Ende der Homeoffice-Pflicht – wie geht es nun weiter?

Die Corona-Beschränkungen werden nach und nach gelockert, nun fällt die Homeoffice-Pflicht. Viele Führungskräfte wollen ihre Mitarbeitenden deshalb gerne wieder im Büro sehen. Wie bereiten sich Unternehmen auf die Rückkehr vor? Welche Arbeitsweisen sind denkbar?

Das Ende der Homeoffice-Pflicht ist beschlossen, sie läuft mit dem 30. Juni 2021 aus. Einige Unternehmen öffnen sofort ihre Büros, andere sind eher zurückhaltender. Fest steht: So wie vor der Pandemie wird es nicht mehr werden, die Arbeitswelt hat sich verändert. So haben bereits viele Unternehmen das Homeoffice als festen Bestandteil in ihre Arbeitsorganisation integriert, bieten flexible Modelle statt der Fünf-Tage-Bürowoche an. Dort, wo Homeoffice große Ablehnung findet, heißt es aber wieder Büro- statt Küchentisch. Wobei an den gängigen Hygienekonzepten weiter festgehalten werden muss.

Ende der Homeoffice-Pflicht – wie geht es weiter?

Dies ist nicht die einzige Herausforderung für Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden ab heute wieder im Büro begrüßen. Manche Teams sind sich zum Teil 15 Monate lang nur virtuell begegnet, haben neue Routinen entwickelt, an Autonomie gewonnen und die Effizienz gesteigert. Diese Effizienz wird zu Beginn sicher etwas leiden, der Nachholbedarf an sozialem Miteinander, die Freude über das Wiedersehen wird überwiegen. Dennoch kehren Menschen in der Regel schneller zu ihren alten Gewohnheiten zurück als man denkt. Was auch mit der Frage einhergehen wird, ob nun alles wieder so wird wie früher. Ob die Zukunft im Büro anders aussehen wird, welche neu gewonnen Stärken beibehalten werden.

Kein kompletter Weg zurück

Vor diesem Hintergrund braucht es einen Stufenplan, der sich an den Prioritäten zur Aufgabenbewältigung orientiert. Der aufzeigt, welche Abteilungen oder Hierarchien zuerst zurückkommen sollen, mit welchen weiteren Hygieneregeln (AHA) und auch Arbeitsstunden. Es sollte so schnell wie möglich ein Kick-off-Meeting stattfinden, in dem allen Rückkehrern klar aufzeigt wird, worum es in Zukunft geht, was das Unternehmen im Hinblick auf Arbeitsplatzmodelle vorhat und wie die neuen Arbeitsabläufe aussehen werden. Das geschieht über Regeländerungen, die klar formuliert und für alle transparent sein müssen.

Eine solche Regeländerung kann etwa die feste Integration von flexiblem Arbeiten sein. Homeoffice wird über kurz oder lang Mobile Office weichen. Ein Zurückrudern oder die vollkommene Abkehr vom mobilen Arbeiten können sich Unternehmen nicht mehr leisten, die Bedürfnisse der Menschen haben sich zu großen Teilen verändert. Wer strikt an der Präsenz vor Ort festhält, der verliert an Attraktivität, die Arbeitgebermarke leidet. Es braucht eine Kulturveränderung in vielen Unternehmen. Denn eines ist doch klar: Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass Firmen durch Homeoffice oder ein hybrides Modell keinen Produktivitätsverlust erleiden. Ganz im Gegenteil: Viele Mitarbeitende haben noch immer das Problem, dass sie keine Grenze ziehen können und zu viel arbeiten.

Unternehmen als Ort der Begegnung und Identifikationspunkt

Wenn nun einzelne Abteilungen und Teams wieder regelmäßig im Büro anzutreffen sind, dann muss vor allem das Wir-Gefühl wieder gestärkt werden. Gemeinsam mit den Teamleitern können etwa Anreize diskutiert werden, die für den Weg ins Büro sprechen. Es müssen "Präsenztage" festgelegt werden, an denen jeder aus dem Team vor Ort ist, damit man sich auch begegnet, damit Raum für Kreativität geschaffen wird. Jeder Mitarbeitende soll sich freuen, wieder ins Unternehmen zu kommen. Keine Frage: Das Homeoffice hat enorme Vorteile, die viele Menschen schätzen gelernt haben. Dennoch sollte das Unternehmen als Ort der Begegnung und Identifikationspunkt nicht an Wert verlieren. Er ist nämlich viel mehr als nur der Ort, an dem gearbeitet wird. Er ist auch ein Sozialsystem. Ein Faktor, der nach solch einer Krise nicht unterschätzt werden darf.

Führungsaufgaben nach dem Ende der Homeoffice-Pflicht

Es ist also zuallererst eine Führungsaufgabe, die Mitarbeitenden für das hybride Arbeiten zu begeistern und Schritt für Schritt daran zu gewöhnen, den Spagat hinzubekommen zwischen alter und neuer Arbeitsweise, zwischen digital und analog, zwischen mobiler Arbeit und Präsenztagen. Denn letztlich ist es auch rein individuell zu betrachten: Während digital affine, junge Beschäftigte möglicherweise lieber und effektiver von zu Hause arbeiten, braucht jemand aus der älteren Generation für das Erreichen der Unternehmensziele vielleicht eher den Büroarbeitsplatz – oder umgekehrt.

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Arbeitsplätze dürfen deshalb nicht mehr personen-, sondern aufgabenbezogen sein. Die Mitarbeitenden müssen idealerweise für die verschiedenen Aufgaben ihren Arbeitsort wechseln und dezentral zusammenarbeiten können. Das hat zur Folge, dass Unternehmen in Zukunft viel häufiger überlegen müssen, was sie wie, mit welchem Personal und zu welchem Zweck tun. Dafür haben sie in den vergangenen Monaten reichlich Erfahrung aus beiden Welten gesammelt – analog wie digital – die sie nun je nach Anlass und Aufgabe einsetzen können. Und die Antwort auf die Frage "Homeoffice: ja oder nein?" sollte in diesem Zusammenhang mit "Jein" beantwortet werden. Auf die richtige Mischung kommt es an.


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