Stressmanagement: Tipps für einen erholsamen Urlaub

Für viele Berufstätige gilt: Vor dem Urlaub herrscht Hektik, weil noch viele Dinge zu erledigen sind, und nach der Rückkehr stapeln sich die unerledigten Aufgaben. Da ist die Entspannung oft schnell verflogen. Vielen gelingt die Erholung noch nicht einmal während der freien Zeit. Denn richtig vom Job abzuschalten, fällt oft schwer. 

Rund um die angeblich schönste Zeit des Jahres fühlen sich viele Beschäftigte gestresst. So gaben in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Krankenkasse Pronova BKK jeweils rund 60 Prozent an, unmittelbar vor und nach dem Urlaub Mehrarbeit leisten zu müssen, um die Abwesenheit zu organisieren oder Unerledigtes aufzuholen. Die Befragten bezifferten ihre Überstunden im Schnitt auf jeweils acht Stunden vor und nach dem Urlaub. Der Umfrage zufolge nimmt knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befragten für den Haupturlaub mindestens 15 Tage frei. Doch auch in dieser Zeit spielt der Job für viele Menschen eine große Rolle. So checken rund die Hälfte der Teilnehmer im Urlaub ihre Mails und knapp zwei Drittel werden während der freien Zeit im beruflichen Zusammenhang kontaktiert.

Bis zu zwei Stunden Arbeit je Urlaubstag

Nach eigener Einschätzung wenden die Betroffenen an jedem Urlaubstag durchschnittlich 1,3 Stunden Zeit für die Arbeit auf. Junge Arbeitnehmende im Alter zwischen 18 und 29 Jahren berichten sogar von zwei Stunden. In dieser Altersgruppe fühlten sich auch nur 48 Prozent nach dem Haupturlaub sehr gut oder gut erholt. In der Gesamtheit äußerten das 57 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Schließlich endet der Urlaub bei vielen auch früher als geplant: 62 Prozent sind meist schon ein bis zwei Tage vor dem Ende gedanklich wieder bei der Arbeit. Drei von vier Führungskräften schalten demnach vorzeitig wieder in den Arbeitsmodus, um Chaos bei ihrer Rückkehr zu verhindern.

15 Tipps für einen erholsamen Urlaub

Das alles sind keine guten Voraussetzungen und keine guten Aussichten für einen erholsamen Urlaub. Denn gedankliche Distanz ist entscheidend, um den Urlaub wirklich genießen und richtig abschalten zu können. Trainerin und Coach Sabine Prohaska hat Tipps parat, wie Sie relaxt in den Urlaub fahren, Ihre Auszeit entspannt genießen und Stress vor und nach dem Urlaub vermeiden:

Tipp 1: Verreisen Sie offiziell einen Tag früher

Sagen Sie allen Freunden und Bekannten sowie Kunden und Kollegen, mit denen Sie nicht direkt zusammenarbeiten, dass Ihr Urlaub einen Tag früher beginnt. Sonst stapeln sich am letzten Arbeitstag die dringlichen Aufgaben auf Ihrem Schreibtisch und Ihr Telefon klingelt ohne Unterlass.

Tipp 2: Legen Sie keine Termine auf den letzten Arbeitstag

Vereinbaren Sie für den letzten Arbeitstag keine Reisetermine, Meetings sowie Arzt- und Friseurbesuche. Denn diese dauern oft länger als geplant. Die Folge: Sie starten völlig außer Atem in den Urlaub.

Tipp 3: Arbeiten Sie alles Wichtige und Dringende im Vorfeld ab

Erledigen Sie vor dem Urlaub alle wichtigen und dringlichen Aufgaben, die Sie nicht delegieren können. Sonst plagt Sie im Urlaub das schlechte Gewissen und es fällt Ihnen schwer, abzuschalten.

Tipp 4: Nehmen Sie keine Arbeitsunterlagen in den Urlaub mit

Urlaub ist Urlaub. Lassen Sie alle Unterlagen, die Sie an Ihre Arbeit erinnern, zuhause. Packen Sie auch keine Fachliteratur ein, die im Zusammenhang mit ihrer Arbeit steht. Und: Lesen Sie keine Tageszeitungen, schon gar nicht deren Wirtschaftsteil.

Tipp 5: Verhindern Sie, dass bei Ihrer Rückkehr ein Arbeitsberg auf Sie wartet

Sagen Sie Ihrem Assistenten oder Stellvertreter: "Nach meinem Urlaub sollten maximal so viele Vorgänge auf meinem Schreibtisch liegen, wie ich Urlaubstage habe." Sonst verleidet Ihnen der Gedanke an die Arbeit, die Sie erwartet, die letzten Urlaubstage.

Tipp 6: Nehmen Sie kein Mobiltelefon mit in den Urlaub

Vergessen Sie Ihr Smartphone zuhause. Denn wenn Sie sich permanent darüber informieren, was zuhause oder beispielsweise an der Börse passiert, gewinnen Sie nicht den nötigen Abstand vom Alltag, um wirklich weg zu sein. Sollte dies nicht möglich sein, dann lassen Sie zum Beispiel die eingehenden Telefonate in der Mailbox auflaufen. Dann entscheiden Sie selbst, ob und wann Sie zurückrufen.

Tipp 7: Beginnen Sie frühzeitig mit dem Packen

Beginnen Sie vier, fünf Tage vor Reiseantritt mit dem Packen. Dann können Sie noch rechtzeitig einen neuen Bikini oder eine neue Badehose kaufen, wenn Sie feststellen, dass Sie in Ihrem alten Outfit keine gute Figur mehr machen.

Tipp 8: Stimmen Sie sich bereits zuhause auf den Urlaub ein

Zum Beispiel, indem Sie abends im Bett Reiseführer schmökern oder sich auf Youtube Filmchen über Ihr Urlaubsziel anschauen.

Tipp 9: Feiern Sie den Urlaubsbeginn

Zum Beispiel, indem Sie im Flugzeug ein Gläschen Sekt trinken.

Tipp 10: Haben Sie kein schlechtes Gewissen beim Nichtstun

Vergessen Sie im Urlaub alles, was Sie über das Thema Zeit- und Selbstmanagement gehört haben. Im Urlaub gibt es nur eine "wichtige" und "dringliche" Aufgabe: sich erholen.

Tipp 11: Stellen Sie sich nicht unter Leistungsdruck

Übertragen Sie das Leistungsdenken, dem Sie im Alltag huldigen, nicht auf Ihren Urlaub. Sie müssen nicht jeden Berg erklimmen und nicht jedes Museum besuchen.

Tipp 12: Gestalten Sie Ihren Urlaub "agil"

Arbeiten Sie kein starres, vorab formuliertes Urlaubsproramm ab. Machen Sie das, wozu Sie gerade Lust und Laune haben – zum Beispiel nichts.

Tipp 13: Lassen Sie "Fünfe gerade sein"

Bei der Arbeit können Sie das "Null-Fehler-Prinzip" verfolgen. Doch im Urlaub sollten Sie ein "easy living" praktizieren. Sonst ärgern Sie sich über jeden lahmen Kellner und zu warmen Cocktail.

Tipp 14: "Verlängern" Sie Ihren Urlaub

Sagen Sie allen Personen, mit denen Sie nicht direkt zusammenarbeiten, dass Sie erst zwei Tage später zurückkehren. Sonst klingelt Ihr Telefon nach der Rückkehr ohne Unterlass. Dann ist die Erholung im Handumdrehen verflogen.

Tipp 15: Behalten Sie den Urlaub in Erinnerung

Stellen Sie ein Urlaubsfoto auf Ihren Schreibtisch oder laden Sie es als Startbild auf Ihren PC. Dann können Sie noch ab und zu von der Südsee oder den Bergen träumen.

Und noch ein Tipp: Aktuell soll ein Urlaub auf Balkonien oft entspannender als eine Flug- oder Fernreise sein.


Das könnte Sie auch interessieren:

Gibt es ein Recht auf Nichterreichbarkeit im Urlaub?

SMS vom Chef muss in der Freizeit nicht gelesen werden

Störungsfreie Freizeit bei mobil-flexibler Arbeit

Stressfaktoren bei mobiler Arbeit: Tipps aus der Praxis für Führungskräfte

Studie: Erwerbstätige arbeiten "suchthaft"


Schlagworte zum Thema:  Stressmanagement, Resilienz, Leadership, Urlaub