Studie zur Ausbildungsqualität während der Coronapandemie

Etwa jeder vierte Auszubildende musste wegen der Coronapandemie Einschnitte bei der Ausbildungsvergütung hinnehmen. Bei jedem Fünften wurde der Urlaub gekürzt, obwohl dies eigentlich nicht erlaubt ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung, die der Deutsche Gewerkschaftsbund in Auftrag gegeben hat.

Für den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) sind die Resultate der Befragung, an der 1.035 Auszubildende teilgenommen haben, Anlass zu scharfer Kritik an den Arbeitgebern. Diese stünden auch in der Coronapandemie in der Pflicht, für eine gute Ausbildungsqualität zu sorgen und geltende Gesetze einzuhalten, erklärt DGB-Jugendreferent Joscha Wagner.

Studie: Vielen Azubis wurde die Vergütung und der Urlaub gekürzt

Denn etwa einem Viertel der Befragten (24,3 Prozent) wurde der Studie zufolge in der Pandemie die Ausbildungsvergütung gekürzt. Fast jeder fünfte Auszubildende (18,7 Prozent) habe ferner angegeben, dass ihr oder ihm seit Beginn der Coronapandemie mindestens einmal der Urlaub gekürzt worden sei – und dies, obwohl das gar nicht erlaubt sei, heißt es seitens des DGB.

DGB fordert mehr staatliche Kontrollen bei Ausbildungsbetrieben

Die Erhebung fand zwischen Februar und März 2021 im Rahmen einer onlinegestützten Panelbefragung statt. Rund 93 Prozent der befragten jungen Menschen absolvierten zu dem Zeitpunkt eine duale Berufsausbildung, die restlichen sieben Prozent ein ausbildungsintegriertes duales Studium. Der DGB leitet aus den Resultaten die Forderung ab, dass der Staat verstärkt eingreifen solle. "Um zu gewährleisten, dass geltende Gesetze eingehalten werden, brauchen wir mehr effektive und regelmäßige Kontrollen in den Ausbildungsbetrieben, sonst geht es immer stärker zulasten der Auszubildenden", so Wagner.

Darüber hinaus lief bei den staatlichen Berufsschulen in der Coronapandemie offenbar auch nicht alles optimal. Denn laut der "Corona-Ausbildungsstudie" des DGB geben mehr als die Hälfte der befragten Azubis dem Homeschooling, von dem fast alle betroffen waren (95 Prozent), keine guten Noten. 34 Prozent nennen den Unterricht "befriedigend", knapp zwölf Prozent "ausreichend" und sieben Prozent sogar "mangelhaft". Fast ein Drittel der Befragten, die ihre Ausbildung bereits vor Corona begonnen haben, sagen, die fachliche Qualität des Berufsschulunterrichts habe sich seit Beginn der Pandemie verschlechtert. Zudem befürchtet mehr als ein Drittel, die Ausbildung nicht erfolgreich abschließen zu können, weil Ausbildungsinhalte nicht vermittelt wurden.

Ausbildungsmarkt: sowohl Betriebe als auch Azubis zurückhaltend

Allgemein hat die Coronapandemie die Zurückhaltung von Jugendlichen, die überlegen, eine Ausbildung zu starten, verstärkt. "Sie wollen vermeiden, in Berufe gesteckt zu werden, aus denen sie nicht mehr problemlos herauskommen", sagte Erziehungswissenschaftler Andreas Walther kürzlich der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten. "Corona hat die Skepsis der Jugendlichen, ob das, was die Gesellschaft ihnen als Karrierechancen, Jobs oder Ausbildung bietet, wirklich zu ihnen passt, noch verstärkt." Der Professor für Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt führt die zunehmende Skepsis der Jugendlichen darauf zurück, dass das Bildungs- und Ausbildungssystem in Deutschland zu undurchlässig sei. "Die Jugendlichen haben Angst in einer Sackgasse stecken zu bleiben", so Walther.

Auf der anderen Seite sind auch die Unternehmen zurückhaltend. Einer Umfrage der Förderbank KfW zufolge erwartet jeder vierte ausbildende Mittelständler (26 Prozent), am Jahresende weniger Lehrlinge unter Vertrag zu haben als Ende 2020. Lediglich 15 Prozent rechnen mit einem Anstieg. Im Laufe des vergangenen Jahres hatten 28 Prozent der Unternehmen die Anzahl der Lehrlinge verringert. Auf dem deutschen Ausbildungsmarkt ist laut KfW-Einschätzung vorerst keine schnelle Erholung in Sicht.


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dpa

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