Fachkräfte sind bereit für die Digitalisierung, die Betriebe noch nicht
77 Prozent der Fachkräfte schätzen ihre eigene Kompetenz, bei den immer digitaler werdenden Prozessen mithalten zu können, als eher hoch bis sehr hoch ein. Das sind ein Drittel mehr als vor der Coronapandemie Anfang 2020. Erwartungsgemäß sehen sich die Fachkräfte, die hauptsächlich einer Bürotätigkeit nachgehen, in Sachen Digitalkompetenzen besser aufgestellt (83 Prozent eher hoch/sehr hoch) als diejenigen ohne festen Schreibtisch (71 Prozent). Am schwächsten schätzen sich Fachkräfte aus Gastgewerbe und Tourismus ein (67 Prozent), am stärksten sehen sich die Fachkräfte aus dem öffentlichen Dienst (83 Prozent).
Digitalisierung verändert die Arbeit der Fachkräfte
39 Prozent der Fachkräfte geben an, dass sich ihr Arbeitsplatz durch die Digitalisierung stark oder sehr stark verändert hat. Nur 15 Prozent der Fachkräfte haben branchenübergreifend überhaupt keine Veränderung registriert. Besonders groß ist der wahrgenommene Wandel in den Branchen Recht/Steuern (47 Prozent) sowie im öffentlichen Dienst (37 Prozent).
Die einzelnen Branchen sind unterschiedlich stark von der Digitalisierung betroffen. Selbst die Pflege, bei der ein Digitalisierungsbezug nicht unmittelbar auf der Hand liegt, befindet sich im Umbruch: 45 Prozent der Pflegefachkräfte berichten von einer starken oder sehr starken Auswirkung der Digitalisierung auf den eigenen Job. Im Handwerk dagegen sagen dies nur 29 Prozent, im Gastgewerbe und Tourismus gerade einmal 23 Prozent.
Weitgehend gut aufgestellt für den digitalen Wandel
Glauben Fachkräfte, dass die eigene Branche gut aufgestellt ist für den digitalen Wandel? Über die Hälfte (54 Prozent) beantworten diese Frage mit "Ja", knapp ein Viertel (24 Prozent) sagen "Nein" und 22 Prozent können das nicht einschätzen. Die Zahlen der "Digitaloptimisten" sind im Vergleich zu 2020 deutlich gestiegen. Vor zwei Jahren waren nur 46 Prozent der Fachkräfte der Meinung, dass ihre Branche im digitalen Wandel gut mitkommt.
Auch hier zeigen sich wieder deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Am besten aufgestellt für den digitalen Wandel sehen Fachkräfte in der Logistik ihre eigene Branche (64 Prozent). In der Pflegebranche (35 Prozent) und in der Gastronomie (44 Prozent) hält nur eine Minderheit die eigene Branche für digital-fit.
Corona deckt Defizite der Betriebe bei der Digitalisierung auf
Auch wenn die Digital-Fitness der eigenen Branche als relativ gut bewertet wird – in den Betrieben scheint der Digitalisierungsschub durch Corona nicht angekommen zu sein. Jede zweite Fachkraft ist der Meinung, dass die Coronapandemie in ihrem Beruf Digitalisierungsdefizite offengelegt hat. Der Anteil im öffentlichen Dienst ist mit 71 Prozent besonders hoch, im Handel mit 43 Prozent eher niedrig.
39 Prozent der Fachkräfte bescheinigen dem eigenen Betrieb Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als vor der Coronapandemie. Nur sechs Prozent der Fachkräfte sehen den eigenen Betrieb als Digitalisierungs-Vorreiter. Immerhin meinen aber 42 Prozent der Befragten, der eigene Betrieb tue genug. 2020 waren es nur unwesentlich mehr (44 Prozent).
Fehlende Lernangebote der Arbeitgeber
Die Bereitschaft, den Umgang mit neuen Technologien zu erlernen, ist da. Generell schätzen 32 Prozent der Fachkräfte ihre Neigung zum lebenslangen Lernen als "sehr hoch" ein, weitere 54 werten sie als "eher hoch".
Allerdings sagen 48 Prozent, dass ihr Arbeitgeber keine entsprechenden Angebote bereitstellt oder dass sie es nicht wissen. Bei den Teilzeit-Fachkräften ist der Anteil mit 56 Prozent deutlich höher als bei den Vollzeit-Fachkräften (44 Prozent).
Weniger Angst vor Jobverlust wegen der Digitalisierung
Die Angst, dass durch künstliche Intelligenz und Digitalisierung massiv Arbeitsplätze vernichtet werden, nimmt offenbar ab. Die meisten Fachkräfte gehen aktuell davon aus, dass ihr Job zukunftssicher ist. Nur 13 Prozent sorgen sich, dass ihr Arbeitsplatz aufgrund der Digitalisierung in Gefahr sein könnte. Das sind deutlich weniger als 2020. Damals äußerten 21 Prozent der Befragten eine solche Befürchtung.
Auch bei der Angst vor dem Jobverlust zeigen sich branchenspezifische Unterschiede: Bei Fachkräften in der Produktion und dem verarbeitenden Gewerbe sind die Sorgen mit 18 Prozent am größten, in der Pflege mit sieben Prozent am geringsten.
Für die Studie hat Meinestadt.de über das Marktforschungsinstitut Respondi im Juli 2022 insgesamt 3.000 nicht-akademische Fachkräfte mit Berufsausbildung im Alter von 18 bis 66 Jahren befragt. Eine Anfang 2020 durchgeführte Digitalisierungsstudie diente als Vergleichsbasis.
Das könnte Sie auch interessieren:
Interview mit Sascha Lobo: "Die digitale Transformation ist eine Bildungsfrage"
Digitalisierung in HR: Unzufriedenheit trotz Erfolgen
Digitalisierungsindex Mittelstand: Sicherheit und Nachhaltigkeit stehen im Fokus
-
Die verschiedenen Führungsstile im Überblick
508
-
Die besten Business Schools für Master in Management
322
-
Microlearning: Definition, Beispiele und Mehrwert für Unternehmen
168
-
Investitionen in Weiterbildung nehmen zu, aber verpuffen
111
-
Der EQ – und wie er sich steigern lässt
106
-
Kulturdimensionen: Interkulturelle Unterschiede verstehen
971
-
Psychologische Sicherheit: Erfolgsfaktor für Teamerfolg jenseits der Teamzusammensetzung
761
-
Personalentwicklungsmaßnahmen
75
-
Mini-MBA: Gut und günstig, aber weniger wertvoll
74
-
Wie Künstliche Intelligenz in der Personalentwicklung im Einsatz ist
70
-
Lern-Communitys im Unternehmen aufbauen
19.12.2024
-
Podcast Folge 41: Der "Wellenreiter-Club" von Bosch
17.12.2024
-
So gelingt generationenübergreifende Zusammenarbeit
12.12.2024
-
KI, was sonst
11.12.2024
-
Wie Unternehmen und Verbände den Aufbau von KI-Kompetenz fördern
09.12.2024
-
Lernkultur sichtbar machen und gestalten
04.12.2024
-
Podcast Folge 40: Lernreise mit Dominik Klein
03.12.2024
-
KI und die Angst vor Kontrollverlust
29.11.2024
-
Wie Führungskräfte Druck analysieren können
28.11.2024
-
DVCT-Award geht an Programm zu Selbstführung bei Bosch
25.11.2024