Tipps für väterorientierte Personalarbeit
Immer mehr Väter reduzieren seit der Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 ihre Arbeitsstunden oder steigen sogar für einen befristeten Zeitraum ganz aus der Erwerbstätigkeit aus, um Zeit für die Familie zu haben. Bereits ein Jahr nach der Einführung machte jeder fünfte Vater davon Gebrauch. Heute geht bereits gut jeder dritte Vater in Elternzeit. Das neue Elterngeld Plus bietet Paaren zusätzliche Möglichkeiten, Erwerbs- und Familienarbeit aufzuteilen.
Doch Wunsch und Wirklichkeit liegen trotzdem nach wie vor weit auseinander. 80 Prozent der Väter, die Elternzeit in Anspruch nehmen, tun dies zur begrenzt auf zwei Monate. Mehr ist bei vielen Arbeitgebern einfach nicht drin. Nach diesen zwei Monaten kehren sie wieder zu ihrem „alten“ Arbeitszeitmodell zurück.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist kein reines Frauenthema mehr
„79 Prozent der Väter wünschen sich mehr Zeit für ihre Familie“, stellt Kirsten Frohnert, Projektleiterin im Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor Familie“, klar. „Im Wettbewerb um gute Fachkräfte müssen Unternehmen ihre Kultur mehr darauf ausrichten, auch Väter mit individuellen und flexiblen Vereinbarkeitsangeboten zu unterstützen“, so Frohnert weiter. Rund ein Drittel der Väter würde gerne in Teilzeit arbeiten – viele von ihnen wollen vor allem Überstunden reduzieren und eher 80 als 100 Prozent arbeiten.
Laut dem Väterreport 2016 fänden es 60 Prozent der Eltern mit Kindern unter drei Jahren ideal, wenn beide arbeiten und sich familiär engagieren. Tatsächlich leben dieses partnerschaftliche Modell zurzeit jedoch nur 14 Prozent der Eltern.
Väter in Führungspositionen haben es besonders schwer bei der Vereinbarkeit
Besonders für Führungskräfte ist es schwierig, Beruf und Familie zu vereinbaren. Zwar werden neue Arbeitszeitmodelle wie Doppelspitzen, Topsharing oder Tandem-Führung viel diskutiert. Doch die Realität sieht anders aus: Nur elf Prozent der Beschäftigten mit Managementaufgaben reduzieren ihre Arbeitszeit. Bei den Chefs sind es gerade mal 6,5 Prozent. Teilzeit widerspricht dem traditionellen Bild einer Führungskraft, von der umfassende Verfügbarkeit erwartet wird. Diese Erwartungen verhindern vielfach auch die Nutzung von Elternzeit, insbesondere einer längeren Elternzeit.
Neuer Leitfaden gibt Tipps für väterorientierte Personalarbeit
Hier setzt der neue Leitfaden "Väter und Vereinbarkeit" des Unternehmensnetzwerks „Erfolgsfaktor Familie“ an. Die 80 Seiten starke Broschüre fasst die wichtigsten Daten und Fakten zum Thema Väter und Vereinbarkeit zusammen. Es kommen Interviewpartner aus Praxis und Wissenschaft zu Wort. Unternehmen wie die Brugger GmbH und die HSH Nordbank berichten von ihren Erfahrungen und Lösungen für Väter. Neben Checklisten gibt die „Väterpost“ in jedem Kapitel eine konkrete Vorlage dafür, wie Betriebe „ihre“ Väter zum jeweiligen Thema ansprechen können. Mit vorformulierten und anpassbaren Rundschreiben können Unternehmen die Bedarfe der Väter in ihrem Betrieb abfragen und ihnen somit signalisieren, dass sie die gleichen Rechte auf Vereinbarkeit haben wie Mütter. Die entsprechenden Seiten im Leitfaden können herausgetrennt und vervielfältigt oder zur weiteren Verwendung auch als Datei heruntergeladen werden. Dafür stehen QR-Codes zur Verfügung. Bei der folgenden Checkliste handelt es sich um einen Auszug aus dem Leitfaden.
Checkliste: So organisieren Sie ein Väternetzwerk (Auszug)
Bei der Umsetzung einer väterbewussten Personalpolitik kann ein internes Väternetzwerk gute Dienste leisten Unternehmen können auf diese Weise in Erfahrung bringen, welche Maßnahmen für Väter sinnvoll sind und wie sie gerne angesprochen werden möchten Unterstützen Sie Väter darin, sich regelmäßig auszutauschen und dafür ein Netzwerk zu gründen.
- Fragen Sie die Väter in Ihrem Unternehmen, ob sie Interesse an einem Netzwerk haben und welche Themen sie interessieren (z.B. Homeoffice-Lösungen, Führung in Teilzeit, längere Elternzeiten)
- Holen Sie sich die Rückendeckung der Geschäftsleitung und wichtiger Führungskräfte
- Legen Sie die Treffen in die Mittagszeit und wählen Sie eine entspannte Location
- Klären Sie beim ersten Treffen, welche Ziele die Väter mit dem Netzwerk verfolgen
- Einigen Sie sich auf eine passende Struktur (Häufigkeit der Treffen, Name, Kommunikation, Leitbild, Zielsetzung)
- Eine neutrale Moderation kann bei den ersten Treffen den Aufbau begleiten
- Organisieren Sie für die Anfangsphase einen intensiven Austausch mit anderen Väternetzwerken
- Laden Sie ein- bis zweimal im Jahr Experten ein, die Vorträge zu erziehungswissenschaftlichen Themen sowie zum Themenspektrum Work-Life-Balance anbieten
- Ergänzen Sie die internen Väternetzwerktreffen durch einen regelmäßigen Väter-Lunch in der Kantine, auch um neue Väter einzubinden
- Mobilisieren Sie erfahrene Väter, jüngeren Kollegen bei Bedarf zur Seite zu stehen
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