Gipfeltreffen der Berater
Bringt die Digitalisierung einen Verlust an Arbeitsplätzen?
Dass die Digitalisierung auf die Unternehmen einen Veränderungsdruck ausübe, darüber waren sich die Teilnehmer einig. Unsicherheit herrscht aber darüber, mit welcher Wucht und in welchem Tempo der Veränderungsdruck auf die Unternehmen zukommt. Kai Anderson nahm die Rolle des "Challengers" ein, der mit revolutionären Veränderungen rechnet: "Es wird nicht nur alles digitalisiert, was digitalisiert werden kann. Es wird auch automatisiert, was automatisiert werden kann. Die Kombination aus Digitalisierung und Automatisierung schafft einen Veränderungsdruck, den wir alle unterschätzen. Da wird kein Stein auf dem anderen bleiben."
Die Kombination aus Digitalisierung und Automatisierung schafft einen Veränderungsdruck, den wir alle unterschätzen.
Click to tweet
Carsten Wember, Partner bei der KPMG, blies in dasselbe Horn und beobachtet in administrativen Bereichen der großen Konzerne, dass sich Führungskräfte und Mitarbeiter um ihre Zukunft Sorgen machen. "Es gibt Unternehmensbereiche, die durch die Digitalisierung verschwinden werden oder deutlich an Bedeutung verlieren. Die Frage ist nur noch, wann und in welchem Umfang die Unternehmen die Veränderung anpacken." Parallel zum Trend der Industrialisierung, mit der Arbeitsplätze wegrationalisiert werden, beobachten die Berater den konträren Trend zur Personalisierung von Produkten und Dienstleistungen. "Es gibt Kundengruppen, die wollen individuell angesprochen und betreut werden. Auch darauf müssen die Unternehmen Antworten finden", erläuterte Matthias Meifert die Herausforderungen, die er beim Kunden erlebt. Es war Barbara Heitger, die dazu die entscheidende Frage stellte: "Werden sich diese konträren Entwicklungen gegenseitig aufheben oder gehen in Summe Arbeitsplätze verloren?"
Die Digitalisierung bringt auch einen Trend zur Personalisierung von Produkten und Dienstleistungen.
Click to tweet
Eine Antwort darauf versuchte Kai Haake, Geschäftsführer beim Bundesverband der Unternehmensberater (BDU), zu finden und verwies auf die Immobilienbranche. Mit Immobilienscout 24 wurde schon vor 18 Jahren eine Plattform für die Vermittlung von Immobilien geschaffen, die sich etabliert hat und die Branche dominiert. "Trotz der Digitalisierung des Vermittlungsgeschäfts ist die Zahl der Vollerwerbsmakler weitgehend konstant geblieben", erläuterte Haake und schob auch die Begründung für dieses überraschende Ergebnis nach: "Bequemlichkeit und Vertrauen der Kunden."
Wird der Beratungskuchen kleiner?
Wird der Beratungskuchen kleiner oder größer? Darüber gab es weitgehend Einigkeit. Kai Haake blickte auf die letzten zehn Jahre zurück: "Der Umsatz der Beraterbranche hat sich fast verdoppelt", analysierte er. Michael Kramarsch, Geschäftsführer HKP, erwartet weiteres Wachstum für die Branche. "Das hängt schlicht damit zusammen, dass die Unternehmen keine Experten vorhalten wollen."Sophia von Rundstedt sprang ihm bei: "Insourcing von Beratungsleistungen wird in Zeiten des Wandels für die Unternehmen nicht attraktiv sein. Co-Working bleibt eine wichtige Säule für das Beratungsgeschäft." Die Berater rechnen nicht nur mit einem weiteren Wachstum, ihnen mangelt es auch nicht an Selbstbewusstsein, was ihre Rolle angeht. "Unsere Wirtschaft ist derzeit so stark, weil Consulting Teil der Arbeitsteilung ist", formulierte Kai Anderson, dem in diesem Punkt niemand widersprechen wollte.
Woher kommt das Wachstum?
Die Teilnehmer des Roundtables erwarten Wachstum allerdings nicht bei allen Beratungsleistungen, sondern zeichneten ein heterogenes Bild. Barbara Heitger sprach gar von "tektonischen Veränderungen". Ersetzbar werden Beratungsleistungen, mit denen nur Information und Wissen zur Verfügung gestellt werden. Michael Kramarsch, der mit Vergütungsberatung groß geworden ist, sieht damit das Geschäftsmodell der Vergütungsberatung nicht bedroht: "Mehr Daten heißt nicht mehr Wissen. Die Firmen brauchen die Berater weiterhin, um die Daten zu interpretieren und die Projekte durchzuführen."
Der Super-Senior-Berater
Doch die digitalen Entwicklungen reichen weiter. Carsten Wember berichtete davon, dass KPMG mit künstlicher Intelligenz erste Lösungen pilotiert, die den heutigen Berater ersetzen können. Es entstehen technische Lösungen, die die Arbeit der Experten deutlich verändern bis wegfallen lassen.
Beratungsgesellschaften brauchen künftig verstärkt hoch qualifizierte Persönlichkeiten, die umfassende Erfahrungen mitbringen. Barbara Heitger sprach vom "Super-Senior-Berater". Das Erfahrungswissen betrachtet auch André Häusling zukünftig als zentrales Asset. "An Wissen mangelt es nicht, aber an der Umsetzung im jeweiligen Unternehmenskontext."
-
Die wichtigsten HR-Veranstaltungen 2024 im Überblick
2785
-
Wie man einen Ruf schädigt: der Fall Cawa Younosi
2682
-
Grieger-Langer und die gefakte Kundenliste
240
-
"Deutschlands Beste Arbeitgeber 2024" sind gekürt
190
-
Judith Wiese ist CHRO of the Year 2024
125
-
Schlagfertig (Teil 7): Andere zum Lachen bringen
76
-
Jochen Wallisch geht zu Siemens
71
-
Broer verantwortet Personalwesen beim HZI in Braunschweig
43
-
Haufe Group: Wechsel in der Geschäftsführung
38
-
Mehr als die Hälfte der Personaler sind Quereinsteiger
36
-
So kreativ kann Employer Branding sein
12.11.2024
-
Wie der BPM zur wichtigsten Stimme der HR-Profession wurde
12.11.2024
-
Die Kandidatinnen und Kandidaten des CHRO of the Year (1/2)
07.11.2024
-
Jörg Staff ist CHRO of the Year 2021
07.11.2024
-
Martin Seiler ist CHRO of the Year 2020
07.11.2024
-
Claudia Viehweger ist CHRO of the Year 2023
07.11.2024
-
Die Kandidatinnen und Kandidaten des CHRO of the Year (2/2)
07.11.2024
-
Frauke von Polier ist CHRO of the Year 2022
07.11.2024
-
Judith Wiese ist CHRO of the Year 2024
07.11.2024
-
HR-Personalwechsel im Oktober
31.10.2024
danke für Ihren fundierten Kommentar. Sie haben recht, in der nächsten Runde sollten noch "Disruptoren" im Halbkreis sitzen. Die Aussenperspektive fehlte in de Beraterrunde. Wenn Sie da Ideen haben, können wir gerne ins Gespräch kommen.
Viele Grüsse
Reiner Straub
eine tolle Runde habe Sie da zu einem spannenden Thema zusammen gerufen! Und wie der Name Gipfeltreffen vermuten lässt sind natürlich die wichtigsten Platzhirsche der Branche vertreten. Schaut man sich die Zukunft der Beratung im Sinne der beteiligten Kolleginnen und Kollegen an, so sind die prognostizierten Veränderungen keine große Überraschung und die Einigkeit darüber nur im ersten Moment verblüffend. Ein wenig mehr Mut in der Erweiterung solcher Runde um möglichen zukünftige Player wäre schon spannend und hätte dem zukunftsweisenden Titel gut getan. Ich glaube nämlich ganz fest daran, dass gerade Marktstrukturen sich aufgrund der Digitalisierung massiv verändern werden und auch wenn die bisher maßgeblichen Player bereit sind sich ein wenig disruptiven Wandel zu verorten, so wird das nicht reichen für ein sicheres Gefühl diesen Markt auch in zehn Jahren allein gestalten zu können. Ich sehe gerade durch die Digitalisierung große Möglichkeiten für Netzwerke, Communities und Newcomer einen Einstieg in dieses spannende Feld zu finden. Im Übrigen sehe ich dabei tatsächlich den Wert von Erfahrung bzw. Erfahrungswissen als situationsabhängig nach wie vor wichtig an, mache allerdings mehr und mehr die Erfahrung, dass kreative Ansätze, unkonventionelle Sichtweise und Problemlösungen, die eine gewisse Unbefangenheit und teilweise auch größere methodische Unabhängigkeit als dies in den namhaften Unternehmensberatungen der Fall ist verlangen, deutlichen Fahrt aufnehmen. Bekannte Lösungen für bekannte Probleme war gestern, bekannte Lösungen für neue Problem ist heute und morgen wird es für die neuen Probleme auch neue Lösungen geben müssen, die in das heutige Lösungskorsett der Beratung (noch) nicht hinein passen. Auf jeden Fall bleibt es ein spannender Markt mit vielen Perpektiven und Potential für Vieles und Viele!
Danke, dass Sie dies für uns im Auge behalten.