Arbeitsausfälle wegen psychischer Probleme nehmen zu
Die Krankenkasse DAK-Gesundheit hat im "Psychoreport 2019" die Fehltage ihrer Versicherten seit 1997 ausgewertet. Im Schnitt fehlte demnach jeder Versicherte 2,5 Tage wegen psychischer Probleme. 1997 waren es durchschnittlich nur 0,7 Krankheitstage. 2018 ging die Anzahl der Fehltage wegen psychischer Leiden erstmals wieder leicht zurück.
Enttabuisierung psychischer Erkrankungen
DAK-Vorstandschef Andreas Storm führt die Entwicklung auf einen offeneren Umgang mit psychischen Problemen zurück: "Vor allem beim Arzt-Patienten-Gespräch sind psychische Probleme heutzutage kein Tabu mehr." Deshalb werde auch bei Krankschreibungen offener damit umgegangen.
Diese Einschätzung wird von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) geteilt. Dass die Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen einen wesentlichen Anteil am Anstieg der Krankmeldungen habe, sei unumstritten, meint eine DGPPN-Sprecherin laut DPA. Der Verband fordere allerdings mehr Einsatz für Früherkennung und Prävention, denn die meisten psychischen Erkrankungen manifestierten sich bereits in den ersten Lebensjahrzehnten.
Linke und DGB fordern Anti-Stress-Verordnung
Jutta Krellmann, die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion glaubt nicht, dass es nur daran liegt, dass die Leute heute psychische Probleme eher zugeben. Ihrer Ansicht nach ist das Berufsleben stressiger geworden. "Viele Beschäftigte können ein trauriges Lied davon singen. Das darf nicht heruntergespielt werden", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Krellmann fordert eine Anti-Stress-Verordnung und entsprechende Arbeitsschutzkontrollen in den Unternehmen.
Eine solche Verordnung fordert auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sagte: "Der Gesetzgeber muss endlich handeln und darf nicht weiter tatenlos zuzusehen, wie Millionen Beschäftigte durch schlechte Arbeitsbedingungen einem Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind". Eine Umfrage im Auftrag der Versicherung Swiss Life hatte kürzlich ergeben, dass sich fast zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerung im Job gestresst fühlen.
Die Forderung der gesundheitspolitischen Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Maria Klein-Schmeink, zielt eher auf Work-Life-Balance ab: "Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, die eine gesunde Lebensweise und Zeiten des Miteinanders ermöglichen und Arbeitsprozesse entschleunigen." Dabei sieht auch sie die Arbeitgeber in der Pflicht. Darüber hinaus kritisiert Klein-Schmeink die Wartezeiten von über drei Monaten für ein Erstgespräch beim Psychotherapeuten und fehlende Anlaufstellen bei akuten Krisen.
Depression ist häufigste psychische Ursache für Krankschreibung
Die Diagnose Depression ist laut der Studie die häufigste psychische Ursache für Krankmeldungen: 0,93 durchschnittliche Fehltage pro Versichertem wurden wegen Depressionen erfasst, an zweiter Stelle kommen Anpassungsstörungen, die nach schweren Schicksalsschlägen auftreten können mit 0,51 durchschnittlichen Fehltagen pro Versichertem. An dritter Stelle rangieren neurotische Störungen mit 0,23 Fehltagen pro Versichertem. Anpassungsstörungen haben als Ursache für Arbeitsausfällt in den vergangenen Jahren rasant zugenommen, lautet das Ergebnis der Studie. Seit 2000 haben sie sich fast verdreifacht.
Burnout hat an Relevanz verloren
Die Zusatzdiagnose "Burnout" habe im Krankheitsgeschehen seit 2012 deutlich an Relevanz verloren, lautet ein weiteres Ergebnis. Die darauf zurückgeführten Fehltage haben sich in den vergangenen sechs Jahren nahezu halbiert, allerdings wurde Burnout im Jahr 2018 wieder etwas häufiger auf Krankschreibungen notiert als 2017. Insgesamt stiegen die Fehltage aufgrund von Burnout mit dem Alter an, sagen die Studienautoren.
Der DAK-Report zeigt grundsätzlich, dass die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen mit dem Alter kontinuierlich zunehme. Außerdem seien Frauen deutlich häufiger aus diesen Gründen krankgeschrieben als Männer. Zudem seien in der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen überproportional viele Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen zu verzeichnen.
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