Wenn es um Hype-Themen geht, steht aktuell meistens ein "digital" oder KI" für Künstliche Intelligenz davor. Das gilt auch für die Weiterbildung in den Unternehmen. Betrachtet man die Realität, wie das eine aktuelle Studie getan hat, nutzen die Unternehmen immer noch am liebsten Präsenzveranstaltungen.
Wenig digitale Lernformate in der betrieblichen Weiterbildung
Demnach liegt der Anteil von E-Learning an der betrieblichen Weiterbildung bei immerhin elf Prozent der befragten Unternehmen bei Null. Diese Unternehmen setzen keinerlei digitale Weiterbildungsformen ein. Bei 48 Prozent sind es weniger als zehn Prozent E-Learning-Anteil, stellt der "Trendmonitor Weiterbildung 2018" der Handelshochschule Leipzig (HHL) in Zusammenarbeit mit dem Stifterverband und dem E-Learning-Anbieter Lecturio fest. Ermittelt wurden diese Zahlen in einer Online-Befragung von Mai 2016 bis Januar 2017. Ausgewertet wurden die Antworten von 157 Befragten, darunter zu ungefähr gleichen Teilen kleine, mittlere und große Unternehmen.
Performance Support ist heute gefragt
Sehen wir uns den Alltag in Unternehmen an. Der ist eng getaktet, gekennzeichnet von Tätigkeiten, die fast immer unter Zeitdruck ausgeführt werden müssen. Taucht ein Problem auf, ist eine schnelle Lösung gefragt. Egal, ob man gerade mit einem Softwareprogramm arbeitet, einen Kunden berät oder ein logistisches Problem zu lösen ist. Gefragt ist Wissen, das zielorientiert hilft, eine Aufgabe zu bewältigen. Und zwar genau dann, wenn man dieses Wissen auch braucht. Da geht es nicht um den theoretischen Hintergrund, da geht es um schnelle und relevante Hilfe in der Praxis. Gefragt ist nicht ein großer Vorrat von Wissen, sondern schnelle Handlungs- und Lösungskompetenz. Oder, um es mit den Worten des Lerners zu sagen: Lerne nur, was dich konkret und schnell weiterbringt. Das ist im Grunde nicht neu und hat auch einen Namen: Performance Support.
Per Lernbot in die Zukunft der Weiterbildung
Die Frage ist jetzt, wie sich die schnelle Unterstützung noch besser machen lässt. Vorbild könnten zum Beispiel Online-Shops sein. Weil auch Kunden schnelle Lösungen wollen, kommen hier Chat-Roboter zum Einsatz, die einfache Fragen sofort beantworten können und die in den vergangenen Jahren dank Künstlicher Intelligenz große Fortschritte gemacht haben. Diese Chatbots, häufig in Form von kleinen, aufpoppenden Fenstern oder Avataren auf der entsprechenden Webseite, sind Dialogsysteme, die gesprochene Sprache oder freie Texteingaben analysieren und unter Anwendung von definierten Routinen und Regeln Antworten geben. Sie sind bestenfalls so gut, dass der Nutzer den Eindruck hat, er habe es mit einem menschlichen Ansprechpartner zu tun und würde ganz individuell betreut. Bei Bedarf wird dann der Chatbot zum Lernbot, der Lernern das relevante Wissen just in time, aktuell und kompakt zur Verfügung stellt.
Über die Kolumnistin: Gudrun Porath ist freie Journalistin. Sie beobachtet unter anderem für das Haufe Personal-Portal und die Haufe-Zeitschrift "Wirtschaft + Weiterbildung" die Trends auf dem E-Learning-Markt. Ihre Schwerpunktthemen sind das Lernen mit digitalen und sozialen Medien.