BGM im Mittelstand: Status Quo, Ziele und Hemmnisse

Das Thema BGM spaltet den Mittelstand: Ein großer Teil der Unternehmen nutzt BGM zur Erhaltung oder Erhöhung der eigenen Leistungsfähigkeit. Doch ein ebenso großer Teil verschließt sich dem BGM und erklärt Gesundheit zur Bringschuld der Beschäftigten. Das zeigt eine aktuelle Studie.

Der Status Quo des Betrieblichen Gesundheitsmanagements war Gegenstand einer Studie von Olbrecht-Consulting und Holger Krebs unter 125 kleinen und mittelständischen Unternehmen in einer ausgesuchten Region. Im Kern wurde analysiert, welche Möglichkeiten und Potenziale Unternehmen mit einem Gesundheitsmanagement verbinden. Gleichzeitig wurden die Hemmnisse aufgezeigt, die aus Sicht der Unternehmen gegen die Einführung eines BGM sprechen.

Die Ergebnisse der Befragung geben ein sehr uneinheitliches Bild der Unternehmen wieder. Knapp die Hälfte der Unternehmen bieten ein BGM oder zumindest einzelne Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge ihrer Mitarbeiter an. Weiter 14 Prozent geben an, Maßnahmen in der nächsten Zeit umsetzen zu wollen. Diese Unternehmen sind es auch, die den Wert eines solchen Managementsystems deutlich artikulieren. Ihnen geht es in erster Linie um die Leistungsfähigkeit ihrer Unternehmen auf Grundlage der Gesundheit ihrer Beschäftigten.

Weiterer Grund für die Einführung eines BGM ist für sie die soziale Verantwortung gegenüber den Beschäftigten (90 Prozent). Fast 70 Prozent verstehen BGM als Investition in die Zukunft, mit der sie sowohl die Motivation wie auch die Bindung der Mitarbeiter im Unternehmen erhöhen können.

BGM-Verweigerer sehen keinen Sinn in Gesundheitsmaßnahmen   

Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch eine sehr hohe Zahl an Unternehmen (26 Prozent), die keine Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsvorsorge anbieten und auch nicht planen. 70 Prozent von Ihnen sehen entweder in Gesundheitsmaßnahmen überhaupt keinen Nutzen oder werten die Bedeutung von BGM so gering, dass es hinter dem Tagesgeschäft aus Zeitgründen zurückstehen muss.

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Weitere Gründe, die gegen eine Einführung sprechen, sind aus Sicht der Befragten eine zu hohe Komplexität des Themas (22 Prozent) oder ein zu hoher bürokratischer Aufwand bei der Beantragung von Unterstützungsleistungen durch Krankenkassen (fast 25 Prozent).

Mittelstand sieht Gesundheit als Bringschuld der Beschäftigten

Interessant ist die Sicht der Befragten auf die Ursachen mangelnder Leistungsfähigkeit und krankheitsbedingter Fehlzeiten bei Ihren Beschäftigten. Sie sehen in erster Linie die Gründe dafür im Verhalten der Mitarbeiter („die Beschäftigten kümmern sich zu wenig um ihre Gesundheit“) und in deren Einstellung zu Beruf, Arbeitsleistung und Karriere. Gründe, die in der Tätigkeit selbst liegen, wie zu hohe Arbeitsbelastungen oder ein zu geringer Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit spielen nach Ansicht der Befragten nur eine nachgeordnete Rolle.

Studienautor Thomas Olbrecht, Professor für Gesundheitsmanagement und Wirtschaftspsychologie an der FOM Bonn, wertet diese Einschätzung kritisch: „Diese Unternehmen sehen die Beschäftigten in einer Bringschuld, auf ihre Gesundheit selbst zu achten. Eine solche Einstellung ist von Seiten der Unternehmen fahrlässig. Hier findet zum einen eine Verletzung der Fürsorgepflicht statt. Zum anderen kann diese Sichtweise gerade in Zeiten einer älter werdenden Gesellschaft, dem branchenweiten Fachkräftemangel und den verschiedenen Anforderungen bei jungen Generationen die Geschäftslage eines Unternehmens gefährden.“

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Fehlzeiten nicht im Fokus  

Damit einher gehen auch die Erwartungen der Befragten von einem BGM: Auch die einem BGM gegenüber grundsätzlich positiv eingestellten Befragten erwarten von betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen nur zu einem ganz geringen Teil eine Reduzierung der betrieblichen Fehlzeiten. Für nur zwanzig Prozent waren hohe Fehlzeiten der Grund, BGM einzuführen.

Auch bei der Befragung über die Gruppe der BGM-Praktizierenden und der BGM-Verweigerer hinweg wird die Reduzierung von Fehlzeiten nicht als vorrangiger Nutzen eines BGM gesehen. Wesentlich häufiger werden hier die generelle Verbesserung der Gesundheit, besserer Umgang mit Stress und auch weiche Faktoren wie höhere Arbeitsmotivation und Arbeitgeberattraktivität genannt.

Budget für BGM ist im Mittelstand vorhanden

Kein Hinderungsgrund bei der Einführung eines BGM scheint das Budget zu sein: Von den Befragten gaben lediglich knapp 12 Prozent an, kein Budget zur Einführung eines BGM zu haben. Für über 40 Prozent liegt das BGM-Budget, das jährlich pro Mitarbeiter ausgegeben wird, zwischen 100 und 200 Euro, für knappe 17 Prozent darüber.

Auf externe Unterstützung zur Erweiterung des Budgets und Steuervorteile wird dabei allerdings nur von den wenigsten zurückgegriffen: Knappe zwanzig Prozent der Befragten setzen Angebote der Krankenkassen zur betrieblichen Gesundheitsförderung um. Die Möglichkeiten der Steuerbefreiung von Angeboten zum Gesundheitsförderlichen Verhalten sind in den meisten befragten Unternehmen (83 Prozent) unbekannt.


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Schlagworte zum Thema:  Betriebliches Gesundheitsmanagement