Wo die meisten Fachkräfte fehlen
Um die Trends und Herausforderungen für kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland differenziert zu betrachten, hat ETL eigens dafür erhobene Umfragedaten aus dem IW-Zukunftspanel mit komplexen statistischen Verfahren ausgewertet. Dafür wurden im zweiten Jahr in Folge rund 1.200 Unternehmen, vor allem aus dem produzierenden Gewerbe und den unternehmensnahen Dienstleistungsbranchen, befragt.
Der "ETL Fachkräfterechner" analysiert Qualifikationsniveaus vom Helfer bis zum Spezialisten und zeigt, wie groß Angebot und Nachfrage bei Fachkräften in den verschiedenen Berufen sind. Die "ETL Fachkräfte-Ampel" wiederum zeigt als Ergebnis, ob es in einem Beruf einen Engpass oder eine Überkapazität gibt. Beide Analysen sind Teil der Studie "Mittelstandskompass 2022".
Vor allem Fachkräfte mit mittlerem Qualifikationsniveau gesucht
Laut ETL-Fachkräfterechner sind vor allem Arbeitskräfte mit mittlerem Qualifikationsniveau gefragt: 45 Prozent der Unternehmen geben an, Personal mit abgeschlossener Berufsausbildung zu suchen (Fachkraft); 33,7 Prozent suchen Mitarbeitende mit Meister- bzw. Hochschulabschluss (Spezialist). Weniger relevant sind die Randgruppen: Nur 13,8 Prozent beziehungsweise 7,5 Prozent der Unternehmen benötigen Personal auf Experten- bzw. Helferniveau.
Die sechs am stärksten nachgefragten Berufe
Bei den Berufsgruppen wird vor allem Personal aus dem Bereich Bau- und Ausbauberufe rekrutiert (23,6 Prozent). Es folgen IT- und naturwissenschaftliche Berufe (17,9 Prozent), unternehmensbezogene Dienstleistungen (16,9 Prozent) und fertigungs- sowie fertigungstechnische Berufe (11,2 bzw. 8,5 Prozent).
Unabhängig vom Qualifikationsniveau sind die sechs am meisten nachgefragten Jobs "Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologieberufe" (9,7 Prozent), gefolgt von "(Innen)Ausbauberufen" und "Hoch- und Tiefbauberufen" (jeweils 6,3 Prozent) aus der insgesamt stark nachgefragten Berufsgruppe der Bau- und Ausbauberufe. Begehrt sind auch: Werbung, Marketing, kaufmännische und redaktionelle Medienberufe (6 Prozent), sowie Gebäude- und versorgungstechnische Berufe (5,9 Prozent), und Berufe in Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen und Steuerberatung (5,6 Prozent).
Fachkräfte: Engpass oder Überkapazität?
Die Nachfrage der Unternehmen nach Fachpersonal gibt allerdings keinen Aufschluss darüber, ob ein Engpass oder eine Überkapazität herrscht. Daher hat ETL das Angebot an Fachpersonal durch Daten der öffentlichen Statistik angenähert. Dabei zeigt sich: In Branchen, die sich durch Technologie nur schwer automatisieren lassen und in denen es heute bereits viele qualifizierte Arbeitssuchende gibt, wird das Angebot hoch bleiben. Das gilt zum Beispiel für Experten in "Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologieberufen" oder Helfer in "Verkaufsberufen".
Angebot und Nachfrage: Nicht überall herrscht Fachkräftemangel
Die ETL Fachkräfte-Ampel verknüpft Angebot und Nachfrage: Schaltet sie auf Grün, trifft ein großes Fachkräfteangebot auf eine geringere Nachfrage, die Folge ist ein Überschuss. Schaltet sie auf Rot, steht ein geringes Angebot an Fachkräften einer großen Unternehmensnachfrage gegenüber, es gibt also einen Engpass. Das gilt zum Beispiel für Experten im Beruf Metallerzeugung und -bearbeitung, in Metallbauberufen und für Helfer in Papier- und Druckberufen, außerdem in der technischen Mediengestaltung oder für Fachkräfte in Berufen in der Finanzdienstleistung, Rechnungswesen und Steuerberatung.
Fachkräftemangel in den am stärksten nachgefragten Berufen
Ein Blick auf die 20 am meisten nachgefragten Berufe verdeutlicht das gesamte Ausmaß des Fachkräftemangels: Bei der Hälfte dieser Berufe herrscht bereits heute ein Mangel an Fachkräften beziehungsweise wird er in Zukunft erwartet. Betroffen sind Industrie- und Bautätigkeiten ebenso wie der Dienstleistungsbereich: 15 der am meisten nachgefragten Berufe erfordern eine berufliche Ausbildung oder eine berufliche Weiterqualifizierung. Personal für einfache (Helfer) sowie sehr komplexe Aufgaben (Experten) sind weniger gefragt. Ebenfalls angespannt ist die Fachkräftesituation in den IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen.
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