU-Mitgliedstaaten finden Sie in unter: www.cedefop.europa.eu.


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