BMAS: Ergebnisse der Studie zum Homeoffice

Das geplante "Mobile-Arbeit-Gesetz", das Arbeitsminister Hubertus Heil im September 2020 vorgestellt hatte, wurde von der CDU nicht mitgetragen. Inmitten des Medienrummels ist die begleitende Studie, die das BMAS in Auftrag gegeben hatte, um die geplanten Neuerungen fachlich zu untermauern, ein wenig untergegangen. Dabei liefert sie interessante Erkenntnisse.

Experten des IZA (Institut Arbeit und Qualifikation), des ZEW (Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung GmbH) und des IZA (Institute of Labor Economics) haben in einer Studie die Verbreitung und Auswirkungen von mobiler Arbeit und Homeoffice untersucht. Die Ergebnisse belegen, dass die positiven Effekte nur dann eintreten, wenn die Unternehmen das Arbeiten im Homeoffice durch organisatorische Maßnahmen ausreichend unterstützen und die Beschäftigten gleichzeitig in der Lage sind, ihre Arbeit selbstverantwortlich zu erledigen.

Homeoffice ist fester Bestandteil im Arbeitsleben

In der Praxis werden in vielen Unternehmen bereits gute Lösungen gefunden, die ein sinnvolles Arbeiten im Homeoffice ermöglichen. Aber obwohl sich das Homeoffice zuletzt schon fast als normaler Baustein im Arbeitsleben etabliert hat, wäre es für viele Beschäftigte wünschenswert, wenn die Unternehmen verpflichtet wären, die Machbarkeit mobiler Arbeit zu prüfen.

Studie: Homeoffice nicht überall Standard

Wer einen klassischen Bürojob hat und mittlerweile Homeoffice als Normalität erlebt, der übersieht allerdings, dass sich für viele Arbeitnehmer in unterschiedlichsten Branchen Homeoffice noch keineswegs zum üblichen Standard entwickelt hat. Die Studie zeigt je nach Qualifikation und Tätigkeit bemerkenswerte Unterschiede in der Nutzung und Intensität.

Informelle und formelle Homeoffice-Vereinbarungen

Homeoffice und mobiles Arbeiten sind deutschlandweit von sehr unterschiedlichen Arrangements geprägt. Teilweise gibt es gar keine Vereinbarungen und Homeoffice wird rein informell gewährt, teilweise existieren formelle Vereinbarungen zwischen Arbeitgebern, Vorgesetzten und den Mitarbeitern. Fallstudien innerhalb der Studie zeigen, dass Homeoffice-Vereinbarungen in sehr unterschiedlichen Branchen und Betriebsformen möglich sind. Dies zeigt, dass mit Hilfe geeigneter organisatorischer Unterstützung und bei Schaffung der notwendigen technischen Voraussetzungen auch breitere Mitarbeitergruppen als bisher von Homeoffice-Regelungen profitieren könnten.

Produktivität und Arbeitszufriedenheit steigen

Davon hätten nicht nur die Beschäftigten einen Nutzen. Die Studie belegt die positiven Wirkungen ortsflexiblen Arbeitens auf Arbeitszufriedenheit und Produktivität, hebt die reduzierten Pendelzeiten hervor und weist auch darauf hin, dass Homeoffice-Möglichkeiten mittlerweile auch zu einer höheren Arbeitgeberattraktivität führen.

Risiken bestehen bei der Arbeit im Homeoffice im Hinblick auf eine Isolation von betrieblicher Kommunikation, Stress und Entgrenzung von Berufs- und Privatleben. Um letzterem entgegenzusteuern, sind Vereinbarungen über Arbeitszeit oder Arbeitsleistung, Erreichbarkeit und Nicht-Erreichbarkeit notwendig, wobei diese individuell und je nach betrieblichen Anforderungen unterschiedlich ausfallen können.

Maßnahmen, um Isolation der Mitarbeiter zu verhindern

Um eine Isolation der Beschäftigten im Homeoffice zu verhindern, sollte (so gerade keine Pandemie herrscht) die regelmäßige Anwesenheit und Kommunikation vor Ort und innerhalb der Abteilungen oder Teams gewährleistet werden. Entsprechend ist in den Betrieben oftmals geregelt, dass der Hauptanteil der Arbeitszeit vor Ort erbracht werden muss. Viele Unternehmen haben – jedenfalls vor Corona – regelmäßige Termine festgelegt, an denen sich sämtliche Mitarbeiter vor Ort zu Team- oder Abteilungstreffen einzufinden haben.

Mehrheit präferiert tageweises Homeoffice

Die Autoren der Studie lassen allerdings offen, ob ein verbindlicher Rechtsanspruch zwangsläufig zu einer verstärkten Nutzung mobilen Arbeitens führt. Noch immer gibt es seitens mancher Arbeitgeber starke Widerstände gegen Homeoffice und mobiles Arbeiten. Die im Zuge der Corona-Pandemie gemachten Erfahrungen könnten dazu beitragen, solche Widerstände abzubauen.

Eine deutliche Mehrheit von etwa zwei Dritteln der Arbeitnehmer präferiert ein Modell, bei dem sie einige Tage in der Woche im Homeoffice arbeitet und die übrigen Tage am Arbeitsplatz im Betrieb. Für 84 Prozent der Beschäftigten, die im Juli und August 2020 von zu Hause oder einem anderen selbstbestimmten Ort aus gearbeitet haben, ist es wichtig, einen Arbeitgeber zu haben, der ihnen dies ermöglicht.

Homeoffice: Organisatorische Maßnahmen entscheidend

Dort, wo Betriebe organisatorische Lösungen im Hinblick auf Arbeitszeiten und Erreichbarkeit gefunden und in den Aufbau der notwendigen technischen Infrastruktur investiert haben, sind die Voraussetzungen geschaffen, auch in der Zeit nach Corona gegenüber der Arbeit im Homeoffice offener zu sein als zuvor. Die mittlerweile vielfach verbesserten Rahmenbedingungen bei gleichzeitig hoher Zufriedenheit der Beschäftigten mit der Arbeit von zu Hause aus, dürfte nach Ansicht der Autoren dazu beitragen, dass sich die Arbeit im Homeoffice auf Dauer für breitere Mitarbeitergruppen in der deutschen Arbeitswelt etablieren wird.


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Schlagworte zum Thema:  Homeoffice, Mobiles Arbeiten, Studie