Zehn Fehler im Recruiting, die Sie vermeiden sollten
Rund 42 Prozent der Stellen in Deutschland sind schwer oder nicht besetzbar. In der IT-Branche sind sogar über die Hälfte aller Stellen von Besetzungsproblemen betroffen. Doch diese Zahlen, die das Centre of Human Resources Information Systems an der Universität Bamberg für 2016 ermittelt hat, könnten deutlich niedriger ausfallen, wenn die Unternehmen weniger Fehler beim Recruiting begehen würden. Oftmals sind es Kleinigkeiten, die nicht beachtet werden, aber schnell zu Frustration im Bewerbungsprozess führen können.
Recruiting-Fehler 1: Machen, was alle machen
Im Jahr 2016 wurden in Deutschland fast 14 Millionen Online-Stellenanzeigen geschaltet. Sie stehen also mit Ihren Bemühungen um neue Mitarbeiter nicht alleine da. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich in Form und Inhalt von der Konkurrenz abheben. Haben Sie den Mut, aus dem bewährten Schema auszubrechen. Nur wenn Sie es schaffen, Ihre Zielgruppe in ihrer Lebenswelt abzuholen, werden Sie wahrgenommen. Da kann es dann eben auch mal ein Hashtag oder ein Video sein.
Recruiting-Fehler 2: Die Zielgruppe nicht kennen
Sie wünschen sich Bewerber, die optimal in Ihr Unternehmen passen. Aber wen sprechen Sie denn eigentlich an? Wen wollen Sie gewinnen? Sind es eher Männer oder Frauen? Geisteswissenschaftler oder IT-Experten? Absolventen oder Spezialisten mit 15 Jahren Berufserfahrung? Welche Wünsche, welche Werte haben Ihre potenziellen Bewerber? Je nach Zielgruppe, die auch in sich oft noch unterschiedlich „ticken“, müssen Sie Ihre Kommunikation anpassen. Wichtig ist, dass die Empfänger Ihrer Botschaft die Informationen bekommen, die sie erwarten. Und dass die Fragen beantwortet werden, die sie an ihren zukünftigen Arbeitgeber haben.
Recruiting-Fehler 3: Nicht ehrlich sein
Versuchen Sie nicht vorzugeben, was Sie nicht sind. Und stellen Sie nicht einfach Behauptungen auf, sondern liefern Sie Beweise. Vor allem aber: Vermitteln Sie den Kandidaten, welche Kultur sie an ihrem möglichen neuen Arbeitsplatz erwartet. Skizzieren Sie, wie die Arbeitswelt aussieht, deren Bestandteil sie zukünftig sein werden. Dabei sollten Sie eine Sprache verwenden, die der Kommunikationspraxis im Arbeitsalltag entspricht.
Recruiting-Fehler 4: Bewerber respektlos behandeln
Sie erwarten von Bewerbern, dass sie sich mit Ihrem Unternehmen auseinandersetzen, ihr Anschreiben nicht zusammenkopieren und pünktlich zum Vorstellungsgespräch erscheinen. Das gilt auch umgekehrt. Wenn sich ein Bewerber die Mühe macht, die Sie voraussetzen, dann sollten auch Sie sich mit dem Kandidaten beschäftigen und seine Unterlagen sorgfältig sichten. Gehen Sie individuell auf den Bewerber ein, statt ein Vorstellungsgespräch nach Schema F zu führen. Schließlich sollten Sie ihn nicht zu lange auf Ihre Antwort warten lassen und ihm auch unaufgefordert ein Feedback zu Ihren Eindrücken geben. Die Erlebnisse des Bewerbers im Prozess sind die erste und oft wichtige Visitenkarte – und damit ein wesentlicher Faktor im Employer Branding.
Recruiting-Fehler 5: Nicht als Arbeitgeber kommunizieren
Im Recruiting vieler Unternehmen steckt zu viel Marketing und zu wenig HR. Da werden Marken- und Produktwelten in den schillerndsten Superlativen dargestellt, während das, was Kandidaten interessiert, weitgehend unerwähnt bleibt: Wie ist es, in Ihrem Unternehmen zu arbeiten? Wie ticken Ihre Mitarbeiter? Welche Werte, welche Kultur vertreten Sie als Arbeitgeber? Diese Fragen sollten Sie ehrlich und ohne Verwendung von Standardphrasen beantworten.
Recruiting-Fehler 6: Eine dünne Karriereseite anbieten
Die Karriereseite ist noch immer Informationsquelle Nummer eins für potenzielle Bewerber. Wenn aber die Candidate Experience nicht überzeugt, sind diese genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen sind. Fehlende inhaltliche Strukturen, unübersichtlich gestaltete Seiten und mangelhafte Nutzerführung können Kandidaten den Spaß an der Recherche rasch nehmen. Wenn dann noch technische Hürden wie lange Wartezeiten oder nutzerunfreundliche Bewerbungsportale dazukommen, wird die Karriereseite nicht den gewünschten Erfolg haben.
Recruiting-Fehler 7: Planlos rekrutieren
Wissen Sie genau, was die künftigen Aufgaben des Kandidaten sein sollen oder wird sich das bis zum Starttermin noch ändern? Haben Sie intern alle notwendigen Prozesse für die Ausschreibungen und Bewerbungsgespräche geklärt? Haben Sie die internen Freigaben für das Gehalt bekommen? Einen Rückzug oder lange Kommunikationswege nach dem Vorstellungsgespräch wirken sehr unprofessionell. In Zeiten von Kununu haben auch Bewerber die Möglichkeit, ihren persönlichen Eindruck mit der Welt und somit künftigen Bewerbern zu teilen.
Recruiting-Fehler 8: Nicht präsent sein
Die 14 Millionen Stellenanzeigen erwähnte ich ja bereits. Einfach darauf zu hoffen, dass schon jemand auf das Unternehmen und seine offenen Stellen im Netz aufmerksam wird, ist grob fahrlässig. Auch die eine oder andere Karrieremesse zu besuchen, reicht nicht aus. Stattdessen sollten Sie für maximale Sichtbarkeit sorgen. Optimieren Sie Ihre Karrierewebsite für mobile Anwendungen. Die meisten Jobsuchen starten auf Google. Und viele davon auf mobilen Endgeräten. Wer da auf Seiten landet, die am Smartphone oder Tablet nur schwer zu lesen sind, hat schon verloren.
Recruiting-Fehler 9: Nur auf einen Kanal setzen
Nutzen Sie die Bandbreite der Möglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung steht – und das am besten zielgruppenspezifisch. Ein guter Mix aus Digital und Analog hilft Ihnen, Ihre Zielgruppe zu erreichen. Warum nicht Print, wenn’s passt? Oder mal auf ganz ungewöhnliche Weise auf sich aufmerksam machen, etwa mit einer Guerilla-Aktion? Nutzen Sie Jobbörsen und Facebook, aber vergessen Sie Indeed, Instagram und Snapchat nicht. Wichtig ist, dass Sie auf vielen verschiedenen – und natürlich auch neuen – Wegen Ihre Botschaften in den Markt tragen.
Recruiting-Fehler 10: Belanglose Stellenanzeigen schalten
Neun von zehn Stellenanzeigen sind nichtssagend, unglaubwürdig oder langweilig. Oder alles zusammen. Das sagen Marketingexperten und potenzielle Bewerber. Studien belegen, dass die Leser in den meisten Fällen nicht einmal verstehen, welche Art von Arbeit die ausgeschriebene Stelle genau beinhaltet. Ihre Stellenanzeige wird nur dann Erfolg haben, wenn sie differenziert und nicht die gleichen Banalitäten enthält wie jene der allermeisten anderen Unternehmen. Das ist mühsam und kostet Zeit. Doch die ist gut investiert. Denn wenn Sie sich keine Mühe geben, muss der potenzielle Bewerber dies beim Lesen tun. Dazu hat er weder Zeit noch Lust – schon nach wenigen Sekunden ist er einen Klick weiter, und Ihre Anzeige bleibt unbeachtet und unbeantwortet.
Manuela Ebbes-Barr ist als Senior Director bei Territory Embrace verantwortlich für die Bereiche Recruiting und Employer Branding. Das „Bertelsmann-Gewächs“ hat fast zwei Jahrzehnte Erfahrung im Recruiting, Personalmarketing und Employer Branding im Dienste von Unternehmen aus unterschiedlichster Branchen und Größenordnungen.
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