Die Ziele bleiben in Veränderungsprozessen oft auf der Strecke
Ob Kostenoptimierung, Effizienzsteigerung oder bessere Kundenorientierung: Gute Gründe für einen Change-Prozess gibt es im europäischen Mittelstand genügend. Und so machten im vergangenen und in diesem Jahr zusammen fast drei Viertel aller Unternehmen auch einen Veränderungsprozess durch. Mit ernüchternden Ergebnissen, wie die groß angelegte Studie von Mercuri Urval ergab. Die Personalberatung hat rund 1.400 Manager und Inhaber mittelständischer Unternehmen in 14 europäischen Ländern zu ihren Erfahrungen im Change Management befragt.
Zwar halten 84 Prozent der befragten Manager Veränderung für eine notwendige Voraussetzung, um im Wettbewerb überhaupt bestehen zu können. Zwei Drittel von ihnen betonen, sie hätten sogar Spaß daran, Veränderungen selbst mitzugestalten. Doch die Erfolgsquoten sind bescheiden, wie die Manager bilanzieren. Denn bei der Zielerreichung hapert es gewaltig. Europaweit bleibt ein Drittel des avisierten Zielerreichungsgrads auf der Strecke. Selbst der leistungsstarke deutsche Mittelstand erreicht nur 70 Prozent der gesteckten Ziele und liegt nur unwesentlich über dem Durchschnitt der Nachbarn.
Zwei Tage pro Woche vergeudet
Doch damit nicht genug. Gleichzeitig leidet die Produktivität. Auf bis zu 43 Prozent beziffern die Manager den Produktivitätsverlust während eines Veränderungsprozesses. Auch hier liegt Deutschland mit 40 Prozent nicht wirklich besser als der Rest des Feldes. Im Klartext: Zwei Tage einer Fünf-Tage-Woche gehen für den Veränderungsprozess oder seine Folgen drauf.
In der Rückschau erkennen viele Manager, was sie beim nächsten Mal verbessern wollen. Ziele und Strategien sollen transparenter werden, und auch das mittlere Management soll schon in der Planungs- und Konzeptionierungsphase stärker eingebunden werden, um Produktivitätsverluste zu vermeiden. Wenig halten die Verantwortlichen hingegen von besonderen Belohnungen oder stärkerer Überwachung der Mitarbeiter.
Mehr kommunizieren
Sich selbst sehen die Mittelstandsmanager durchaus in der Pflicht. Vor allem Zielorientierung und Verantwortungsbereitschaft halten sie für die entscheidenden Fähigkeiten, ihre Veränderungsprozesse erfolgreicher zu machen. Auffällig ist, dass deutsche Manager im europäischen Vergleich weniger Wert auf Kommunikation legen. Von ihren Mitarbeitern erwarten sie allerdings genau dieses. 82 Prozent sehen Verbesserungsbedarf im Umgang mit Konflikten, und 77 Prozent wünschen sich von ihren Mitarbeitern generell mehr Kommunikation untereinander. 64 Prozent klagen darüber, dass die Fähigkeit zur Veränderung den meisten Mitarbeitern nicht in die Wiege gelegt ist.
Kurzum: Die Studie zeigt, dass Change Management teuer kommen kann. Zu viele laufe dabei schief, erklärte auch Dr. Albert Nußbaum, Geschäftsführer von Mercuri Urval in Deutschland, Interview mit dem Personalmagazin. Er empfiehlt kleine Schritte statt große Projekte - und das, obwohl er als Top-Berater eigentlich von großen Veränderungsvorhaben profitiert. Lesen Sie das gesamte Interview in Ausgabe 10/2012.
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