Job Crafting: Gesundes Arbeiten in einer digitalen Welt
Wie wirken sich Digitalisierung und Flexibilisierung der Arbeitswelt auf die Gesundheit von Erwerbstätigen aus? Dieser Frage ging die Studie "Socialhealth@work" der Barmer Krankenkasse und Universität St. Gallen nach. Die Studie beruht auf Daten von rund 8.000 Beschäftigten, in einem Erhebungsrhythmus von sechs Monaten. Die Ergebnisse zum Job Crafting, die auf dieser Studie basieren, präsentierte Studienleiter Stephan Böhm, Professor für Diversity Management und Leadership an der Universität St. Gallen, Ende Oktober.
Job Crafting heißt, bei Stärken von Beschäftigten anzusetzen
Crafting meint Anpassung. Hinter dem Job Crafting steckt also die Idee, die eigene Arbeit aktiv zu gestalten und mit Blick auf die eigenen Fähigkeiten und Jobanforderungen anzupassen. Die Stärken von Mitarbeitenden sollen hierbei im Fokus stehen. Mehr von dem tun, was man gerne und gut macht – darum geht es, so Professor Stephan Böhm. Zwei Dimensionen gilt es hierbei zu unterscheiden. Entweder das Förderliche wird intensiviert (Intensivierungs-Crafting) oder Belastendes gemindert (Vermeidungs-Crafting). Zu jeder Dimension gehören zwei weitere Variablen: die Frage nach Ressourcen und der Rolle im Arbeitsgefüge. Laut Forschung sind die positiven Effekte auf Gesundheit und Zufriedenheit der Beschäftigten im Bereich der Intensivierung höher. Aus den Studienergebnissen lassen sich fünf Strategien ableiten: Erweiterung der Arbeitsrolle, soziale Erweiterung, Organisation der Arbeit, technologische Anpassung und Metakognition (etwa: Wie versetze ich mich in gute Stimmung?).
Mobile und hybride Arbeit: Job Crafting ist hier besonders relevant
Die Erhebung untersuchte auch den Zusammenhang von Job Crafting und mobiler Arbeit. Dabei wird klar, dass mobil arbeitende Beschäftigte in allen fünf Strategien ein höheres Maß an Job Crafting zeigen. Generell ist der häufigste Ansatzpunkt für Job Crafting die Organisation der Arbeit, sowohl bei mobil (75 Prozent) als auch bei nicht-mobil (74 Prozent) Beschäftigten. Den größten Unterschied gibt es im Bereich technologische Anpassung: Diese Strategie nutzen 56 Prozent der mobil Beschäftigten, während es bei den nicht-mobil Beschäftigten nur 40 Prozent sind. Im Blick auf ein hybrides "New Normal" könnte Job Crafting an Bedeutung gewinnen, insofern Anpassungen und die Wahl von Arbeitszeit und -ort unabdingbar werden. Notwendig hierfür sind auch digitale Kompetenzen.
Einsatz von Job Crafting erhöht Gesundheitserleben
Die Studie zeigt: Wer Job Crafting nutzt, lebt gesünder und ist leistungsfähiger. Im Vergleich schätzen Mitarbeitende, die ein hohes Maß an Job Crafting einsetzen, ihre Gesundheit um elf Prozent besser ein als diejenigen mit geringem Maß. Job Crafting verbessert Engagement sowie Leistungsfähigkeit und senkt Stress, im Besonderen bei anspruchsvollen Aufgaben. Wird Arbeit selbsttätig gestaltet, entstehe ein Flow, meint Professor Stephan Böhm. Das gilt altersunabhängig für alle Beschäftigten. Job Crafting kann jederzeit Wirkung entfalten. Zudem ist es keine singuläre Aufgabe. Jeder Mitarbeitende kann selbst Effekte im Job Crafting erzielen, indem eigene Stärken – auch im Austausch mit anderen – aufgespürt und so eingesetzt werden, dass der Nutzen für Karriere und Unternehmen hoch ist.
Job Crafting-Effekte auch Aufgabe von Führungskräften
Die Studie macht deutlich, dass die positiven Effekte des Job Craftings auf die Gesundheit der Mitarbeitenden noch höher sind, je mehr die Führungskraft über digitale Kompetenzen verfügt. Überhaupt stehen Führungskräfte in der Verantwortung, die Stärken ihrer Teams gezielt zu nutzen. Für ein erfolgreiches Job Crafting braucht es eine stärkenorientierte Unternehmenskultur, die Talente fördert. Job Crafting bedeutet auch, etablierte Rollen zu überdenken und das Team neu zuzuschneiden, sodass sich die Vielfalt der Potentiale gut ergänzt.
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