Internationales Recruiting: Ausländische Fachkräfte gewinnen

Großunternehmen sind vom Fachkräftemangel weniger stark betroffen als noch vor zwei Jahren, der Mittelstand dafür umso stärker. Viele Unternehmen setzen daher verstärkt auf ausländische Fachkräfte. Beliebtester Kanal für das internationale Recruiting sind soziale Netzwerke.

Der Mangel an Fach- und Führungskräften wird zur Herausforderung vor allem für den Mittelstand: Fast zwei Drittel (61 Prozent) der Unternehmen bis 500 Mitarbeiter finden zu wenig Qualifizierte am heimischen Markt. So lautet ein Ergebnis einer Studie, die das Businessnetzwerk Linkedin zum dritten Mal in Kooperation mit Bitkom Research unter fast 1.000 Entscheidern in Personal- oder Management-Rollen durchgeführt hat.

Fachkräftemangel: Weniger Großunternehmen, mehr Mittelständler betroffen

Im Jahr 2013 taten sich noch weniger als die Hälfte (49 Prozent) der Mittelständler schwer, Fach- und Führungskräfte zu gewinnen. Die Studie offenbart auch, dass Großunternehmen (500+ Mitarbeiter) bereits Wege gefunden zu haben scheinen, mehr Fachkräfte für sich zu gewinnen: Während aus dieser Gruppe im Jahr 2013 noch drei Viertel einen Mangel attestierten, sehen diesen aktuell nur noch etwas mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten. „Im Jahr 2013 sahen noch 75 Prozent der Entscheider in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern einen deutlichen Fachkräftemangel“, so Barbara Wittmann. „Ein um 19 Prozentpunkte geringerer Wert in diesem Jahr deutet darauf hin, dass ihre Rekrutierungsstrategien Früchte tragen. Je mehr gute Leute diese Unternehmen allerdings finden, desto härter wird der Wettbewerb um Fach- und Führungskräfte für den Mittelstand.“

Unternehmen setzen auf internationales Recruiting

„Beinahe drei Viertel der befragten Mittelständler haben sich in den vergangenen Monaten damit beschäftigt, im Ausland zu rekrutieren. Aber auch 42 Prozent der Großunternehmen planen, ausländische Mitarbeiter einzustellen“, erklärt Barbara Wittmann, Direktorin Talent Solutions und Mitglied des Führungsteams bei Linkedin Deutschland, Österreich, Schweiz. „Dabei sind soziale Medien sind inzwischen der Kanal der Wahl.“

Recruiting im Ausland: Welche Kompetenzen wo zu finden sind

Hauptsächlich werden ausländische Fachkräfte für die Tätigkeitsbereiche IT und Telekommunikation, Controlling, Einkauf und Vertrieb rekrutiert. Vor allem Berufseinsteiger und Young Professionals (bis zu fünf Jahre Berufserfahrung) sind für die Unternehmen interessant.

Gefragte Fachqualifikationen wie Digitalkompetenz, Wissensmanagement und Big Data Skills sind im Inland wie im Ausland etwa gleich schwer zu finden. Programmierer hingegen findet über ein Viertel (27 Prozent) der Befragten „sehr leicht“ im Ausland – lediglich 15 Prozent geben diese Wertung für die Suche in Deutschland. In Bezug auf Sozialkompetenzen sind Mitarbeiter, die gut vor Publikum präsentieren können oder Kreativität mitbringen, laut Umfrage leichter im Ausland zu finden. Gesprächs- und Verhandlungsführung sind im In- und Ausland ähnlich verteilt, wohingegen cross-funktionale Kompetenzen einfacher im Inland zu finden sind. In welchem Land welche Kompetenzen am besten zu finden sind, zeigt auch eine interaktive Infografik von Linkedin.

Recruiting-Kanäle: Social Media bei Mittelständlern am beliebtesten

Im Jahr 2013 setzten bereits knapp drei Viertel (72 Prozent) der Mittelständler auf soziale Netzwerke, um im Ausland zu rekrutieren. Heute sind es 94 Prozent. Das macht diese Kanäle im Vergleich zu den beliebtesten (Karriereseite: 89 Prozent, Online-Jobbörsen: 82 Prozent, Personalvermittler: 81 Prozent). Rekrutierungskanäle, die Großunternehmen als „sehr erfolgreich“ bezeichnen, sind unter anderem Kontakte über ausländische Partner (64 Prozent), über Auslandshandelskammern (37 Prozent) oder LinkedIn (32 Prozent).

Ausländische Fachkräfte: Gut qualifiziert, schnell rekrutiert

Die Rekrutierung im EU-Ausland funktioniert schnell: 53 Prozent aller Unternehmen konnten geeignete Fach- und Führungskräfte innerhalb von drei bis neun Monaten rekrutieren. Wer sich Qualifizierte aus dem Ausland holt, muss sich auch keine Sorgen machen, dass diese gleich wieder weiterziehen: 78 Prozent der ausländischen Fach- und Führungskräfte verweilen zwei Jahre oder länger im Unternehmen. 89 Prozent der Befragten sind sich einig, dass ausländische Kräfte nach angemessener Einarbeitung die gleiche Arbeitsleistung erbringen wie ein vergleichbar qualifizierter deutscher Kollege.


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