Digitalisierung ist in Dax-Vorständen selten HR-Thema

Die digitale Transformation ist gerade für HR ein großes Thema. In den deutschen Großunternehmen liegt die Verantwortlichkeit für die IT-Themen trotzdem nur sehr selten beim Personalvorstand. Das zeigen zwei Studien zur Arbeit der Vorstände von Dax- und M-Dax-Konzernen.

"Die Digitalisierung spielt in allen Bereichen unseres Unternehmens eine große Rolle: Vom Produkt bis zum Recruiting", sagte Wilfried Porth vergangenes Jahres im Interview mit dem Personalmagazin. Damit steht der Arbeitsdirektor der Daimler AG sicher nicht allein, denn die Digitalisierung ist längst auch in kleineren Unternehmen und gerade im Personalbereich zu einer der zentralen Herausforderungen geworden. Als Personalvorstand, der bei einem Dax-Konzern zugleich für die Informationstechnologie (IT) verantwortlich ist, bleibt Porth trotzdem eine Ausnahme. 

Dax- und M-Dax: IT- und Digitalverantwortung in deutschen Vorständen

So gibt es laut einer Auswertung der Personal- und Organisationsberatung Korn Ferry in insgesamt 20 der 30 Dax-Unternehmen Vorstandsmitglieder, die formal das IT-Ressort oder einen vergleichbaren Bereich verantworten. Bei der Deutschen Post und Linde liegen die Verantwortungen für die Informationstechnologie sogar unmittelbar beim Vorstandsvorsitzenden.

Bei den 50 M-Dax-Konzernen gibt es IT-Vorstandsverantwortlichkeiten nur bei 23 und damit in weniger als der Hälfte dieser Unternehmen. Dafür ist die Digitalisierung hier offenbar häufiger Sache des Vorstandsvorsitzenden: Im M-Dax unterstehen bei Hugo Boss, Krones, LEG Immobilien, Südzucker und Talanx die Digital- oder IT-Ressorts direkt dem Vorstandschef – bei der RTL Group haben beide Co-CEOs die Verantwortung für den IT-Bereich.

Kaum formale IT-Verantwortung bei HR-Vorstandsressorts

Insgesamt zeigt die Korn-Ferry-Untersuchung damit, dass bei etwas mehr als der Hälfte (43 von 80) der größten Unternehmen in Deutschland die IT- oder Digitalverantwortung auf der Vorstandsebene verankert ist. 

Ein genauerer Blick auf die Vorstandszuständigkeiten zeigt allerdings, dass der IT-Bereich meist nicht dem HR-Verantwortlichen untersteht – weder bei den Dax- noch bei den M-Dax-Konzernen. Das macht ein Abgleich mit den Daten aus der Dax-Geschäftsberichtsauswertung der Unternehmensberatung HKP Group deutlich.

Nur in drei Dax-Vorständen ist die Digitalisierung explizit HR-Sache

Demnach verantworten bei den Dax-notierten Unternehmen nur drei Personalvorstände die IT oder einen vergleichbaren Bereich. Das sind:


  • Wilfried Porth, der bereits genannte Arbeitsdirektor bei Daimler, der für die Bereiche Personal, IT und Mercedes-Benz Vans verantwortlich ist.
  • Dr. Hartmut Klusik, der als Arbeitsdirektor von Bayer die Bereiche Personal, Technologie und Nachhaltigkeit verantwortet.
  • Frank Annuscheit, der COO der Commerzbank mit Verantwortung für Personal, IT, Organisation und Sicherheit, Banking Operations, Auslieferungszentren und Vertrieb.

 

Die Studienautoren von Korn Ferry ergänzen in ihrem Bericht, dass beim Medien-Konzern Prosiebensat1 Media beziehungsweise beim Software-Unternehmen SAP alle Vorstandsmitglieder für den Digitalbereich mitverantwortlich seien. Damit liegt also offenbar auch ein Teil der formalen Digitalverantwortung in diesen Unternehmen beim jeweiligen Personalvorstand. Das wiederum sind:


  • Thomas Ebeling, der als Vorstandsvorsitzender von Prosiebensat1 Media auch das HR-Ressort verantwortet und
  • Stefan Ries, der CHRO bei SAP.

 

Gehen die HR-Verantwortlichen der M-Dax-Unternehmen in Sachen IT voran?

Von den 23 M-Dax-Konzernen, bei denen die Korn-Ferry-Studie formale IT-Verantwortlichkeiten auf Vorstandsebene feststellt, liegen diese in sechs Unternehmen beim HR-Verantwortlichen unter den Vorstandsmitgliedern. Die M-Dax-Unternehmen mit expliziter IT-Verantwortung beim Personalvorstand sind demnach:

 

  • Fielmann
  • Hella
  • K + S
  • Krones
  • Metro St
  • TAG Immobilien

 

Auch hier gibt es laut Auswertung von Korn Ferry wieder ein Digitalunternehmen, dessen Vorstandsmitglieder durchweg Verantwortung für den IT-Bereich übernehmen: Zalando. In diesem Fall kommt also auch dem Zalando-Personalvorstand Robert Genz, der zugleich Co-CEO und Mitgründer des Unternehmen ist, ein gewissen Maß an Digitalverantwortung zu. Die Bedeutung von HR-Fragen für die Zukunft seines Unternehmens hat Genz jedenfalls offenbar erkannt. Denn mit Frauke von Polier hat er sich eine Personalchefin an die Seite geholt, der die Digitalisierung ein Anliegen zu sein scheint. Das zeigte von Polier beispielsweise auf dem diesjährigen Personalmanagementkongress, auf dem sie unter anderem mit Frank Kohl-Boas von Google über zeitgemäße Managementkonzepte diskutierte. Was dort sonst noch besprochen wurde, können Sie hier nachlesen.


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