Konfliktcoaching: Wie sich Streithähne beruhigen lassen

"Der Andere ist schuld, er muss sich ändern": Bei vielen Konflikten glauben das beide Streitparteien. Doch realistisch ist das nicht. Wie sich aufgewühlte Coachees und Teammitglieder per Intervention beruhigen lassen, erklärt Coach Sabine Prohaska.

Oft geben sich die Parteien eines Konflikts gegenseitig die Schuld an ihrer Situation. Soll dann ein Coach, Trainer oder die Führungskraft den Konflikt lösen, sind sich die beiden Streithähne oft ausnahmsweise einig – nämlich darin, dass sich der jeweils andere ändern müsse.

Systemische Coachs setzen aber an einem anderen Punkt an, wie Sabine Prohaska, Inhaberin des Wiener Trainings- und Beratungsinstituts Seminar Consult Prohaska in der aktuellen Ausgabe der Wirtschaft + Weiterbildung berichtet: Denn ein systemisches Coaching kennt die Kategorien "richtig" und "falsch" nicht. Konflikte werden als Verflechtung von Gegebenheiten im System  gesehen. Die Verhaltensweisen der Konfliktparteien erachten systemische Coachs als durch Situationen und Aktionen von Systempartnern bedingt.

Oft ist keine direkte Konfliktlösung möglich

Da es daher unrealistisch sei, das Gegenüber zu ändern, so Prohaska, sollten die zentralen Fragen an den Coachee beziehungsweise Mitarbeiter beim systemischen Konfliktcoaching lauten:

  • Was können Sie tun, damit es künftig nicht mehr zum Konflikt kommt?
  • Was können Sie tun, damit Sie die Situation nicht mehr so belastet?

Bei vielen Konflikten sei keine direkte Konfliktlösung möglich, so Prohaska – etwa, weil beide Mitarbeiter weiter am gleichen Arbeitsplatz arbeiten müssen. Doch die Konfliktparteien könnten an einer Lösung zweiter Ordnung arbeiten, nämlich an ihrer Einstellung zu den Dingen. Fragen an die Konfliktparteien dazu können lauten:

  • Was kann ich tun, um die Situation bestmöglich auszuhalten?
  • Was kann ich unternehmen, damit die ganze Sache nicht schlimmer wird?

Wer etwas aushalten will, muss stark sein – deshalb sollte sich der Konfliktcoach zusammen mit dem Coachee auf die Suche nach Ressourcen begeben, rät Prohaska. In diesem Zusammenhang empfiehlt sie verschiedene Interventionen, die Sie in der aktuellen Ausgabe der Wirtschaft + Weiterbildung ab Seite 40 finden.

Beispiel: Intervention "Drehschalter"

Ein Beispiel, das Prohaska vorstellt, ist die Übung "Drehschalter", mit der sich in sechs Schritten Unruhe, Zorn und Ärger von Konfliktparteien in wenigen Minuten eindämmen lassen:

Schritt 1: Der Coach bittet den emotional stark aufgewühlten Coachee, die Aufmerksamkeit auf seinen Körper zu lenken (Atemfluss beobachten, die Sitzlage spüren...)

Schritt 2: Der Coachee soll sich einen Drehschalter vorstellen, mit dem er seine Unruhe regulieren kann – von Stufe 0 (entspannt) bis 10 (sehr aufgeregt).

Schritt 3: Der Coachee soll einschätzen, auf welcher Stufe sich seine Unruhe im Moment befindet (zum Beispiel bei 8).

Schritt 4: Danach bittet der Coach ihn, den Schalter auf eine niedrigere Stufe zu drehen – soweit wie möglich.

Schritt 5: Der Coachee soll berichten, auf welcher Stufe er sich jetzt befindet und wie er sich nun fühlt.

Schritt 6: Der Coach ermutigt den Coachee, diese Übung auch im Alltag anzuwenden – und zwar immer dann, wenn er starke Emotionen verspürt, die ihm einen konstruktiven Umgang mit Konflikten erschweren.

Den kompletten Beitrag "Belastende Emotionen abschwächen" mit drei weiteren Interventionen und einem Fallbeispiel lesen Sie in Ausgabe 02/2015 der Wirtschaft + Weiterbildung.


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