Immer mehr Beschäftigte kündigen in den ersten 100 Tagen
Zwölf von 100 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern haben 2018 – also noch vor der Coronapandemie – ihrem neuen Arbeitgeber nach maximal 100 Tagen schon wieder den Rücken gekehrt. Mittlerweile sind es sogar 18 von 100 Personen, die sich in den ersten Wochen im neuen Job umentscheiden. Weitere 17 Prozent sagen, dass sie zumindest einmal kurz vor einer Kündigung standen, ermittelte eine Umfrage von Softgarden unter 2.160 Bewerbenden.
Das Onboarding wird zur Zitterpartie für Arbeitgeber
Dass die ersten Tage im Job zunehmend zur Zitterpartie für die Unternehmen werden, liegt am sich wandelnden Arbeitsmarkt und an der sinkenden Bindung an die neuen Arbeitgeber. Wenn das Angebot an attraktiven Stellen die Nachfrage deutlich übersteigt, wird das Onboarding – das richtige "an Bord nehmen" der neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – immer wichtiger. Das machen auch die weiteren Studienergebnisse deutlich.
Denn besonders häufig nennen die Befragten eine unzureichende Einarbeitung als Kündigungsgrund. Ein weiterer Kündigungsgrund sind nicht erfüllte Erwartungen aus der Bewerbungsphase. Jobs wurden in diesen Fällen geschönt dargestellt, die Jobrealität blieb dann unter den Erwartungen. Auch Schwierigkeiten mit den Vorgesetzten wurden als Auslöser für die frühe Kündigung genannt.
Candidate Journey: Onboarding wird immer wichtiger
Für knapp die Hälfte der Bewerberinnen und Bewerber (49 Prozent) spielt das Onboarding eine Rolle in der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber. 16 Prozent haben sich schon einmal gegen einen Arbeitgeber ausgesprochen, weil ihnen nicht klar war, wie das Onboarding funktionieren würde.
Aber in den meisten Stellenanzeigen wird das Thema überhaupt nicht erwähnt – oder wird so oberflächlich behandelt, dass sich Bewerbende kaum daran erinnern. Nur jede fünfte Stellenanzeige geht ausführlich auf das Onboarding ein. Dabei sind knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Bewerbenden der Meinung, dass Arbeitgeber in ihren Stellenanzeigen über ihre Onboardingprozesse informieren sollten. Auf der Karrierewebseite erwarten 78 Prozent der Stellensuchenden diese Info, beim Jobinterview sogar 88 Prozent.
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Berufserfahrene kündigen häufiger innerhalb der ersten 100 Tage
Mit steigender Berufserfahrung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass jemand den neuen Job während der Onboardingphase kündigt: 16 Prozent der Befragten mit bis zu fünf Jahren Berufserfahrung haben schon einmal in den ersten 100 Tagen gekündigt, während es bei den Befragten mit über 20 Berufsjahren 22 Prozent sind.
Einen großen Einfluss auf die Abbrecherquote hat auch die Qualifikation. Nur 14 Prozent der Akademikerinnen und Akademiker haben schon einmal während der ersten 100 Tage gekündigt, aber 22 Prozent der Befragten mit Haupt- oder Realschulabschluss. Branchen mit hohem Akademikeranteil wie die IT (15 Prozent) scheinen einen niedrigen Abbrecheranteil zu haben als solche mit vielen Jobs für nicht-akademische Fachkräfte wie Tourismus und Gastronomie (23 Prozent) oder Verkehr und Logistik (23 Prozent).
Das wünschen sich Beschäftigte im Preboarding
In der Zeit zwischen Zusage und Arbeitsantritt ist den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern besonders wichtig, dass der Arbeitsvertrag schnell vorliegt. An zweiter Stelle steht aus Sicht der "Neuen", dass ihr Vorgesetzter oder ihre Vorgesetzte Kontakt zu ihnen hält und bei Fragen ansprechbar ist. Dass sie schon vor Arbeitsbeginn an einer (digitalen) Veranstaltung zur Orientierung für Neueinsteiger teilnehmen können, wünschen sich die Jobwechsler ebenfalls sehr häufig.
In der Realität liegt der Arbeitsvertrag relativ schnell vor. Dass die Führungskraft Kontakt hält und ansprechbar ist, beobachtet aber nur knapp über die Hälfte der "Neuen" (53 Prozent). Eine Orientierungsveranstaltung vor Jobbeginn bekamen nur 28 Prozent der Befragten angeboten.
Onboarding: Die Erwartungen während der ersten 100 Tage
Die Mehrheit der Befragten priorisieren während der ersten 100 Tage drei Aspekte: Sie wollen am ersten Tag den Kollegen offiziell vorgestellt werden, wünsche sich einen konkreten Einarbeitungsplan und erwarten, dass ihr Arbeitsplatz vollständig eingerichtet ist. Ein persönlicher Ansprechpartner im Team wird von weniger als der Hälfte der Befragten (48 Prozent) für wichtig gehalten. Vor der Pandemie waren noch 60 Prozent dieser Ansicht.
Genauso wie im Proboarding zeigen sich auch hier große Lücken zwischen Erwartungen und Realität, besonders eklatant bei der Einarbeitung. Über die Hälfte der Einsteiger bekommt keinen konkreten Einarbeitungsplan, auch ihr Arbeitsplatz ist nicht von Anfang an eingerichtet.
Nur wenige Unternehmen setzen Onboarding-Software ein
Der Gebrauch einer speziellen Onboarding-Software ist in den Unternehmen noch kaum verbreitet. Nur 18 Prozent der Befragten konnten sich daran erinnern, dass ihr eigenes Onboarding mit einer speziellen Software unterstützt wurde.
Positiv aufgefallen bei den Softwarelösungen sind Einarbeitungspläne, eine Statusanzeige, die den Stand beim eigenen Onboarding angezeigt hat, On-Demand-Videos zu verschiedenen Einzelfragen sowie die Möglichkeit, schnell Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen aufzunehmen. Außerdem wurde der strukturierte Ablauf des softwaregestützten Onboardings hervorgehoben, seine Nutzerorientierung sowie die Möglichkeit, auf die verschiedenen Module remote zugreifen zu können.
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