Studie: Welche Bedeutung hat die berufliche Weiterbildung?

Die berufliche Weiterbildung behält auch unter Coronabedingungen ihren hohen Stellenwert unter Angestellten. Das belegt eine Forsa-Umfrage. Trotzdem sollten Personalentwickler offenbar die Mitarbeiter mehr beraten. Denn mit zunehmendem Alter nimmt der zugesprochene Wert von Weiterbildung laut den Daten ab.

Für fast die Hälft der rund 1.000 Befragten (46 Prozent) ist die berufliche Weiterbildung sehr wichtig, für weitere 32 Prozent wichtig. Nur zwölf Prozent erachten sie als weniger wichtig und immerhin noch zehn Prozent halten Weiterbildung in ihrem Beruf für unwichtig. Das sind Ergebnisse der Forsa-Umfrage im Auftrag der Haufe Akademie zum Wert der beruflichen Weiterbildung in Deutschland.

Vergleicht man die Ergebnisse in Bezug auf den Bildungsgrad, zeigt sich, dass Befragte mit Abitur oder Studium Weiterbildung für wichtiger halten als Befragten mit formal geringerer Bildung (Hauptschulabschluss oder mittlerer Schulabschluss).

Bedeutung der Weiterbildung: Schere zwischen Jüngeren und Älteren

Zudem spielt das Alter beim zugemessenen Wert von Weiterbildung eine Rolle: 87 Prozent der Befragten bis 35 Jahre halten Weiterbildung für wichtig oder sehr wichtig, nur sechs Prozent sagen, sie sei unwichtig. Bei den Befragten über 56 Jahren befinden nur 67 Prozent Weiterbildung für wichtig oder sehr wichtig und ganze 19 Prozent halten die Weiterbildung für unwichtig.

Wert von Weiterbildung nach Alter

Folgen der Coronakrise für die berufliche Weiterbildung

Des Weiteren wurde in der Studie danach gefragt, ob sich durch die Coronakrise an der Bedeutung von Weiterbildung etwas geändert hat? 80 Prozent sagen, dass sie weiterhin genauso wichtig sei – nur sieben Prozent halten sie für wichtiger und 13 Prozent für unwichtiger. Hier sind es wiederum die älteren Befragten, die die Weiterbildung für weniger wichtig erachten als die jüngeren.

Weiterbildung zu Fachwissen mehr gefragt als Soft Skills

Und welche Kompetenzen sollten nach Ansicht der Befragten in der Weiterbildung vorrangig vermittelt werden? 37 Prozent der Befragten erachten das Fachwissen im Kernarbeitsbereich als wichtigsten Weiterbildungsinhalt. Mit 24 Prozent folgt die Anwendung neuer Technologien. Deutlich dahinter liegen soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit (16 Prozent) und persönliche Kompetenzen, zum Beispiel Stressmanagement (zwölf Prozent).

Beratung der Mitarbeitenden zur Weiterbildung nötig

Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu den Anforderungen an Weiterbildung, wie Arbeitgeber sie formulieren. "Gerade jetzt sind Kenntnisse neuer Technologien und Soft Skills wie Selbstorganisation mindestens so hoch zu bewerten wie reines Fachwissen", gibt Jörg Schmidt, Geschäftsführer der Haufe Akademie, zu bedenken. "Auch diese Ergebnisse zeigen also einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Personalentwicklung und Führungskräfte die Mitarbeiter nicht nur zum lebenslangen Lernen motivieren und eine entsprechende Kultur implementieren, sondern auch kontinuierlich im Dialog bleiben und sie beraten."

Eben diese Beratung wünscht sich ein knappes Drittel der Befragten: 32 Prozent geben an, dass es ihnen die Bewältigung ihrer jetzigen Arbeit erleichtern würde, wenn Vorgesetzte oder Personalleitung bei der Auswahl geeigneter Weiterbildungsmaßnahmen beraten würden. Am meisten Zustimmung erhält jedoch die Forderung, dass der Arbeitgeber mehr Weiterbildungsmaßnahmen bezahlen sollte (53 Prozent). Daneben wünschen sich 47 Prozent mehr Blended-Learning-Angebote und 41 Prozent hätten gerne mehr rein digitale Weiterbildungsangebote.

Bedeutung und tatsächlicher Nutzen der Angebote gehen auseinander

Die Studie zeigt außerdem auf, inwiefern die Befragten in den vergangenen beiden Jahren tatsächlich arbeitgeberfinanzierte Weiterbildungsangebote genutzt haben: Dies bejahen 60 Prozent. Interessant ist hier, dass die Befragten unter 35 Jahren, die den Wert von Weiterbildung allgemein höher einschätzen als ältere Befragte, tatsächlich aber seltener an - zumindest arbeitgeberfinanzierten - Weiterbildungen teilgenommen haben. 56 Prozent der Unter-35-Jährigen bejahen dies, bei den Befragten über 56 Jahren sind es 60 Prozent, in der Gruppe der 46- bis 55-Jährigen sind es sogar 67 Prozent.

Bei den genutzten Maßnahmen dominieren vor allem Präsenzveranstaltungen (82 Prozent). Digitale Angebote folgen mit 49 Prozent vor individuellem Coaching (30 Prozent).

Wert und Nutzung von Weiterbildungen

Gründe gegen die digitale Weiterbildung

Wer in den vergangenen beiden Jahren keine digitalen Weiterbildungsmaßnahmen genutzt hatte, wurde zusätzlich nach den Gründen gefragt. Hier geben 29 Prozent von 309 Befragten an, dass sie bei digitaler Weiterbildung nicht so konzentriert bei der Sache seien wie bei einer Vor-Ort-Veranstaltung. 27 Prozent sagen, dass sie online nicht so gut Fragen stellen und beantworten könnten. Ein zu unübersichtliches Angebot für digitale Weiterbildung sahen 23 Prozent als Grund dafür, dass sie keine digitale Weiterbildung genutzt haben. Neun Prozent der Befragten glauben, dass ihnen dafür technische Voraussetzungen oder Kenntnisse fehlen. Immerhin 14 Prozent geben an, dass ihr Arbeitgeber keine (digitalen) Weiterbildungsmaßnahmen finanziere.


Über die Studie zum "Wert der Weiterbildung":

Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat im Auftrag der Haufe Akademie im Dezember 2020 bundesweit 1.004 Angestellte befragt. Die Befragung erfolgte anhand von computergestützten Telefoninterviews.


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