Homeoffice oder Präsenzpflicht? Unternehmen sind gespalten

Der Internetkonzern Yahoo hat Schlagzeilen gemacht, weil die neue CEO ihre Mitarbeiter zur Anwesenheit im Büro verpflichtet hat. Dafür hat sie einige Kritik geerntet. Währenddessen weitet Bosch gerade ein Projekt aus, in dem Führungskräfte flexible Arbeitszeitmodelle testen können.

Bei Bosch können weltweit 500 Führungskräfte flexible Arbeitszeitmodelle ausprobieren. Sie sollen Erfahrungen abseits der gewohnten Präsenz am Arbeitsplatz sammeln. Dazu arbeiten sie für mindestens drei Monate flexibel von zu Hause oder in Teilzeit.

Ziel des 2011 initiierten Projekts "More" (Mindset Organisation Executives) ist es, die Vorteile flexibler Arbeitszeitmodelle aufzuzeigen. Ebenso sollen Führungskräfte als Vorbilder gewonnen werden und helfen, Vorbehalte gegenüber flexiblen Arbeitsmodellen abzubauen. Bosch möchte damit den Wandel zu einer flexiblen, familienbewussten Arbeitskultur voranbringen.

Bosch-Führungskräfte sollen flexible Arbeit vorleben

"Eine flexible Arbeitskultur liefert Impulse für Kreativität, Arbeitszufriedenheit und Motivation", erklärt Christoph Kübel, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH, die Weiterführung des More-Projekts.

Anfangs testeten rund 150 Führungskräfte unterschiedliche Arbeitsmodelle für ein viertel Jahr, zunächst hauptsächlich in Deutschland. Rund 80 Prozent der Teilnehmer entschieden sich nach dem Projekt, ihr gewähltes Arbeitsmodell beizubehalten. "Das hat sich für mich bewährt", sagt Bosch-Produktmanager Pascal Oestreich. Für ihn und seine Mitarbeiter sei es anfangs eine Umstellung gewesen, dass er in der Wochenmitte von zu Hause arbeitete. Doch die Arbeitsform sei insgesamt positiv aufgenommen worden.

Kritik an Anwesenheitspflicht bei Yahoo

Für den Internetkonzern Yahoo ist das, was Bosch gerade noch anstrebt, schon wieder Vergangenheit. Kurz nach Amtsantritt hat CEO Marissa Mayer den Mitarbeitern mitgeteilt, dass ab sofort wieder Anwesenheitspflicht gelte. Auch das Unternehmen Best Buy zog nach und verpflichtete die Mitarbeiter dazu, das Homeoffice aufzugeben. Nicht nur die Resultate zählten, sondern auch, wie die Arbeit erledigt werde, begründet Matt Furmann, Pressesprecher des Unternehmens diesen Schritt.

Yahoo erntet dafür Kritik in der deutschen HR-Szene: "Das Risiko von Mayer ist, Talente, die die Zukunft von Yahoo sichern könnten, durch diesen offen kommunizierten Mangel an Flexibilität zu verlieren und zu vergraulen", erklärt Angela Maus, Partnerin im Resourceful-Humans-Netzwerk, im Personalmagazin (Ausgabe 7/2013). Sie vermisst die aktive Einmischung von HR in diesem Thema: "Die Chance, durch gute und notwendige Fragen zur Flexibilisierung und Individualisierung der Arbeit ein neues unternehmerisches 'Framework' mit dem CEO zu schaffen, wurde bei Yahoo und Best Buy offensichtlich verpasst."

André Häusling, Geschäftsführer der HR Pioneers GmbH in Köln, gibt Mayer insofern Recht, dass die Anwesenheit im Büro ist für bestimmte Aufgaben nötig sei – aber eben nicht für alle. Gerade in agilen Softwareentwicklerteams bestätige sich dies. Dafür müssten die Mitarbeiter aber auch befähigt werden, hochgradig selbstorganisiert zu arbeiten, fordert er im Personalmagazin (Ausgabe 7/2013).

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