Hälfte der Beschäftigten ist mit ihrer Arbeit zufrieden

Was wünschen sich Mitarbeitende von ihrem Arbeitgeber und inwieweit werden diese Wünsche tatsächlich erfüllt? Und wie haben sich Ansprüche und Arbeitswirklichkeit seit 2015 verändert? Eine Studie der Hochschule Niederrhein hat dies untersucht. Demnach ist nur eine knappe Mehrheit der Beschäftigten wirklich zufrieden.

Eine knappe Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland (56,1 Prozent) ist mit ihrer Arbeit wirklich zufrieden, das heißt sie sehen ihre Erwartungen an ihre Arbeit erfüllt oder sogar übertroffen. Ein Viertel der Mitarbeitenden ist "pseudo-zufrieden" oder resignativ zufrieden. Diese Mitarbeitenden reden sich ihre Situation schön beziehungsweise haben ihre Ansprüche drastisch reduziert. Ein gutes Zehntel ist zwar unzufrieden, möchte aber etwas ändern. Sieben Prozent sind fixiert unzufrieden.

Das geht aus einer Studie des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein unter der Leitung von Professor Dr. Alexander Cisik hervor. Für die Studie wurden 451 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer online befragt, welche Ansprüche sie an ihre Arbeitgeber haben und in welchem Maß diese in der betrieblichen Wirklichkeit tatsächlich erfüllt werden. Trotz der geringen Stichprobengröße kann laut Cisik davon ausgegangen werden, dass die ermittelten Werte repräsentativ sind und somit auf die Grundgesamtheit aller Beschäftigten in Deutschland generalisierbar sind.

Mitarbeiterzufriedenheit: Betriebsklima und Gleichbehandlung am wichtigsten

Am wichtigsten sind den Beschäftigten ein angenehmes Betriebsklima und die Gleichbehandlung aller Mitarbeitenden. Weniger wichtig sind hingegen Unternehmensgröße, Internationalität des Unterenehmens sowie Gesundheitsförderung. Am besten bewertet werden die Gleichbehandlung, die Möglichkeit zum eigenverantwortlichen Arbeiten, die Krisensicherheit des Arbeitsplatzes und die flexible Arbeitszeitgestaltung (zum Beispiel Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit). Verhältnismäßig schlecht werden die Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, die Nebenleistungen (zum Beispiel Sozialleistungen, Zuschüsse, Dienstfahrzeug) sowie die Karrieremöglichkeiten bewertet. Die Übereinstimmung von Anspruch und Wirklichkeit ist beim leistungsgerechten Gehalt und bei den effektiven Arbeitsabläufen (digital, agil) am geringsten.

Frauen sind anspruchsvoller als Männer

Die Studie zeigt auch: Frauen sind anspruchsvoller als Männer, empfinden die Arbeitgeberqualität aber auch als niedriger. Die Generation Y (25 bis 40 Jahre) hat die höchsten Erwartungen an ihre Tätigkeit und wird demzufolge am ehesten enttäuscht. Für das Top-Management ist die Arbeitgeberqualität am höchsten, am geringsten für Mitarbeitende in sozialen und Gesundheitsberufen.

Starker Wunsch nach partnerschaftlicher Führung und flexibler Arbeitszeitgestaltung

Professor Alexander Cisik und sein Team haben bereits 2015 die Arbeitgeberqualität in Deutschland untersucht. Seither hat sich einiges verändert. Der Wunsch nach partnerschaftlicher Führung (zum Beispiel Kommunikation auf Augenhöhe, Wertschätzung und Anerkennung, Möglichkeit zur Mitsprache), Gleichbehandlung und flexibler Arbeitszeitgestaltung hat seit 2015 stark zugenommen. Insbesondere bei den Themen Gleichbehandlung, Krisensicherheit des Arbeitsplatzes, flexible Arbeitszeitgestaltung und Karrieremöglichkeiten haben sich die Bewertungen der Arbeitnehmenden sehr positiv entwickelt. Bei der partnerschaftlichen Führung und beim Umweltbewusstsein hat die Arbeitgeberqualität stark nachgelassen, bleibt mit 88 Prozent aber insgesamt hoch.

Fazit: Mitarbeitende suchen Sicherheit, Nebenleistungen sind nur "Dekoration"

Die Studienergebnisse zeigen, dass die Menschen in den aktuell unruhigen Zeiten Geborgenheit und Sicherheit suchen – so das Fazit der Studienautoren. Nebenleistungen seien offenbar eher Dekoration als substanzielles Asset. Insbesondere gute Führung erweise sich mehr denn je als Schlüsselfaktor.

Der komplette Studienbericht ist hier abrufbar.


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