Probleme im E-Recruiting - von unverhoffter Stelle


Talent-Management-Kolumne: Probleme im E-Recruiting

Unternehmen möchten die papierlose Bewerbung. Die Kandidaten möchten sich auch gerne digital bewerben. Also eigentlich alles bestens im E-Recruiting - wäre da nicht das Handelsunternehmen Aldi. Wie es die Recruiting-Pläne torpediert, zeigt Martin Claßen - gewohnt augenzwinkernd.

Beim Talent Management träumen viele Unternehmen vom papierlosen Rekrutierungsprozess. Mancherorts wurde aus dem Traum bereits Wirklichkeit. Nicht wenige  Firmen haben ihre Personalbeschaffung mittlerweile voll automatisiert. Die Zukunft im Talent Management ist jedenfalls digital: Schont die Nerven, schont die Budgets, schont die Umwelt.

Dieses schöne Morgen wird aber von Aldi torpediert. Kürzlich konnte man dort "Bewerbungsmappen, 3 Stück. Für Format Din A4. Mit Klemmschienen. Kein Lochen erforderlich" erwerben. Für zwei Euro neunundneunzig. In fünf verschiedenen Farben. Immerhin weist das Handelsunternehmen in der Anzeige darauf hin, dass seine Bewerbungsmappen noch "ohne Inhalt" seien. Darum muss sich der Käufer und Bewerber schon selbst kümmern. Denn ein Stellengesuch als Max Mustermann ist wertlos.

Volkswirtschaftlich sinnvolle Lösungsvorschläge

Liebe Aldis, aber hallo. Einen Oldtimer ins Sortiment stellen. Das geht gar nicht! Eigentlich hätten sich alle Firmen verbünden und am Montagmorgen gleich um 8:00 Uhr in sämtlichen Aldi-Läden dieses Landes die Bestände an "Bewerbungsmappen, 3 Stück" aufkaufen und verstecken müssen. Das wäre volkswirtschaftlich deutlich günstiger als die dadurch erzwungene Aufrechterhaltung eines weiterhin papierbasierten Rekrutierungsprozesses. Juristisch gesehen ist dies meines Erachtens ein klarer Fall von Hilfeleistung durch Unterlassung.

Was wäre richtig gewesen? Das Wirtschaftsministerium in Berlin hätte als konzertierte Aktion mit der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) die aus dem Verkehr gezogenen Bestände ins Ausland verkaufen sollen. In Richtung der Vereinigten Staaten und dort am besten ins Silicon Valley. Zur Behinderung dortiger Rekrutierungsprozesse. Das wäre doch endlich mal eine laut Welthandelsabkommen unverfängliche transatlantische Wirtschaftssanktion. Bei Google, Apple, Cisco und Co. hätten die Rekrutierer nach Eintreffen der Aldi-Bewerbungsmappen ganz schön blöd drein geschaut.

Martin Claßen hat 2010 das Beratungsunternehmen People Consulting gegründet. Talent Management gehört zu einem seiner fünf Fokusbereiche in der HR-Beratung.