An der Weiterbildungsstrategie fehlt es oft
Mitarbeitende finden, begeistern und langfristig ans Unternehmen binden – das versuchen Arbeitgeber aller Größen und Branchen. Die Kompetenzentwicklung in Form von Weiterbildungen birgt dabei ein großes Potenzial. Doch schöpfen die Unternehmen dieses Potenzial aus? Und wie nehmen Mitarbeitende die Möglichkeit von Weiterbildungen wahr? Das hat die mittlerweile vierte Studie des Beratungsunternehmens HR Pepper und der Bitkom Akademie branchenübergreifend bei über 1.100 Fach- und Führungskräften erfragt.
Mitarbeitende schätzen Weiterbildungsangebote sehr
Etwa neun von zehn Beschäftigten erachten Coachings und Weiterbildungsangebote als wichtig. In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen gaben das 91 Prozent an, in der Altersgruppe ab 60 Jahren noch immer 85 Prozent. Doch nicht nur das: 87 Prozent der Befragten erfahren durch die Möglichkeit, Weiterbildungen zu besuchen, Wertschätzung vom Unternehmen. Gleichzeitig sagen 86 Prozent, dass Weiterbildungen ihnen mehr Sicherheit in der Ausübung der eigenen Tätigkeit geben und 84 Prozent bestätigen, dass Weiterbildungen für sie wichtig sind, um im Berufsalltag Schritt zu halten. Durchschnittlich 1.400 Euro stehen den Berufstätigen laut der Studie für ihre berufliche Weiterbildung im Jahr 2023 zur Verfügung.
73 Prozent der Befragten gehen aber davon aus, dass der Kostendruck auf Weiterbildungsbudgets steigen wird. Viele sehen das Angebot auf Unternehmensseite jetzt schon als ausbaufähig an: So beurteilt beinahe ein Drittel (29 Prozent) das Coaching- und Weiterbildungsangebot ihres Arbeitgebers als schlecht oder sehr schlecht. Das Weiterbildungsangebot zu innovativen digitalen Technologien wie generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI) bezeichnet sogar fast die Hälfte (49 Prozent) der Befragten als schlecht oder sehr schlecht. "Je spezifischer das Thema, desto schlechter das Angebot", fassen die Studienautoren die Ergebnisse zum Status quo der Weiterbildungen in Unternehmen zusammen.
Weiterbildung: Diese Angebote wünschen sich Arbeitnehmende
Welche Ansprüche haben die Befragten an ihre Weiterbildung? Das lässt sich ebenfalls aus den Studiendaten ablesen: Mehr als die Hälfte der Berufstätigen (53 Prozent) würde sich bei der nächsten Weiterbildung gerne in Präsenz austauschen, statt an einer Online-Schulung teilzunehmen. 84 Prozent der Befragten ist es wichtig, digitale Kompetenzen und Soft Skills auszubauen.
Jedoch können nicht alle selbst bestimmen oder zumindest Vorschläge einbringen, welche Weiterbildungen sie besuchen möchten. Die Mehrheit der Befragten hat entweder völlig freie Hand oder kann Weiterbildungen vorschlagen beziehungsweise verhandelt die Auswahl mit der jeweiligen Führungskraft (21 und 58 Prozent). 18 Prozent haben jedoch keinen Einfluss auf ihre Weiterbildungen. Bei den 50- bis 59-Jährigen trifft dies auf 26 Prozent und bei den über 60-Jährigen sogar auf 37 Prozent zu.
Lebenslanges Lernen als fester Bestandteil – vielleicht im Metaverse?
Zu den Weiterbildungsangeboten der Zukunft befragt, sind sich acht von zehn Befragten sicher, dass permanentes Lernen sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit ein zentraler Teil des Lebens werden wird. Jeder und jede Zweite sieht die Zukunft der Kompetenzentwicklung außerdem in interaktiven Videos und Podcastformaten (59 Prozent), in KI-Lösungen wie ChatGPT (62 Prozent) sowie im Metaverse (49 Prozent).
"Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass Weiterbildungen nicht nur als Vorteil betrachtet werden sollten, sondern für den Erfolg eines Unternehmens essenziell sind. In der heutigen Welt ist die Qualifikation der eigenen Belegschaft entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Innovation zu schaffen. Unternehmen, die dies erkennen, werden auch die besten Talente für sich gewinnen können", so Anja Olsok, Geschäftsführerin der Bitkom Akademie.
In den Unternehmen ist diese Einsicht jedoch noch nicht angekommen oder sie wird den Beschäftigten nicht gut vermittelt. Denn: 58 Prozent der befragten Beschäftigten sind nicht sicher, ob ihr Arbeitgeber eine Weiterbildungsstrategie verfolgt oder nicht. Und sogar 50 Prozent der Mitarbeitenden im Personalwesen können dies nicht sicher sagen. Zumindest gaben aber nur neun Prozent der HR-Mitarbeitenden an, dass sie auf keinen Fall eine Strategie haben und 38 Prozent sind sich sicher, dass ihr Arbeitgeber eine erkennbare Weiterbildungsstrategie hat.
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