Studis wollen mehr arbeiten, am liebsten fachbezogen
Nicht nur die Anzahl der Studierenden ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen, sondern auch deren Wirtschaftskraft. Das belegt die Studienreihe Fachkraft 2030 der Maastricht University in Kooperation mit Jobvalley: Basierend auf den in der Umfrage ermittelten Daten zu Lohnniveau und Arbeitsaufkommen werden am studentischen Jobmarkt inzwischen mehr als zehn Milliarden Euro pro Jahr an Personalkosten umgesetzt.
Studierende als wertvoller Wirtschaftsfaktor
Neben Geldquellen wie den Eltern, BAföG oder Stipendien trägt das studentische Arbeiten wesentlich zum monatlichen Gesamtbudget der Studierenden bei. Zwar beträgt das durchschnittliche Monatsbudget Studierender lediglich 850 Euro. Aber aus ökonomischer Sicht ist das ein nicht zu vernachlässigender Wirtschaftsfaktor. Denn erhebliche Teile der studentischen Erwerbseinkäufe fließen direkt in den Konsum und somit zurück in den Markt.
Vor allem Artikel des täglichen Bedarfs werden von Studierenden erworben. Die Lebensmittel- und Unterhaltungsindustrie, die Immobilienwirtschaft und die Telekommunikationsbranchen sowie die Gastronomie und der Kulturbetrieb würden es definitiv merken, wenn es deutlich weniger Studierende gäbe.
Gehaltssprung für studentisches Arbeiten
Wo genau verdienen Studierende das Geld, das sie in Frittenbuden und Kneipen ausgeben? Welche Jobs werden bevorzugt? Wie haben sich das Lohnniveau und die Arbeitszeiten in den vergangenen Jahren gewandelt? Die Studienreihe Fachkraft 2030 wird seit mittlerweile zehn Jahren durchgeführt und kann die Entwicklungen am studentischen Arbeitsmarkt in diesem Zeitraum aufzeigen. Eine für Arbeitgeber relevante Entwicklung zeichnet sich beim Blick auf das Lohnniveau ab:
2012 lag der durchschnittliche Stundenlohn der Studierenden in Deutschland noch bei 8,80 Euro. Dem gegenüber stehen heute rund 11,70 Euro pro Stunde. Das macht nicht nur einen üppigen Gehaltssprung von 33 Prozent, sondern bedeutet in der Betrachtung über die Jahre, dass studentisches Arbeiten bislang immer recht komfortabel über dem jeweils gültigen Mindestlohn lag.
Akademischen Nachwuchs frühzeitig binden
Perspektivisch besonders interessant sind Studierenden-Jobs, die einen erkennbaren Bezug zum Studium haben – also der Chemiestudent, der tatsächlich im Labor sitzt, die BWL-Studentin, die Projekte im Online-Marketing unterstützt. Bei diesen Tätigkeiten können Arbeitgeber testen, wer sich für eine spätere Festanstellung eignet, und sie können den akademischen Nachwuchs frühzeitig an sich binden. Die Studierenden haben die Möglichkeit, sich in verschiedenen Tätigkeiten auszuprobieren und ihre beruflichen Stärken zu erkunden.
In den meisten Fällen lernen sich Studierende und Unternehmen über ein unverbindliches Kennenlernen bei einem Praktikum oder Nebenjob kennen. Die Zusammenarbeit wird über die Semester stetiger, die Zuständigkeiten werden anspruchsvoller. Wenn alles passt, kann über ein Festvertrag nach dem Studienabschluss gesprochen werden.
Nebenjobs mit Fachbezug gesucht
Das ist sicherlich vereinfacht dargestellt, aber die Realität ist nicht weit davon entfernt, wie die Studienergebnisse deutlich machen: Heute können fast 47 Prozent der regelmäßig arbeitenden Hochschülerinnen und Hochschüler auf einen Nebenjob mit Fachbezug zum Studium verweisen. Weitere 37 Prozent der Studierenden mit Nebenjob geben an, dass sie gern fachbezogen arbeiten würden, bislang aber keinen solchen Job gefunden hätten.
Der Wunsch der Studierenden, schon während der Studienzeit in einem Job mit Bezug zu ihrem Studienfach zu arbeiten, ist also gegeben. Nur mangelt es offenbar noch an Unternehmen, die solche Nebentätigkeiten anbieten.
Der ideale Studi-Job ist flexibel
Interessant aus Arbeitgebersicht dürfte auch sein, welche Zeitkonditionen für einen Nebenjob aus Sicht von Studierenden ideal sind. Sicherlich gibt es da viele individuelle Vorlieben, aber in den Befragungsergebnissen lassen sich Muster erkennen. Mit Blick auf die Dauer zeichnen sich zwölf Arbeitsstunden als ideales Wochenvolumen ab. Real sind im Durchschnitt 8,5 Wochenstunden, also können die Unternehmen auch bei der Arbeitszeit gern noch etwas aufstocken.
Als zentral werden von studentischer Seite aber keine fixen, sondern flexible Arbeitszeiten angesehen. Flexibilität rangiert in der Wertigkeit sogar deutlich über dem Gehalt. Von der Tendenz her darf die studentische Nebentätigkeit gern bis in die Arbeitsstunden dauern. Das gilt vor allem für Jobs während des Semesters. In der vorlesungsfreien Zeit geht das Arbeiten eigentlich immer, selbst zu völlig unkonventionellen Zeiten. Damit dürften Studierende am Arbeitsmarkt ein absolutes Alleinstellungsmerkmal haben.
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